Kinder Zions

Dokumentarische Erzählung

Das noch weithin unbekannte Schicksal der "Teheran-Kinder". In Henryk Grynbergs "dokumentarischer Erzählung" kommen mehr als 70 jüdische Kinder aus Polen zu Wort, die 1943 nach Palästina gerettet wurden. Ihre Geschichten eröffnen eine schwindelerregende Topographie: von Städten und Städtchen Vorkriegspolens über entlegene Nord- und Südgebiete der Sowjetunion bis in den Iran, den Irak und nach Indien. Nüchtern schildern die verwaisten Überlebenden ihre Erfahrungen, die sie im September 1939 aus dem Raum einer geschützten Kindheit herausgerissen hatten: die mörderische Wucht der deutschen Angreifer, Tod, Raub,... alles anzeigen expand_more

Das noch weithin unbekannte Schicksal der "Teheran-Kinder".



In Henryk Grynbergs "dokumentarischer Erzählung" kommen mehr als 70 jüdische Kinder aus Polen zu Wort, die 1943 nach Palästina gerettet wurden. Ihre Geschichten eröffnen eine schwindelerregende Topographie: von Städten und Städtchen Vorkriegspolens über entlegene Nord- und Südgebiete der Sowjetunion bis in den Iran, den Irak und nach Indien.

Nüchtern schildern die verwaisten Überlebenden ihre Erfahrungen, die sie im September 1939 aus dem Raum einer geschützten Kindheit herausgerissen hatten: die mörderische Wucht der deutschen Angreifer, Tod, Raub, Zerstörung und Vertreibung sowie die vermeintliche Rettung, erneute Verfolgung und Verschleppung in der Sowjetunion.

Schlicht und sachlich bleibt der vielstimmige Erzählduktus, doch sein Rhythmus stockt, versetzt mit monotonen Wiederholungen, die sich zu einer gewaltigen Klage erheben. In jeder Geschichte ist das gleiche Muster erkennbar, das die individuelle Tragödie in ein Henryk Grynberg kollektives Los wandelt. Doch Henryk Grynberg lässt die Stimmen Kinder Zions der Einzelnen erklingen, die als Ich-Erzähler von Vätern, Müttern, Dokumentarische Erzählung Brüdern, Schwestern, Tanten und Onkeln sprechen. So werden sie vor dem Vergessen in der Masse anonymer Opfer bewahrt.



Henryk Grynberg, geb. am 4. Juli 1936 in Warschau, überlebte die Jahre der deutschen Besetzung mit seiner Mutter in verschiedenen Verstecken auf dem Land. Nach dem Krieg studierte er Journalistik in Warschau. Angesichts des anwachsenden Antisemitismus verließ er 1967 Polen und lebt seitdem in den USA. Seine Erzählungen, oft basiert auf eigenem lebensgeschichtlichem Hintergrund, schildern die Wirklichkeit der Todebedrohung, so "Der jüdische Krieg" (dt. 1972 u. 2016), "Der Sieg" (dt. 2016), "Vaterland" (dt. 2016). Auch in den Essays ("Unkünstlerische Wahrheit", dt. 2014), bleibt er seinem Lebensthema treu.



Ewa Czerwiakowski ist freie Publizistin und Übersetzerin. Sie befasst sich vorwiegend mit Zeitgeschichte und Holocaustliteratur.



Sascha Feuchert ist Professor für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur sowie ihre Didaktik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er leitet dort die Arbeitsstelle Holocaustliteratur.



Lothar Quinkenstein ist Übersetzer aus dem Polnischen, Schriftsteller, Hochschullehrer.

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