Die Telesaltmission

Science Fiction-Roman

Irdische Raumfahrer, auf der Suche nach erdähnlichen Planeten, stoßen auf Spuren einer früheren Raumexpedition und auf Einheimische, die auf einer niedrigen Entwicklungsstufe stehen. Nach abenteuerlichen Ereignissen ergeben sich Schritt für Schritt Vermutungen, die in Sicht auf Zukunftsvisionen der Menschheit nachdenklich stimmen und sich auf überraschende Weise bestätigen. Wieder stellt Kröger dabei interessante, bedenkenswerte Bezüge zu irdischen Entwicklungen her. Der unter dem Titel „Der Untergang der Telesalt“ 1989 erschienene Science Fiction-Roman wurde 2002 überarbeitet. Carlos und Lisa informierten über ihren... alles anzeigen expand_more

Irdische Raumfahrer, auf der Suche nach erdähnlichen Planeten, stoßen auf Spuren einer früheren Raumexpedition und auf Einheimische, die auf einer niedrigen Entwicklungsstufe stehen. Nach abenteuerlichen Ereignissen ergeben sich Schritt für Schritt Vermutungen, die in Sicht auf Zukunftsvisionen der Menschheit nachdenklich stimmen und sich auf überraschende Weise bestätigen. Wieder stellt Kröger dabei interessante, bedenkenswerte Bezüge zu irdischen Entwicklungen her. Der unter dem Titel „Der Untergang der Telesalt“ 1989 erschienene Science Fiction-Roman wurde 2002 überarbeitet.



Carlos und Lisa informierten über ihren Ausflug. Den Landeplatz in den zerklüfteten Bergen hätten sie ausgemacht. Doch dann riss Lisa die Berichterstattung völlig an sich, sie erklärte, sie habe Carlos beschwatzt, Marys Dorf zu suchen und dort zu landen. Es sei noch armseliger als Ziti. Der Sturm neulich habe viel verwüstet, auch Verletzte gefordert, und es gäbe gerade für sie als Ärztin dort eine Unmenge zu tun. Sie stelle aus all diesen Notwendigkeiten heraus den Antrag an die Schiffsleitung, sie auf Flora zurückzulassen, vorläufig bis zu einem Zeitpunkt, zu dem eine nachfolgende Expedition von der Erde eintreffe.

Nun war zunächst die Überraschung auf unserer, vor allem auf meiner Seite. Lisa forderte Entscheidungen, überraschend und unüberlegt, die sie taktvollerweise erst mit mir als ihrem langjährigen Gefährten hätte beraten sollen. Ich fühlte mich brüskiert und vor den Kameraden bloßgestellt. Friedrun hob ihren Blick nicht vom Teller.

»Du spinnst!«, sagte Bruno. »Ich betrachte das als ulkige Einlage zum gehobenen Abendessen.« Er wurde ein wenig schärfer als Lisa zum Protest ansetzte und schnitt ihr das Wort ab. »Darüber diskutieren wir nicht, Lisa. Die Verantwortung für die Mannschaft habe ich!«

Lisa schmollte, aber sie hielt sich zurück.

»Na, Friedrun, Sam, lasst eure Neuigkeiten schon los!«, forderte da auf einmal Bruno, und er lächelte versöhnlich, offenkundig auch, damit Lisas Gerede wegen keine Verstimmung in die Runde drang.

Ich musste trotz allem lachen. So sehr sah man uns also das Mitteilungsbedürfnis an. Und in der Tat, ich brannte darauf, von unserer Entdeckung zu berichten. Fast hatte ich befürchtet, Lisa stehle uns die Schau.

Wir erzählten.

Ich achtete darauf, dass wir uns ergänzten, dass Friedrun nicht in meinen Schatten geriet. Irgendwo hatten meine Gefühle an diesem Tag einen Knacks bekommen, und irgendwie begann ich Friedrun mit anderen Augen zu sehen, was ich wiederum in meinem Verhalten ihr gegenüber ausdrücken wollte, ungerichtet zunächst.

Selbst Lisa vergaß über unseren Bericht ihr Schmollen. Es wurde hin und her spekuliert, gemutmaßt, geplant. Bruno mischte sich nur in inhaltliche Fragen.

Jedem am Tisch schien klar, dass diese Entdeckung unsere gesamte weitere Arbeit prägen, zu neuen Erkenntnissen führen, wir den Rest der Zeit der Anwendung dieser Erkenntnisse widmen würden.

Um so mehr schlug dann Brunos Vorschlag in die Runde ein. »Also«, begann er, »es wäre aus dem, was Friedrun und Sam hier vorlegen, ein Fazit zu ziehen. Ich schlage vor: Lisa, Sam und Friedrun sichern den Fund, führen alle notwendigen weiteren Untersuchungen in der TELESALT durch. Eine Woche wird es dauern, denke ich. Wir anderen arbeiten im Programm. Nach dieser Woche stoßen die drei wieder zu uns. Die Auswertung dessen, was da in den Kassetten liegt, nehmen wir auf dem Rückflug zur Erde vor. Ich bin bereit, dafür etwas später in die Anabiose zu gehen. Einverstanden?«

Es herrschte Schweigen.

Inge, die noch an einem Toast knabberte, unterließ selbst das Kauen. Die Stille lastete.

Ich dachte über Brunos Worte nach, nachdem ich einen spontanen Protest unterdrückt hatte. Und nach wenigen Augenblicken wusste ich, dass ich mich wieder einmal der Logik seiner Argumente beugen würde. Verführen wir anders, entstände messbarer Schaden, während ein Nutzen äußerst zweifelhaft blieb. Ich vergrub also meinen anfänglichen Groll, hielt mich dennoch zurück, Bruno spontan zuzustimmen.



Dr.-Ing. Helmut Routschek, geboren am 25. September 1934 in Zarch (Tschechoslowakei), gestorben am 7. April 2016 in Heidenau, benutzt für seine literarischen Werke das Pseudonym „Alexander Kröger“. In Mühlhausen in Thüringen machte er sein Abitur und studierte an der Bergakademie Freiberg von 1954 bis 1959 Markscheidewesen und Bergschadenkunde. Als Markscheider arbeitete er im Tagebau Spreetal des VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe. Nach einem Zusatzstudium zum Ingenieur für Datenverarbeitung wurde er Experte für Automatisierung und Untergrundgasspeicherung und war mit Forschungs- und Produktionsaufgaben an der Universität, in der Energiewirtschaft und im Umweltschutz leitend tätig. Nach 1981 arbeitete er in der Gebäude- und Wohnungswirtschaft und nach 1990 in der Bauabteilung für Bundesbauten der Oberfinanzdirektion Brandenburg.

Seit 1969 entstanden 33 Romane (einschl. überarbeiteter Neuauflagen) und ein Kurzgeschichtenband, die in sechs Sprachen und in insgesamt 1,65 Millionen Exemplaren erschienen. Nach 1990 erschienen in dem Verlag KRÖGER-Vertrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau Susanne gründete, weitere 9 Romane, 5 überarbeitete Neuauflagen und ein Geschichtenband in einer Gesamtauflage von 40 000 Exemplaren.

Bibliografie (Auszug)

Sieben fielen vom Himmel, 1969

Antarktis 2020, 1973

Expedition Mikro, 1976

Die Kristallwelt der Robina Crux, 1977 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Robina Crux, 2004)

Die Marsfrau, 1980

Das Kosmodrom im Krater Bond, 1981

Energie für Centaur, 1983

Der Geist des Nasreddin Effendi, 1984 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Der Geist des Nasreddin, 2001)

Souvenir vom Atair, 1985 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Andere unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)

Die Engel in den grünen Kugeln, 1986 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Falsche Brüder, 2000)

Der Untergang der Telesalt, 1989 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Die Telesaltmission, 2002)

Andere, 1990 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Souvenir vom Atair unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)

Vermißt am Rio Tefé, 1995

Das Sudelfaß - eine gewöhnliche Stasiakte, 1996

Die Mücke Julia, 1996

Mimikry, 1996

Das zweite Leben, 1998

Saat des Himmels, 2000

Der erste Versuch, 2001

Chimären, 2002

Begegnung im Schatten, 2003

Robinas Stunde null, 2004

Nimmerwiederkehr, 2009

Ego-Episoden des Alexander Kröger. Wahres, heiter und besinnlich, 2012

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