Ein Blatt Liebe

Die Rougon-Macquart - Band 8

Zolas Zeit ist in der ökonomischen Sphäre durch den Beginn dieser zum heutigen Stand führenden Entwicklung des Kapitalismus gekennzeichnet. Sein Verhältnis zur Dingwelt und ihrer literarischen Behandlung war deshalb nicht zufällig ambivalent ebenso wie sein Verhältnis zur Tradition der Beschreibungskunst. Deshalb verurteilte er mit scharfen Worten sein "Romantisieren", dieses Ausbrechen in dem Sujet der einzelnen Romane oft so wenig angemessene Beschreibungsorgien, bezichtigte sich seines Verfallenseins an die Tradition Hugos, wo er doch so gern die Tradition Balzacs in der maßvollen Bändigung Flauberts fortsetzen wollte. "Ein Blatt Liebe"... alles anzeigen expand_more

Zolas Zeit ist in der ökonomischen Sphäre durch den Beginn dieser zum heutigen Stand führenden Entwicklung des Kapitalismus gekennzeichnet. Sein Verhältnis zur Dingwelt und ihrer literarischen Behandlung war deshalb nicht zufällig ambivalent ebenso wie sein Verhältnis zur Tradition der Beschreibungskunst. Deshalb verurteilte er mit scharfen Worten sein "Romantisieren", dieses Ausbrechen in dem Sujet der einzelnen Romane oft so wenig angemessene Beschreibungsorgien, bezichtigte sich seines Verfallenseins an die Tradition Hugos, wo er doch so gern die Tradition Balzacs in der maßvollen Bändigung Flauberts fortsetzen wollte. "Ein Blatt Liebe" hängt mit der Familiengeschichte der "Rougon-Macquart" nur sehr lose zusammen. Zwar war Hélène eine Rougon, stellte Jeannes krankhaftes Verhalten einen Sonderfall von Entwicklungsstörungen dar, der sich in die physiologische Aufgabenstellung des Romanzyklus einfügte, wurde der Reihenzusammenhang rein äußerlich durch den gleichzeitig mit diesem Roman veröffentlichten Stammbaum unterstrichen, aber in den Planentwürfen war der Roman nicht vorgesehen gewesen. Sein reales Interesse liegt auch weniger im äußeren Handlungsablauf – in dieser etwas banalen Liebesgeschichte zwischen Hélène und Doktor Deberle mit dem eifersüchtigen Dazwischentreten der Tochter, den Gewissensbissen der Mutter und ihrem schließlichen Verzichten – als vielmehr in der Art der psychologischen Darstellung. Zu Beginn des Romans ist Hélène bereits 18 Monate Witwe. Ihr Mann ist unmittelbar nach ihrer gemeinsamen Ankunft in Paris erkrankt und acht Tage darauf gestorben. Gemeinsam mit ihrer elfjährigen Tochter Jeanne lebt Hélène im Pariser Stadtteil Passy.

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