Über Felder und Strände
Eine Reise in die Bretagne
Die Reise in die Bretagne mit seinem Freund Maxime Du Camp im Sommer 1847 muss für Flaubert ein Befreiungsschlag in einer bedrückenden Zeit gewesen sein. Im
Jahr zuvor hatte er den Vater und die geliebte Schwester verloren und fand sich nun, bedroht von den wiederholten Nervenanfällen, allein mit der Mutter und der verwaisten kleinen Nichte in dem Landhaus der Familie in Croisset. Heute berühmte Jugendwerke lagen unveröffentlicht in der Schub- lade und die Beziehung zu Louise Colet war mehr als krisenhaft.
Freiheit ist das wichtigste Element in diesem Reisebericht, den die beiden Gefährten gemeinsam verfassen: die innere Freiheit, die aus dem ungebundenen Umherstreifen folgt und in einem farbigen Mosaik von Betrachtungen und Assoziationen ihren Ausdruck findet. Geschichte und Kultur, Mensch und Natur, denkwürdige Orte und armseligste Behausungen, alles ist hier gleichermaßen bedeutungsvoll und mit der gleichen Hingabe beschrieben.
GUSTAVE FLAUBERT, geboren 1821 in Rouen, studierte zunächst auf Drängen des Vater Jus, gab das Studium jedoch krankheitsbedingt 1843 auf und unternahm 1847 seine erste große Reise in die Bretagne mit seinem Freund, dem Literaten Maxime Du Camp. Die beiden beschlossen, gemeinsam einen Reisebericht zu verfassen, bei dem Flaubert die ungeraden Kapitel übernahm.
MAXIME DU CAMP, geboren 1822 in Paris, hatte bereits erste literarische Meriten errungen, als er sich mit Flaubert am 1. Mai 1847 auf diese erste gemeinsame Reise begab. Im vierhändig verfassten Reisebericht übernahm er die geraden Kapitel. Außer den zwei Kopien, die sich die beiden Wanderer binden ließen, haben später beide ihre Kapitel von- einander unabhängig veröffentlicht: Du Camp 1852/53 in der Revue de Paris und Flaubert 1858 in L'Artiste.
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- Artikel-Nr.: SW115290