Nightfall

NYC Novel #7 – Nightfall

Chip Doyles Landung ist hart, und auch die 10.000 Dollar in seiner Hosentasche dämpfen den Aufprall nicht. Als Todesursache wird der freie Fall aus einem Hochhaus-Apartment diagnostiziert. Dennoch interessiert sich nicht die New Yorker Polizei für diesen Unfall, sondern zunächst nur der Starkolumnist Tom Gillette. Ein längst verdrängter Vergewaltigungs-Prozess und die infame Haltung der Medien lassen ihn zum Privatdetektiv wider Willen werden, denn der tote Softwareunternehmer Doyle hatte eine alles andere als weiße Weste und frönte schon zu College-Zeiten sexuellen Obsessionen. So muss Gillette im Laufe seiner Ermittlungen erkennen, dass der Grat... alles anzeigen expand_more

Chip Doyles Landung ist hart, und auch die 10.000 Dollar in seiner Hosentasche dämpfen den Aufprall nicht. Als Todesursache wird der freie Fall aus einem Hochhaus-Apartment diagnostiziert. Dennoch interessiert sich nicht die New Yorker Polizei für diesen Unfall, sondern zunächst nur der Starkolumnist Tom Gillette. Ein längst verdrängter Vergewaltigungs-Prozess und die infame Haltung der Medien lassen ihn zum Privatdetektiv wider Willen werden, denn der tote Softwareunternehmer Doyle hatte eine alles andere als weiße Weste und frönte schon zu College-Zeiten sexuellen Obsessionen. So muss Gillette im Laufe seiner Ermittlungen erkennen, dass der Grat zwischen Schuld und Sühne weitaus schmaler ist als geahnt.



Zweifelsohne finden sowohl die Anhänger reiner Krimi-Action als auch die auf intellektuelle Tiefe bedachten Leser in Jerry Osters Romanen eine faszinierende Lektüre. Komplexität und stilistische Raffinesse machen den Reiz von »Sturz ins Dunkel« aus, und Jerry Oster setzt wieder einmal die zersplitterten Elemente des Großstadtlebens zu einem raffiniert komponierten Sittengemälde zusammen.





»In Jerry Osters grotesken Kriminalromanen ist New York ein Alptraum mit Klimaanlage.«


Männer Vogue



»Rasant, absolut überzeugend und nichts für Sensibelchen.«


Gisbert Haefs





Newton hatte unrecht.


Oder wer auch immer gesagt hat, dass …


Was hat er gesagt?


Wer auch immer gesagt hat, dass zwei Dinge, die man von einem Gebäude hinunterwirft – eine Feder oder einen Fernsehapparat –, dass die beide gleichzeitig unten ankommen.


Nein. Warte mal. Galileo hatte unrecht.


Nicht Newton. Galileo.


Newton war der Typ, dem der Apfel auf den Kopf fiel und der dann »Heureka!« geschrien hat. Galileo war der Typ, der zwei Dinge gleichzeitig von einem Gebäude geworfen hat – eine Feder oder einen Ball oder ein Buch oder so, damals gab’s ja noch keine Fernsehapparate – und sie sind beide gleichzeitig unten angekommen.


Oder sie wären gleichzeitig angekommen, wenn es keine Reibung gäbe.


Nein. Warte mal. Nicht Newton hat »Heureka!« geschrien, sondern Archimedes. Archimedes hat »Heureka!« geschrien, als er in die Badewanne gestiegen ist und das Wasser überschwappte. Er schrie: »Ich hab’s!«, und seine Frau hat wahrscheinlich gesagt: »Genau das, Archie«, und ihm einen Putzlappen in die Hand gedrückt.


Gar nicht so einfach, diese Typen auseinanderzuhalten.


Als Newton vom Apfel getroffen wurde, hat er wahrscheinlich auch irgendwas geschrien. Wahrscheinlich »Autsch!« oder »Scheiße!« oder »Was zum Teufel …?« oder wie auch immer man damals im guten alten England geredet hat.


England?


Na klar, England …


Zweiunddreißig Fuß pro Sekunde pro Sekunde, richtig? So schnell fällt ein Gegenstand, wenn man ihn von einem Gebäude runterwirft – eine Feder, ein Fernsehapparat, ein Apfel, was auch immer, stimmt’s? In einem Vakuum. Ohne Reibung. Theoretisch. Also hatte Newton oder Archimedes oder Galileo oder wer auch immer gar nicht unrecht, denn er hat ja nur eine Hypothese aufgestellt.


Der Schiefe Turm von Pisa? Das Gebäude, von dem Galileo oder wer auch immer die Feder oder was auch immer runtergeworfen hat? Oder war es das Kolosseum? Das Kolosseum in Rom, nicht das drüben an der 59th Street. Gibt’s das eigentlich noch? Oder haben sie es abgerissen?


Oder war das Leonardo da Vinci? Und war es ein Turm in Vinci gewesen? Der schiefe Turm da Vinci. Der schiefe Nardo da Vinci.

Gar nicht so einfach, sie auseinanderzuhalten.


Gar nicht so einfach, den Turm gerade zu halten. Gar nicht so einfach, die Typen auseinanderzuhalten. Gar nicht so einfach, sich selbst gerade zu halten, aber das ist eine andere Geschichte. Eine lange Geschichte. Zweiunddreißig Fuß lang. Länger.

Zweiunddreißig Fuß pro Sekunde pro Sekunde.


Zweiunddreißig? Oder vierundzwanzig?


Vierundzwanzig Fuß pro Sekunde pro Sekunde? Klingt das richtig? Klingt eher falsch.


Zweiunddreißig Fuß pro Sekunde pro Sekunde. Vierundzwanzig Fuß pro Sekunde pro Sekunde.
Klingt beides richtig.


Tomate.


Tomahte.


Klingt beides richtig.


Zweiunddreißig Fuß pro Sekunde pro Sekunde.
Vierundzwanzig Fuß pro Sekunde pro Sekunde.


Klingt beides richtig.


Nein. Moment mal.


Vierundzwanzig Fuß pro Sekunde pro Sekunde, so schnell läuft eine Filmkamera, es gibt nämlich dieses Buch, das heißt 24 mal in der Sekunde oder 24 Bilder in der Sekunde oder so, und darin geht’s um Film.


Nicht vierundzwanzig Fuß pro Sekunde pro Sekunde, sondern vierundzwanzig Bilder pro Sekunde. So schnell läuft eine Filmkamera.


Zweiunddreißig Fuß pro Sekunde pro Sekunde fällt etwas, wenn man es von einem Gebäude herunterwirft.


Oder wenn es runterspringt.


Also hatte weder Newton noch Archimedes noch Galileo oder wer auch immer unrecht, denn wenn jemand von einem Gebäude springt und gleichzeitig einer eine Fahne runterwirft, dann fällt die Fahne mit ihm zusammen und der Typ wird gleichzeitig mit ihr unten ankommen, theoretisch betrachtet, im luftleeren Raum, denn in Realität, in der Wirklichkeit, wird der Typ zuerst unten aufknallen, weil er nämlich schwerer ist als die Fahne, und deshalb …


Warte mal eben.


Würde der Typ nicht auf mehr Luftwiderstand treffen und die Fahne auf weniger? Würde der Typ nicht viel mehr, du weißt schon, Luftwiderstand verursachen, würde er dann nicht langsamer fallen als die Fahne?


Würde er.


Oder doch nicht?


Warum ist der Typ dann zuerst unten angekommen, während die Fahne noch herumgeflattert ist?


Scheiße.


Ist gar nicht so einfach, diese Sachen auseinanderzuhalten.


Der Wind. Man muss den Wind mit einbeziehen.


Und die Luftströmungen.
Und warum sollte irgendjemand eine Fahne von einem Gebäude werfen?


Das muss man auch mit einbeziehen. weniger anzeigen expand_less
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