Orte der Erinnerung

Heft 2 über den Alten Friedhof Schwerin. 2. Auflage

Der Alte Friedhof Schwerin zählt zu den ältesten Landschaftsfriedhöfen Deutschlands und ist das kulturelle Gedächtnis der ehemaligen Residenz- und heutigen Landeshauptstadt Schwerin. Auf einer Fläche von etwa 24 Hektar befinden sich zahlreiche Grabanlagen von Personen, die die Geschichte des Landes und der Stadt Schwerin mitgestaltet haben, aber auch Grabanlagen von architektonischer Bedeutung. Die Autoren des zweiten Bandes „Orte der Erinnerung“ präsentieren die Architektenfamilien Clewe und Hamann, den Architekten Ehmig, den Schöpfer des bekannten „Weihnachtsfensters“ im Schweriner Dom, Ernst Gillmeister. Aber auch heute... alles anzeigen expand_more

Der Alte Friedhof Schwerin zählt zu den ältesten Landschaftsfriedhöfen Deutschlands und ist das kulturelle Gedächtnis der ehemaligen Residenz- und heutigen Landeshauptstadt Schwerin.

Auf einer Fläche von etwa 24 Hektar befinden sich zahlreiche Grabanlagen von Personen, die die Geschichte des Landes und der Stadt Schwerin mitgestaltet haben, aber auch Grabanlagen von architektonischer Bedeutung. Die Autoren des zweiten Bandes „Orte der Erinnerung“ präsentieren die Architektenfamilien Clewe und Hamann, den Architekten Ehmig, den Schöpfer des bekannten „Weihnachtsfensters“ im Schweriner Dom, Ernst Gillmeister. Aber auch heute vergessene Persönlichkeiten wie zum Beispiel der Soldat, Hofbeamte und Gegner des Gauleiters Hildebrandt Bernhard von Hirschfeld werden vorgestellt.

Die Autoren nehmen Sie mit auf eine Entdeckungsreise in die Geschichte Schwerins und Mecklenburgs und laden zu einem Spaziergang auf dem Alten Friedhof Schwerin ein. Mit dem beigefügten Friedhofsplan können Sie die Grabmale selbst entdecken.



http://alterfriedhofschwerin.de/



Ernst Gillmeister – ein Glasmaler von Rang

Der Mecklenburg-Schweriner General der Infanterie Alwin Albert August Carl von Bilguer

Der Marienschwesternverein und das Marienkrankenhaus in Schwerin

Drei Generationen Schweriner Pädagogen – Hense, Budde, Bassewitz

Bernhard von Hirschfeld – Soldat, Hofbeamter und Gegner des Gauleiters Hildebrandt

Gottlieb Fürchtegott Michael Rudolphi – Ein jüdischer Arzt in Schwerin

Gustav und Andreas Hamann – vom Historismus zur neuen Sachlichkeit

Die Wehmeyers – eine Schweriner Bürgerfamilie

Das Bauunternehmen Ludwig Clewe

Gotthilf Sellin – Pädagoge, Schriftsteller, Esperantist

Graffiti sind keine neue Erscheinung oder Ernst Bernhard Christian von Koppelow, Stadtkommandant Schwerin (1851 – 1866) und die Schlosswache

Ludwig Wilhelm Steiner – ein Bankdirektor mit Sinn für Gerechtigkeit

Paul Ehmig – Vertreter einer neuen Baukultur

Die Anlage des Lapidariums – das größte Projekt des Fördervereins Alter Friedhof Schwerin e.V.

Die Brüder Köhler – zwei Lebensbilder zu zwei Steinen auf dem Lapidarium



Der Marienschwesternverein und das Marienkrankenhaus in Schwerin

Das bürgerliche Leben in der großherzoglichen Residenz Schwerin war am Ende des 19. Jahrhunderts vielfältig. Natürlich stand der großherzogliche Hof im Mittelpunkt der Öffentlichkeit, aber auch Theater, Museum, Konzertaufführungen und im Winter die Ballsaison sorgten für Abwechslung und Zerstreuung. Eine Vielzahl von Vereinen existierte, in denen hauptsächlich die Männer Zerstreuung und Abwechslung suchten. Gesangs-, Turn-, Kegel-, Segelvereine, aber auch gemeinnützige Vereine gehörten zum bürgerlichen Leben wie Beruf und Familie. Obwohl in Schwerin zahlreiche Stiftungen existierten, die sich dem Gemeinwohl bedürftiger Frauen widmeten, gab es um 1870 lediglich einen Verein, den für Lehrerinnen und Erzieherinnen, in dem hauptsächlich Frauen ihre Beschäftigung fanden. Doch das sollte sich 1880 mit der Gründung des Mecklenburgischen Marien-Frauen-Vereins ändern. Die Gründungsstatuten lehnten sich stark an die des Deutschen Roten Kreuzes an. Die angehenden Schwestern wurden im damaligen Mutterhaus in der Münzstraße 5 ausgebildet. Ziel des Vereins war die „Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger“. Die Schirmherrschaft übernahm die Großherzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin (1856-1929). Die Ausbildung der Schwestern erfolgte im Mutterhaus Münzstraße 5. Bis 1889 übten die ausgebildeten Marienschwestern Krankenpflege im Stadtkrankenhaus. Von Seiten der Stadt erfolgte eine Kündigung der Zusammenarbeit, da in den Zimmern Andachten abgehalten wurden und es nach Aussage der städtischen Krankenhausführung an Respekt gegenüber der Leitung des Krankenhauses fehlte. Da der Verein bereits nach wenigen Jahren über größere Geldmittel verfügte, es gehörte in der Residenzstadt zum „guten Ton“ der bürgerlichen und adligen Damenkreise, Mitglied im Marienverein zu sein (1896 1642 Mitglieder), konnte 1895 ein kleines Krankenhaus im Gebäude Schelfmarkt 1 (später Schelf-Apotheke) eingerichtet werden. Das Gebäude war zuvor für 35 000 Reichsmark vom Mecklenburgischen Finanzministerium angekauft worden. Neben den Krankenzimmern hatte das Gebäude einen Operationsraum und eine Isolierstation. Die bis zu 18 Patienten fassende Krankenstation wurde von einem Arzt und drei Schwestern betreut.

Schon nach kurzer Zeit erreichte die Kapazität des Hauses ihre Grenzen und der Vorstand des Vereins suchte nach einem geeigneten, unbebauten Baugrundstück. Die Wahl fiel auf ein Grundstück am Jungfernstieg. Dieser Plan wurde von den meist betuchten Anwohnern verhindert, war doch der Jungfernstieg größtenteils mit Stadtvillen bebaut. Man befürchtete eine Abwertung der Grundstücke und den Geruch der Desinfektionsmittel, auch würde der Anblick der Kranken störend wirken. Daraufhin lehnte der Landtag 1903 die Mittel für einen Neubau ab. So blieb es zunächst beim alten Haus. Um zusätzlichen Raum zu schaffen, wurde 1905/06 das Gebäude umgebaut. Dass dies nur eine Interimslösung darstellte, war bereits bei Baubeginn klar. So wurden die an das Grundstück Schelfmarkt Nr. 1 angrenzenden Parzellen in der Lützowstraße (Röntgenstraße) sowie Teile der Gartenfläche des Schelfmarktes Nr. 2 erworben. Mit der Entwurfsplanung wurde der Schweriner Architekt Gustav Hamann beauftragt. Im Juli 1913 fand die Vorstellung des Projektes statt. Hamann plante einen dreigeschossigen 19-achsigen Baukörper mit hohem Satteldach. Zwei Seitenrisalite und ein Mittelrisalit sollten die langgestreckte Putzfassade gliedern. Die Krankenzimmer orientierten sich nach Süden in den ruhigen Innenhof, an der Nordseite lagen Flure, Sanitär- und kleinere Aufenthaltsbereiche. Der Verein konnte 215 000 RM, teils durch Lotterie und Spenden, aufbringen. Die tatsächlichen Baukosten betrugen 208 000 RM. Am 22.09.1914 wurde das Krankenhaus seiner Bestimmung übergeben. Bereits wenige Wochen später, der Erste Weltkrieg war unmittelbar vor der Eröffnung des Gebäudes ausgebrochen, wurde das Marienkrankenhaus nun doch als Lazarett zur „Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger“ betrieben. 1914 standen 50 Betten zur Verfügung. Die Landstände bewilligten einen jährlichen Zuschuss von 6 000 Reichsmark.

Die Arbeit des Marien-Frauen-Vereins stand mit Beginn des Krieges unter der Kuratel des Deutschen Roten Kreuzes. Die Aufgaben des Vereins wuchsen beachtlich.

Neben der Arbeit der Schwestern im Marienkrankenhaus wurden von den Mitgliedern 27 Nähstuben und vier Schreibstuben betrieben. Ehrenamtlich wurden „Liebesgaben“ für die Frontsoldaten gesammelt, Familien von Kriegsopfern betreut und ostpreußische Flüchtlinge versorgt. Ende 1914 hatte der Verein bereits 600 Mitglieder, die, sofern sie ausgebildet waren, auch in anderen Lazaretten halfen. 1915 gab es 43 Zweigvereine, ab Oktober 1915 wurden 78 Hilfskrankenschwestern im Mutterhaus des Vereins am Schelfmarkt ausgebildet. Das Vereinsvermögen betrug 1916 145 800 Reichsmark. Das Gebäude wurde als „Vereinslazarett-Marienhaus“ mit 100 Betten geführt. 1918 wurde die Ausbildungsstätte als staatliche Krankenpflegeschule anerkannt. 1919, jetzt wieder Zivilkrankenhaus, wurde das Gebäude, nach der Verschmelzung des Marien-Frauen-Vereins mit dem 1864 gegründeten Mecklenburgischen Roten Kreuz, in die Obhut des DRK überführt. Die Marienschwestern arbeiteten wie gewohnt weiter. Seit dem 9.März 1923 Eigentum des Roten Kreuzes, wurde die Einrichtung von 1924 bis 1930 vom Land finanziell unterstützt. 1926 erwarb das DRK weitere Grundstücke für eine geplante Erweiterung in westlicher Richtung. 1927 begannen die Erweiterungsarbeiten durch das Bauunternehmen Carl Glatz & Sohn. Federführend war der Architekt Emil Liss, der sich in seinem Entwurf an dem von Hamann geschaffenen Bau orientierte. Die Bauarbeiten fanden im Herbst 1928 ihren Abschluss. Zusätzlich waren eine Entbindungsstation, eine Röntgenabteilung und 30 Betten geschaffen worden. 1932 arbeiteten 104 Schwestern und Hilfsschwestern im Haus. Dazu kamen noch 18 Schwesternschülerinnen, die hier in der Praxis ausgebildet wurden. Auch gab es Leihschwestern und pensionierte Schwestern, die Dienst taten. 1941, das Krankenhaus war nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wieder Lazarett geworden, begannen Planungen für eine erneute Erweiterung. Diese wurde kriegsbedingt nicht ausgeführt.

Am 1.Dezember 1945, acht Monate nach Kriegsende, wurde die „Städtische Poliklinik im Marienkrankenhaus“ als erste Poliklinik in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Aus der Not heraus wollte man das verbliebene Ärztepersonal und die Technik in einem Gebäude konzentrieren, um so die gesundheitliche Versorgung für die Bevölkerung der Stadt Schwerin und des Umlandes zu gewährleisten. Doch die Nachkriegsgeschichte des Gebäudes soll hier nicht erzählt werden, obwohl in der Poliklinik noch zahlreiches Fachpersonal arbeitete, welches unter dem Kuratel des Marienfrauen-Vereins ausgebildet worden war.



Nach dem Tod der Oberschwester Elly von Quitzow, erwarb der Marien-Frauen-Verein 1917 eine eigene Begräbnisstätte auf dem Alten Friedhof. Der Vertrag über die 56 qm große Fläche vermerkt dazu 15 „Leichenbreiten“. Im Volksmund wird die Anlage Schwesternberg genannt. In den folgenden 28 Jahren wurden noch mindestens sieben Schwestern hier begraben. Die letzte Beisetzung fand 1956 statt.



Der Förderverein ALTER FRIEDHOF Schwerin e.V.

Der Verein setzt sich für die Bewahrung des ältesten noch genutzten Friedhofes in Schwerin ein. Dabei arbeitet er eng mit der Landeshauptstadt zusammen.

Ziele:

- Erweiterung der Liste der erhaltenswerten Grabanlagen

- Bestandsaufnahme der gefährdeten Grabanlagen und deren Sicherung

- Wiederherstellung und Pflege von Grabanlagen

- Gewinnung von „Grabpaten“, Fördermitgliedern und von Unternehmen und Institutionen

- langfristig die Wiederherstellung der alten parkartigen Struktur des Alten Friedhofes

Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir auch Ihre Hilfe.

Möchten Sie helfen, ein Stück altes Schwerin zu bewahren?

Werden Sie Mitglied des Fördervereins! Selbstverständlich können Sie auch als Förderer aktiv werden.

Förderverein Alter Friedhof Schwerin e.V. Obotritenring 245, 19053 Schwerin

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