Der Freizeitpionier
Frustriert von seinem auslaugenden Job bei einer riesigen Wiener Druckerei lebt Ferdinand Grenzmann nur noch in den Tag hinein. Stundenlanges Pendeln und häufige Überstunden rauben ihm sein letztes bisschen Freizeit. Doch als die Firma ihn überraschend kündigt, ändern sich seine Lebensumstände abrupt.
Anstatt sich resignierend in die von der Gesellschaft erwartete Rolle als Arbeitsloser zu fügen, erkennt er die Kündigung vielmehr als neue Chance, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. So versucht Ferdinand, einer neuen Anstellung vorerst auszuweichen und arbeitet stattdessen auf seine persönlichen Träume hin. Trotz aller Hindernisse erlebt er nun nach und nach Dinge, von denen er früher bestenfalls träumen konnte. Aber der Druck auf Ferdinand wächst – und droht ihn schließlich wieder in seine alte Realität zurück zu drängen.
Ein Buch für alle, die sich nach echter Freiheit sehnen – und nicht mehr länger nur davon träumen möchten.
Frustriert von seinem auslaugenden Job bei einer riesigen Wiener Druckerei lebt Ferdinand Grenzmann nur noch in den Tag hinein. Stundenlanges Pendeln und häufige Überstunden rauben ihm sein letztes bisschen Freizeit. Doch als die Firma ihn überraschend kündigt, ändern sich seine Lebensumstände abrupt.
Anstatt sich resignierend in die von der ...
1. ALTE FREUNDE
2. ERSEHNTE FREIHEIT
3. NEUE PLÄNE
4. DIE AUSFAHRT
5. DER FLOHMARKT
6. DIE GROßE FAHRT
7. DIE KÜSTENSTRAßE
8. MAKARSKA
9. DIE HEIMKEHR
10. ALLES VERGEBENS?
11. EINE SCHWERE ENTSCHEIDUNG
EPILOG
Vorwort
Heute, so ist gemein hin bekannt, geht es uns so gut wie nie zuvor: Die moderne Technik ermöglicht Dinge, die noch vor wenigen Jahrzehnten reine Utopie gewesen sind; Einwohner der Industriestaaten verdienen meist genug Geld, um sich komfortables Wohnen, ein oder sogar mehrere Autos, Reisen und teure Markenartikel zu leisten. Die freie Marktwirtschaft scheint sich als das System erwiesen zu haben, welches uns sprichwörtlich am meisten bringt. Doch sind es tatsächlich noch wir, die von der Wirt-schaft profitieren? Oder steht mittlerweile eine künstlich geschaffene In-stanz - nämlich das Geld - an erster Stelle? Immer mehr Menschen defi-nieren ein hohes Einkommen als Lebensglück und passen sich gedanken-verloren an ein System an, das theoretisch zwar für Wohlstand sorgt, je-doch in der Praxis auf persönliche Interessen und Bedürfnisse oder die Verwirklichung individueller Träume wenig Rücksicht nimmt.
So war auch Ferdinand Gefangener der Leistungsgesellschaft - bis er ge-kündigt wurde und dadurch einen vorübergehenden Ausschluss aus die-sem System erfuhr. Doch während viele andere in seiner Lage zutiefst unglücklich gewesen wären und sich nutzlos gefühlt hätten, nutzte Ferdi-nand diese Kündigung als eine Chance, um aus dem Arbeitsalltag, der ihn seiner Freiheit stark beraubte, auszubrechen und fortan weit mehr Be-wusstsein dafür zu entwickeln, dass die Erfüllung der eigenen Wünsche und nicht der alleinige Broterwerb im Vordergrund des persönlichen Inte-resses stehen sollte.
1. Alte Freunde
Ein schriller Laut durchdrang die Stille; langsam erwachte ein junger Mann und blickte verschlafen auf das Display seines Weckers: Die digitalen Zif-fern zeigten 4:31 Uhr an.
„Oh verdammt! Heute ist erst Dienstag“, murmelte er grämig, während er sich aufrichtete und träge aus dem Bett stieg. Müde verließ er das Zim-mer; er tastete sich durch den dunklen Vorraum, bis er im Badezimmer anlangte. Mürrisch putzte er seine Zähne und streifte halbherzig einen mehrfach benutzten Einwegrasierer über seine Bartstoppel; dann fuhr er mit einem alten, mit Haaren übersäten Kamm flüchtig durch sein zerzaus-tes, schwarzes Haar. Zurück in seinem unaufgeräumten Schlafzimmer, zog er eine ausgewaschene Jeans und ein abgenutztes, bereits getragenes T-Shirt an. In der Küche strich er sich einige Butterbrote, aß eines davon gleich und packte die übrigen in seine Lunchbox.
Wenig später verließ er das Haus; immer noch verschlafen taumelte er durch den finsteren Innenhof. Er öffnete das große, hölzerne Einfahrtstor und ging hinaus auf die Gasse; im Schein einer Laterne schloss er seinen Wagen auf und setzte sich mit Widerwillen hinter das Steuer. Der Innen-raum des in die Jahre gekommenen Renault Clio war schmutzig - und überfüllt mit leeren Getränkedosen und Verpackungen von Pausensnacks.
„Komm schon!“, murmelte er, während er versuchte, das Auto zu star-ten. „Spring an! Es hilft ja doch nichts.“
Nach mehreren Versuchen sprang der Motor an und begann stotternd zu laufen; also löste der junge Mann die Handbremse und fuhr missmutig los.
Kurz nach fünf Uhr früh verließ er die Illmitzer Feldgasse; er bog auf die Durchzugsstraße ab und folgte dieser nun in Richtung Neusiedl am See. Etwa zwanzig Minuten nachdem er losgefahren war, begann es hell zu werden: Der Seewinkel erstrahlte im Licht der Morgensonne.
„Hier ist es doch so schön … ich will nicht schon wieder weg von hier!“, dachte der junge Mann, als er einer langen, geraden Landstraße entlangfuhr. Bei Weiden am See gelangte er schließlich auf die A4 Auto-bahn, in Fahrtrichtung Wien: Auf dem Beschleunigungsstreifen gab er Vollgas, damit der Kleinwagen die Autobahngeschwindigkeit erreichte; der Motor dröhnte und der Fahrtwind schaukelte das kleine Fahrzeug hin und her, während der junge Mann der viel befahrenen Autobahn folgte. Immer wieder wechselte er auf die linke Spur, um LKW oder Kleintransporter zu überholen.
Als er sich langsam Wien näherte, verdichtete sich der Verkehr zusehends - bis es kurz darauf zu einem Verkehrsstau kam.
„Das war klar! Jeden Tag der gleiche Schmarrn“, ärgerte er sich. „Hof-fentlich komme ich nicht zu spät.“
Tatsächlich kam er, wie auch viele andere Pendler, bloß noch sehr lang-sam voran. Meter für Meter tastete er sich im stagnierenden Berufsverkehr vorwärts, während sein Adrenalinspiegel kontinuierlich stieg. Immer wieder sah er auf die Autouhr; in der Hoffnung, seinen Arbeitsplatz noch vor acht Uhr zu erreichen. Doch die Sorge, er könnte sich verspäten, war einstwei-len längst nicht seine einzige.
„Wenn ich heute schon wieder Überstunden machen muss, dann raste ich aus! Ich kann bloß hoffen, dass nicht gar so viel zu tun ist wie sonst.“
Mittlerweile war der junge Mann in Wien angelangt; doch hier war der Verkehr erst recht zum Erliegen gekommen: Aus allen Richtungen ström-ten Pendler in die Stadt und so waren sämtliche Straßen regelrecht ver-stopft. Angespannt saß er in seinem Clio und wartete darauf, dass sich die riesige Fahrzeugkolonne vor ihm endlich in Bewegung setzen würde. Un-terdessen begann er über seinen Alltag nachzudenken: „Ein tolles Leben hast du, Ferdinand: Du bist 22 und verbringst den lieben langen Tag in der verdammten Firma – wo du einen Job machst, den du nicht ausstehen kannst!“
Ferdinand arbeitete für Ducker Druck - eine namhafte Offsetdruckerei mit über 200 Beschäftigten, die seit Jahren einen ausgezeichneten Ruf genoss: Sie war bekannt für Produktqualität, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und gute Preise. Dieser Leumund hatte allerdings zur Folge, dass den Mitarbeitern sprichwörtlich nicht der geringste Fehler passieren durfte; denn jedes noch so kleine Missgeschick kostete Zeit und Geld. Um konkurrenzfähige An-gebote machen zu können, wurden die Preise stets sehr knapp kalkuliert - und so stand Stress bei Ducker Druck an der Tagesordnung.
Nach einiger Zeit erreichte Ferdinand ein Industriegebiet am Rand von Wien-Donaustadt. Aus sämtlichen Produktionsstätten drang Maschinen-lärm; auf den Zufahrtstraßen rollten unzählige Lastwägen. Vor den Ge-bäuden parkten die großen, repräsentativen Limousinen der Manager; auf den hinteren Parklätzen fanden sich die bescheidenen Fahrzeuge der Ar-beiter. Bei einem dieser Gebäude bog Ferdinand auf das Firmengelände ab, fuhr an dem Bürokomplex vorbei und parkte seinen Wagen hinter der riesigen Produktionshalle; dort, wo vorwiegend die hier beschäftigten Hilfsarbeiter und Lehrlinge ihre rostigen Fortbewegungsmittel abstellten.
„Zehn vor acht. Das schaffe ich noch!“, sagte Ferdinand zu sich selbst, schloss sein Auto ab und lief auf das Gebäude zu. Beeilt öffnete er einen der Arbeitereingänge, woraufhin ihm sogleich ohrenbetäubender Lärm wie eine Faust entgegenschlug: In der gigantischen Halle liefen mehrere dut-zend Druckmaschinen längst auf Hochtouren; einige der sündhaft teuren, modernen Maschinen wurden gar 24 Stunden am Tag im Schichtbetrieb eingesetzt. Nun eilte Ferdinand durch die Halle, vorbei an den vielen Ma-schinen und Papierpaletten, und gelangte in den Umkleideraum; in dem ein penetranter Gestank nach getragenen Socken und ranzigen Lebensmitteln herrschte. Rasch öffnete er die Tür eines Arbeiterspinds, auf der ein Zettel mit der Aufschrift ‚Ferdinand Grenzmann’ klebte. Gehetzt zog er seine Arbeitsgarderobe an, die aus einer zerschlissenen Hose, einem mit Druck-farbenflecken übersäten T-Shirt und vollkommen ausgetragenen Schuhen bestand. Im Anschluss daran lief er zu einem riesigen Regal am vorderen Ende der Druckhalle, in dem sich die Druckaufträge für diesen Tag befan-den.
„Das dauert bestimmt bis in den späten Nachmittag hinein“, stellte Ferdinand geknickt fest, als er einen flüchtigen Blick auf die ihm zugeteilten Auftragsblätter geworfen hatte. Enttäuscht marschierte er in den Raum, in dem sich die CTP-Maschinen der Firma befanden, um sich die benötigten Druckplatten zu holen. Schließlich machte er sich, bepackt mit Aluplatten, auf den Weg zu der ihm zugeteilten Druckmaschine.
Ferdinand arbeitete auf alten Heidelberg-Druckmaschinen, die lediglich ein oder zwei Farbwerke besaßen. Diese Maschinen konnten somit nur eine oder zwei Farben pro Durchlauf auf den Papierbogen drucken; die neuen Maschinen hatten allesamt vier oder mehr Farbwerke und konnten damit die drei Grundfarben Cyan, Magenta und Yellow, sowie Schwarz als Kon-trastfarbe auf einmal zu Papier bringen - und auf diese Weise in einem Durchgang bunte Bilder produzieren. Die alten Einfarbenmaschinen hin-gegen mussten von den Papierbögen vier Mal durchlaufen werden, um vierfärbige Ausdrucke zu erzielen. Eine große Schwierigkeit dabei bestand darin, die Maschine so einzustellen, dass die Farben bei den weiteren Durchläufen genau auf das Druckbild des ersten Durchganges passen würden. Zu früher en Zeiten waren die Einfarbenmaschinen tatsächlich verwendet worden, um vierfärbig zu drucken; mittlerweile jedoch wurden sie im Normalfall bloß noch eingesetzt, wenn die angeforderte Ware nur ein- oder zweifärbig bedruckt werden sollte. Für bestimmte, kleinere Auf-träge rentierte es sich allerdings dennoch, die alten Maschinen für vierfär-bige Drucke zu verwenden: Eine alte Druckmaschine war im Regelfall längst ausbezahlt, weshalb der Stundensatz auf diesen Maschinen, vergli-chen mit neuen, sündhaft teuren Geräten, relativ niedrig war. So war deren Einsatz in manchen Fällen immer noch praktikabel, um der Kundschaft ein besseres Angebot unterbreiten zu können; für den Drucker jedoch war es oft eine wahre Herausforderung, mit einer alten Maschine zumindest annähernd heutige Qualitätsstandards zu erreichen.
Bei der Druckmaschine angekommen legte Ferdinand die Druckplatten auf einem kleinen Tisch ab und nahm einen der Druckaufträge an sich: Dieser erste Auftrag für den heutigen Arbeitstag war ein beidseitig zu bedrucken-der Beipackzettel, mit einer Auflage von 2.000 Stück.
„Mal sehen. Auf der Druckplatte sind vier Nutzen, also macht das net-to 500 Druckbögen. Einmal Schöndruck, einmal Widerdruck“, faselte Fer-dinand desinteressiert, während...
Thomas Sailer galt lange Zeit als in der Harry-Potter-Szene sehr aktiv und gut vernetzt. Dies führte u.a. zu seinem Werk Chronicles of a Harry Potter Fan. In den letzten Jahren begeisterte der Autor außerdem durch weitere Werke, die sich stets sehr stark mit gesellschaftlichen Themen beschäftigen, wobei es Sailer versteht, diese in spannende Geschichten zu verpacken. Zu seinen Werken zählen u.a.
Die Aktivistin
Die Wüstenpflanze
Der Freizeitpionier
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- Artikel-Nr.: SW9783950387834
- Artikelnummer SW9783950387834
-
Autor
Thomas Sailer
- Wasserzeichen ja
- Verlag serendii publishing
- Seitenzahl 500
- Veröffentlichung 15.05.2015
- ISBN 9783950387834
- Wasserzeichen ja