Woman Chief – Kampf gegen die Blackfeet

Missouri - Band 2

Eine Frau wird Häuptling – sie entscheidet den Kampf zwischen den Stämmen Die junge „Lone Eagle Woman“ lebt als Adoptivtochter eines Kriegshäuptlings im Stamme der Crow. Sie liebt die Dinge, die eigentlich Sache der Männer sind: die Jagd und das Kämpfen. Ihr größter Wunsch ist es, selbst einmal Häuptling zu werden. Und ihr Wunsch soll in Erfüllung gehen: als Woman Chief geht sie in die Geschichte des amerikanischen Westens ein. Mara Laue hat mit diesem Roman einen außergewöhnlichen Western geschaffen, die Geschichte einer historischen Persönlichkeit, erzählt ohne Klischees und Vorurteile. Ein... alles anzeigen expand_more

Eine Frau wird Häuptling – sie entscheidet den Kampf zwischen den Stämmen



Die junge „Lone Eagle Woman“ lebt als Adoptivtochter eines Kriegshäuptlings im Stamme der Crow. Sie liebt die Dinge, die eigentlich Sache der Männer sind: die Jagd und das Kämpfen. Ihr größter Wunsch ist es, selbst einmal Häuptling zu werden. Und ihr Wunsch soll in Erfüllung gehen: als Woman Chief geht sie in die Geschichte des amerikanischen Westens ein.

Mara Laue hat mit diesem Roman einen außergewöhnlichen Western geschaffen, die Geschichte einer historischen Persönlichkeit, erzählt ohne Klischees und Vorurteile.

Ein deutscher Western nach historischen Ereignissen.



1831



Edwin Thompson Denig hielt in seiner Arbeit inne und blickte sich unauffällig um. Sein geschärfter Instinkt, den er sich durch die Jahre als Trapper in der Wildnis erworben hatte, sagte ihm, dass er und seine Kameraden beobachtet wurden. Doch so sehr er sich auch bemühte, die Ursache dafür zu finden, er konnte nichts erkennen. Der nahe Waldrand wirkte unberührt und friedlich wie zuvor. An den Büschen rings herum regte sich kein Blatt, und kein erschrocken auffliegender Vogel verriet irgendetwas Ungewöhnliches.

Dennoch war da jemand, lauerte im Verborgenen und beobachtete die Männer.



*



Lone Eagle Woman lag reglos im Gebüsch und beobachtete die weißen Männer, wie sie unermüdlich Bäume fällten, entrindeten und zersägten. Sie schlugen dabei wahllos jeden Baum, ohne Rücksicht darauf, ob er bereit war, gefällt zu werden. Sie wussten nichts von der Seele der Bäume oder des Landes. Sie waren dumm und arrogant, was auch darin zum Ausdruck kam, dass sie bei ihrer Arbeit einen solchen Lärm verursachten, dass man sie sogar auf der anderen Seite des Waldes hören konnte. Dadurch war Lone Eagle, die sich wie immer allein auf der Jagd befand, überhaupt auf sie aufmerksam geworden.

Die Weißen dort unten am Fluss hatten nicht einmal Wachen aufgestellt, eine leichtsinnige Sorglosigkeit, die sie unter Umständen das Leben kosten konnte. Dennoch war an diesen Menschen, die so bleich wie Geister aussahen, etwas Besonderes, eine Magie, die die Crow nicht kannten und die sie sich auch nicht erklären konnten.

Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb sie hier in deren Gebiet einen ihrer befestigten Außenposten errichteten, die sie Forts nannten, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Sicherlich vertrauten sie darauf, dass ihre geheimnisvolle Medizin sie schützte. Immerhin zeigten sie Verstand genug, sich einen guten Platz dafür zu wählen, nämlich an der Stelle, wo der Rosebud-Fluss in den großen Strom mündete, der bei ihnen Yellowstone River hieß.

Lone Eagle zählte achtundzwanzig Männer, doch keiner von ihnen trug die Uniform der weißen Soldaten, was darauf schließen ließ, dass sie kein Kriegslager errichteten, sondern eine ihrer Siedlungen. Trotzdem konnten die Crow das nicht einfach so hinnehmen. Dies waren ihre Jagdgründe, und sie hatten sie den Weißen nicht überlassen.

Einer von ihnen hielt in seiner Arbeit inne und ließ seinen Blick über den Waldrand schweifen, als suchte er etwas. Lone Eagle glaubte für einen Moment, dass er sie entdeckt hatte und schloss die Augen, um seine Magie nicht auf sich zu ziehen. Als sie sie wieder öffnete, schaute der Mann längst in eine andere Richtung.

Lone Eagle kroch langsam, ohne sich durch ein verdächtiges Geräusch oder die Bewegung eines Zweiges zu verraten, zurück zu ihrem Pferd, das sie weit genug entfernt an einen Baum gebunden hatte. Der Stamm musste so schnell wie möglich von den Eindringlingen erfahren.



*



„Hey Ed!“ John Carters Stimme riss Denig aus seinen Gedanken. „Du bist doch nicht etwa schon müde? Wir haben noch nicht einmal Mittag.“

„Ich bin nicht müde. Ich habe nur das Gefühl, dass wir beobachtet werden.“

Carters Hand zuckte zu dem Revolver, den er stets bei sich trug. Aufmerksam blickte er sich um.

Denig schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass wir unmittelbar in Gefahr sind. Wer immer uns beobachtet, ist wahrscheinlich allein. Sonst hätten wir schon längst irgendwelche warnenden Zeichen durch Vögel oder andere Tiere erhalten. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein.“

„Meines Wissens befinden wir uns hier nicht auf Indianergebiet“, sagte Carter.

Denig zuckte mit den Schultern. „Das kann man nie wissen. Die Indianer in diesem Gebiet sind Nomaden. Die stecken keine Grenzen ab wie wir. Man kann also nicht genau sagen, wo ein Gebiet endet, das sie als ihre rechtmäßigen Jagdgründe betrachten. Aber ich werde mich sicherheitshalber mal umsehen.“

„Gute Idee“, stimmte Carter zu. „Und wenn du schon mal dabei bist, kannst du ja was für unser Mittagessen schießen.“

„Wenn es sich ergibt.“

Denig nahm sein Gewehr und verließ den Bauplatz. Wenige Augenblicke später war er im Wald verschwunden. Er hatte keinen Anhaltspunkt, wo er nach Spuren suchen sollte, die einen Hinweis darauf gaben, von wo aus man sie beobachtet hatte oder ob überhaupt jemand in der Nähe gewesen war. Deshalb umkreiste er die Baustelle systematisch in einer immer größer werdenden Spirale und fand schließlich, wonach er suchte.

Hinter einem Gebüsch, von wo aus man einen guten Blick auf das Lager hatte, war das Moos auf dem Boden leicht eingedrückt. Hier hatte jemand eine gewisse Zeit gelegen und die Männer beobachtet. Nach dem zu urteilen, wie stark das Moos immer noch niedergedrückt war, konnte das noch nicht lange her sein. Denig folgte der kaum sichtbaren Spur, die von dem Platz wegführte und kam kurze Zeit später zu der Stelle, an der ein Pferd gestanden hatte. Dessen Spuren führten nach Süden.

Der Beobachter war also nur ein einzelner Späher gewesen. Und der war bereits unterwegs, um seinen Stamm zu benachrichtigen. Die Leute am Bauplatz würden also in absehbarer Zeit Besuch bekommen. Die Frage war nur: von wem? Auf dem Präriegebiet, das allgemein als die Great Plaines bekannt war, tummelten sich viele Indianerstämme: Sioux, Crow, Shoshone, Blackfeet, Assiniboine, Arapahos und Cheyenne.

Denig konnte nur hoffen, dass der Stamm, der sich in der Nähe des Bauplatzes befand, den Weißen freundlich gesinnt war.

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