Der Wachtmeister und die Hanne

Im verschneiten Berlin der Nachkriegszeit, inmitten von Trümmern und Hoffnungslosigkeit, begegnet abends nach Dienstschluss der mürrische Polizeiwachtmeister Schrimpf einer jungen Frau namens Hanne, die verzweifelt mit ihrem neugeborenen Kind Schutz sucht. Was als eine routinemäßige Kontrolle beginnt, verwandelt sich schnell in eine unerwartete Verantwortung, die Schrimpfs Leben auf den Kopf stellt. In einer Welt, die sich am Rande des Zerfalls befindet, entdeckt er durch die Fürsorge für Mutter und Kind einen Funken Menschlichkeit, der ihm längst verloren schien. Eine ergreifende Erzählung über Pflicht, Mitgefühl und die Kraft des... alles anzeigen expand_more

Im verschneiten Berlin der Nachkriegszeit, inmitten von Trümmern und Hoffnungslosigkeit, begegnet abends nach Dienstschluss der mürrische Polizeiwachtmeister Schrimpf einer jungen Frau namens Hanne, die verzweifelt mit ihrem neugeborenen Kind Schutz sucht. Was als eine routinemäßige Kontrolle beginnt, verwandelt sich schnell in eine unerwartete Verantwortung, die Schrimpfs Leben auf den Kopf stellt. In einer Welt, die sich am Rande des Zerfalls befindet, entdeckt er durch die Fürsorge für Mutter und Kind einen Funken Menschlichkeit, der ihm längst verloren schien. Eine ergreifende Erzählung über Pflicht, Mitgefühl und die Kraft des Überlebens.



Mutter Henschel hat das Mädel unter dauerndem Geschimpfe in Schrimpfs Bett gelegt, entkleidet und gesäubert: Ja, so ist das heut! Das will Berlin sein! Kein Licht hier am Nollendorfplatz! Und der Herr Polizeiwachtmeister bringt sein Mensch mit dem Balg, dem das Kindspech noch in den Augen klebt wie ’ner blinden jungen Katze, zur Mietsfrau mit. Zeiten sind das. Du Dreckspatz von einem Rabenvater, du Handvoll Dienstfrei … kennen wir! Sie haut mit ihrer großen fleischigen Hand dem Kleinen auf das Ärschchen, dass es nur so kräht.

„Was hat es?“, fragt das Mädel erschrocken. „Will es trinken?“

„Trinken?“, knurrt die Alte. „Schreien will der Mensch zuerst, du armes Dusseltier, schreien!“

Schrimpf, der weggegangen war, die Klinik anzurufen oder ‘ne Hebamme zu holen, ist wieder eingetreten. Er schlägt sich die Arme warm und legt den Mantel ab: „Nichts!“

„Da haben wir den Salat!“, meint die Mutter Henschel und geht zur Küche, um nach dem heißen Kaffee zu sehen.



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.

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