Auf der Brücke mit Marie

Fünf Geschichten anstelle eines Romans

Wussten Sie schon, dass ein Admiral kommt, wenn Sie auf drei Fingern pfeifen? Ehrlich gesagt, es klappt auch nicht immer - meistens muss man zweimal pfeifen. Aber der Matrose Sauernig schafft es auf Anhieb. Dabei möchte er gar nicht so einen sauertöpfischen Namen haben und viel lieber die Reporterin Fröhlich heiraten, denn nach dem neuen Familiengesetz ... Doch erst einmal fällt er ins Wasser, und das ausgerechnet in Gegenwart des Admirals. Aber sonst ist dies ein heiterer Roman. Er handelt von einem Bürgermeister, der während der Predigt „Bravo!“ ruft, und Cäcilie Feldmann will mit ihrem Lottogewinn eine neue Straße bauen. Ihr... alles anzeigen expand_more

Wussten Sie schon, dass ein Admiral kommt, wenn Sie auf drei Fingern pfeifen? Ehrlich gesagt, es klappt auch nicht immer - meistens muss man zweimal pfeifen. Aber der Matrose Sauernig schafft es auf Anhieb. Dabei möchte er gar nicht so einen sauertöpfischen Namen haben und viel lieber die Reporterin Fröhlich heiraten, denn nach dem neuen Familiengesetz ...

Doch erst einmal fällt er ins Wasser, und das ausgerechnet in Gegenwart des Admirals. Aber sonst ist dies ein heiterer Roman. Er handelt von einem Bürgermeister, der während der Predigt „Bravo!“ ruft, und Cäcilie Feldmann will mit ihrem Lottogewinn eine neue Straße bauen. Ihr Sohn ist Maat bei der Volksmarine, die Antiquitätenfirma Musch & Meier kauft alte Hutschachteln, und auch sonst passiert allerhand ...



INHALT:

Die Stunden der Sonntage

Auf der Brücke mit Marie

Sommergeräusche

Der Admiral

Freunde



LESEPROBE:

Da kam wirklich einer auf dem Motorrad angeknattert, kam genau auf die Brücke zu, bremste plötzlich scharf und sagte: „Nanu, Werner, was machst du denn hier?“

„Tag, Onkel Erich!“, sagte Werner erfreut. „Ich dachte schon, ich krieg’ keinen mehr zu sehen von uns. Wir haben Übung, weißt du? Ich bin hierher geschickt worden auf Vorposten. Unser Chef ist in Ordnung, der lässt mich Heimatluft schnuppern.“

„Das ist Taktik“, sagte Nig. „Damit er besser verteidigt. Tag, Onkel Erich.“

Erich Bruswater lachte. „Dein Putzer?“

„Das ist Nig, irgendwie mein Kumpel.“ Und zu Nig sagte Werner: „Erich Bruswater, unser Vorsitzender. Ich hab’ dir erzählt von ihm.“

„Ja, er hat die schöne Tochter. Weiß Bescheid. Sieht ganz sympathisch aus. Könnte einer von meiner Verwandtschaft sein.“

Erich blickte Werner an. Er suchte etwas im Gesicht des Jungen und fand Verlegenheit. Wegen Marie, dachte er. „Das mit dem Vorsitzenden stimmt nicht mehr seit einer Woche. Ich bin auf der letzten Versammlung abgelöst worden. Jetzt regiert meine Frau wieder. Ist schon ein Kummer. Um den Doktorhut komme ich wohl nicht herum.“

Das war auch ein Kummer, tatsächlich. Davon musste Werner dem Nig gelegentlich erzählen, die Geschichte von Erich Bruswater und seiner Frau Mimi, die er Onkel und Tante nannte, obwohl sie es gar nicht waren. Er hätte viel lieber Vater und Mutter zu ihnen gesagt. Aber das war wiederum eine Geschichte, und die konnte man dem Nig nicht erzählen. Der hatte einmal, als Werner anfing von Marie zu reden, gesagt: „So umständlich, wie du dich anstellst in Sachen Mädchen, da muss ich dich mal auf einen Kursus schicken.



Die Stunden der Sonntage

Auf der Brücke mit Marie

Sommergeräusche

Der Admiral

Freunde



Da kam wirklich einer auf dem Motorrad angeknattert, kam genau auf die Brücke zu, bremste plötzlich scharf und sagte: „Nanu, Werner, was machst du denn hier?“

„Tag, Onkel Erich!“, sagte Werner erfreut. „Ich dachte schon, ich krieg’ keinen mehr zu sehen von uns. Wir haben Übung, weißt du? Ich bin hierher geschickt worden auf Vorposten. Unser Chef ist in Ordnung, der lässt mich Heimatluft schnuppern.“

„Das ist Taktik“, sagte Nig. „Damit er besser verteidigt. Tag, Onkel Erich.“

Erich Bruswater lachte. „Dein Putzer?“

„Das ist Nig, irgendwie mein Kumpel.“ Und zu Nig sagte Werner: „Erich Bruswater, unser Vorsitzender. Ich hab’ dir erzählt von ihm.“

„Ja, er hat die schöne Tochter. Weiß Bescheid. Sieht ganz sympathisch aus. Könnte einer von meiner Verwandtschaft sein.“

Erich blickte Werner an. Er suchte etwas im Gesicht des Jungen und fand Verlegenheit. Wegen Marie, dachte er. „Das mit dem Vorsitzenden stimmt nicht mehr seit einer Woche. Ich bin auf der letzten Versammlung abgelöst worden. Jetzt regiert meine Frau wieder. Ist schon ein Kummer. Um den Doktorhut komme ich wohl nicht herum.“

Das war auch ein Kummer, tatsächlich. Davon musste Werner dem Nig gelegentlich erzählen, die Geschichte von Erich Bruswater und seiner Frau Mimi, die er Onkel und Tante nannte, obwohl sie es gar nicht waren. Er hätte viel lieber Vater und Mutter zu ihnen gesagt. Aber das war wiederum eine Geschichte, und die konnte man dem Nig nicht erzählen. Der hatte einmal, als Werner anfing von Marie zu reden, gesagt: „So umständlich, wie du dich anstellst in Sachen Mädchen, da muss ich dich mal auf einen Kursus schicken. Oder ist es bei dir etwa mit Herz? Da verfüge ich allerdings über wenig Erfahrung. Zum Ehelichen hat es mich noch nie getrieben.“ Hatte Nig gesagt. Aber das ist Angabe gewesen. Denn so einer war der Nig nun auch nicht, dass er nur große Bogen gespuckt und geantwortet hätte, wenn man ihn fragte, wie sie gewesen sei: „Sie wiegt genau zwei Zentner ohne Sachen und ist auch sonst recht handlich.“ Nein, Nig hatte eine empfindliche Seele. Die war von der Machart, dass er selber etwas Angst hatte vor ihr. So zart wie ein Radieschen im Frühbeet.

Trotzdem konnte man dem Nig die Sache mit Marie nicht erzählen. Der hätte am Ende das Heulen gekriegt vor Rührung. Aber die Geschichte von Erich Bruswater und seiner Frau, die sollte er hören. Die war nach seiner Art.

„Nimm es nicht so tragisch, Onkel Erich“, sagte Werner. „Bisher hast du es noch immer geschafft.“

„Das ist es ja eben, mein Junge“, sagte Erich. „Ich bin mir nicht mehr sicher. Zum ersten Mal bin ich mir nicht mehr sicher. Es gilt einen Doktorhut, bedenke!“

Nig wusste nicht recht, worum es hier ging. So etwas mochte er nicht, bloß zuhören und nicht mitreden können. Deshalb guckte er den ehemaligen Vorsitzenden kritisch an und sagte: „Dass ihr jungen Leute kein Zutrauen mehr habt!“

Sie lachten alle drei. „Mit dem lässt sich Posten stehen, glaub’ ich. Ist ein munterer Vogel. Wie lange müsst ihr denn noch hier aushalten?“



Ulrich Völkel

1940 in Plauen/Vogtland geboren, Abitur 1959, danach zwei Jahre Militärdienst (NVA).

1961 Praktikum am Theater Putbus, 1962 Kulturreferent der Stadt Saßnitz, Leiter des Stadtkabinetts für Kulturarbeit in Schwerin

1963/65 Studium, Institut für Literatur „Johannes R. Becher“, Leipzig

1966 Oberreferent beim Rat des Bezirkes Schwerin, Abteilung Kultur, 1967/69 Dramaturg und Regieassistent am Staatstheater Schwerin

1969/71 künstlerischer Mitarbeiter des Generalintendanten am Volkstheater Rostock

Seit 1971 freier Schriftsteller, Herausgeber und Lektor, 1993 Gründung des RhinoVerlages (verkauft: 2006), seit 2013 Cheflektor im Eckhaus-Verlag Weimar

Seit November 2001 in Weimar ansässig

Autor, Mitverfasser oder Herausgeber von ca. 60 Büchern

Verheiratet, zwei Kinder.

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