Treibjagd auf Menschen

Die Bewohner eines kleinen Dorfes in der Ukraine kämpfen mitten im brutalen Chaos des Zweiten Weltkriegs nicht nur ums Überleben, sondern auch um ihre Menschlichkeit. Als deutsche Soldaten das Dorf betreten, beginnt eine Jagd, die tiefe Wunden hinterlässt. Die eindringliche Begegnung zwischen gefangenen deutschen Soldaten und einer leidenden Dorfgemeinschaft enthüllt die Schrecken und Grausamkeiten des Krieges aus nächster Nähe. "Treibjagd auf Menschen" ist ein ergreifendes E-Book, das die düstere Realität der Kriegsjahre eindrucksvoll widerspiegelt. Und nun berichtet die alte ukrainische Bäuerin, auf der Ofenbank niedersitzend,... alles anzeigen expand_more

Die Bewohner eines kleinen Dorfes in der Ukraine kämpfen mitten im brutalen Chaos des Zweiten Weltkriegs nicht nur ums Überleben, sondern auch um ihre Menschlichkeit. Als deutsche Soldaten das Dorf betreten, beginnt eine Jagd, die tiefe Wunden hinterlässt. Die eindringliche Begegnung zwischen gefangenen deutschen Soldaten und einer leidenden Dorfgemeinschaft enthüllt die Schrecken und Grausamkeiten des Krieges aus nächster Nähe. "Treibjagd auf Menschen" ist ein ergreifendes E-Book, das die düstere Realität der Kriegsjahre eindrucksvoll widerspiegelt.



Und nun berichtet die alte ukrainische Bäuerin, auf der Ofenbank niedersitzend, schluchzend, während ein Rotarmist sie tröstet: „Ruhig, Mütterchen, du wirst dein Töchterchen noch einmal wiedersehn; das garantieren wir dir!“ – Die alte Bäuerin erzählt, wie der deutsche Ortskommandant von Swatowa alle Mädels und Jungens ab sechzehn Jahren nach einer Liste in den umliegenden Dörfern des Rayons aufrufen und zusammentreiben ließ. Da deutsche Kolonnen mit vielen Verwundeten durch das Dorf marschiert waren und die deutschen Soldaten alle letzten Getreidevorräte mitnahmen, ahnte man nichts Gutes. Die zwei Töchter der Bäuerin im Alter von siebzehn und neunzehn Jahren suchten sich bei Bekannten in einem etwas abseits gelegenen Gehöft zu verstecken. Doch es begann ein richtiges Kesseltreiben, eine Treibjagd auf Menschen, durch ein deutsches Polizei- und SS-Kommando. Sie sei in ihrer furchtbaren Sorge um ihre Kinder zu dem Gehöft gelaufen, habe dadurch vielleicht grade die Polizeitrupps aufmerksam gemacht. Als man ihre Töchter dann abschleppte, habe sie sich vergebens vor den Deutschen niedergeworfen und sie im Namen der Mutter Gottes angefleht, ihr doch ihre Kinder zu lassen. Man habe nicht auf sie gehört und ihre beiden Töchter mit noch achtundzwanzig jungen Menschen des Dorfes weggeschleppt. Auch ihre Töchter hätten furchtbar geweint und geschrien; aber die deutschen Polizeimänner und Soldaten hätten alle wie Vieh auf ein Lastauto hinaufgeladen.

Als ich dies den deutschen Soldaten übersetze, erklärt der Oberleutnant schon recht unsicher und zögernd, falls dies wirklich vorgekommen sei, er persönlich sei niemals bei einer solchen Sache dabeigewesen. Auch ein Soldat meint verlegen, das könne doch nicht sein. Die andern drei deutschen Soldaten schweigen und schauen auf die weinende alte Frau.

Einen Augenblick herrscht eine tiefe Stille in der kleinen Hütte. Der große dampfende Teekessel der Bäuerin steht noch immer mitten auf dem Tisch. Da sagt ein Rotarmist zu mir: „Du, frage doch einmal die Deutschen, ob sie immer noch nicht verstehen, weshalb wir kämpfen? Und dass wir kämpfen werden, unbedingt kämpfen werden, bis der letzte von diesen Menschenräubern aus unserm Lande heraus ist!“

Ich übersetze die Frage den deutschen Soldaten. Und ich füge noch hinzu: „Was würdet ihr wohl tun, wenn man eure Schwestern in Deutschland so rauben würde? Habt ihr wirklich nicht das geringste Gefühl dafür, was für erbärmliche Schandtaten ihr hier begangen habt?“



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.

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