Haldor im Frühlingstal

Erdverbunden und voller seit Generationen überlieferten Bräuche und Lebensweisen sind die Leute von Solbö. Aber irgendwann wirbeln neue Zeiten die uralten Strukturen durcheinander. Auf einmal verkaufen die Bauern ihr Land gegen märchenhafte Aktien. Sogar Ornulf am Hang gewinnt mit Spekulationen: Sein neues Haus mit zehn Fenstern, Veranda und hoher Steintreppe ist schon regelrecht mehr als eine Villa. Nur am Hofbauer Haldor Enge scheint die Zeit vorbeizugehen. In keiner Weise kümmert er sich weder um den fernen Kriegslärm und den blutigen Wahnsinn noch um den unerhörten Segen und den gewaltigen Fortschritt in diesem Fjord. Er hat zwei Knechte, die... alles anzeigen expand_more

Erdverbunden und voller seit Generationen überlieferten Bräuche und Lebensweisen sind die Leute von Solbö. Aber irgendwann wirbeln neue Zeiten die uralten Strukturen durcheinander. Auf einmal verkaufen die Bauern ihr Land gegen märchenhafte Aktien. Sogar Ornulf am Hang gewinnt mit Spekulationen: Sein neues Haus mit zehn Fenstern, Veranda und hoher Steintreppe ist schon regelrecht mehr als eine Villa. Nur am Hofbauer Haldor Enge scheint die Zeit vorbeizugehen. In keiner Weise kümmert er sich weder um den fernen Kriegslärm und den blutigen Wahnsinn noch um den unerhörten Segen und den gewaltigen Fortschritt in diesem Fjord. Er hat zwei Knechte, die sich gleich ihm nicht auf die Wunder der Konjunktur verstehen. Die drei leben auf ihre Weise ihre guten Tage und es fehlt ihnen an nichts. Nur auf seine Kinder Margit und Dagfinn wartet Haldor vergeblich. Als Margit in Seidenbluse und hohen Schuhen in den Stall ging und Dagfinn im schönsten Sonntagsstaat auf dem Feld arbeitete, kam es zum Streit und beide gingen fort. Haldor Enge gilt deswegen als starrhalsig und ist nicht beliebt am Strand von Solbö. Obwohl seine Kinder zurückkommen, begegnen ihm die Leute mit Hass und Neid. Eines Tages wird Bauer Helmer tot aufgefunden. Die Indizien, dass überhaupt ein gewaltsamer Tod vorliegt, sind mehr als dürftig. Trotzdem gelingt es den Bewohnern von Solbö mit Gewalt, Haldor und seinem Sohn einen Mord anzuhängen. Die Sage von Solbö – Lehrstück über die dunklen Urgründe der menschlichen Seele und eine Volksdichtung aus Norwegen.-



Karl Friedrich Kurz (1878–1962) war ein deutscher Schriftsteller, der vorwiegend Erzählungen, Romane und Reisebeschreibungen schrieb. Geboren in Bremgarten (heute Ortsteil von Hartheim am Rhein, südlich von Freiburg im Breisgau), ist er noch als Kind mit seinen Eltern nach Basel gezogen. Nach der Schule wollte er Maler werden und schrieb sich an der Akademie in Karlsruhe ein; doch die Umstände ließen ihn zum Schriftsteller werden. Er vagabundierte durch viele Gegenden der Welt (etwa durch Ostasien, insbesondere Japan), bis er sich schließlich in Norwegen niederließ, wo er zunächst in der Gegend von Solund, dann nahe Vadheim im Sognefjord lebte. In Norwegen schrieb er Erzählungen in deutscher Sprache, beeinflusst vom großen norwegischen Romancier Knut Hamsun sowie von Natur und Leben der Bevölkerung in den Fjorden von Sogn und Sunnfjord. Seine Bücher erreichten hohe Verkaufszahlen. 1934 wurde ihm der Große Schillerpreis der Schweizerischen Schillerstiftung Zürich verliehen. 1924 zog er nach Vårdal (Dalsfjorden) im Sunnfjord, wo er bis 1950 wohnte, als er seine Familie verließ und sich in Nessjøen (Sotra) im Hordaland ansiedelte. Dort lebte er bis zu seinem Tode. Seine nachgelassenen Schriften sind weitgehend verschollen.

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