Die Rettung – eine unerwartete Wende
Ein gewöhnlicher Strandtag wird zum Schauplatz dramatischer Ereignisse, als die Schreie einer verzweifelten Mutter die Aufmerksamkeit eines Arztes und seines Sohnes erregen. Die Rettung einer ertrunkenen Frau wird zur Zerreißprobe zwischen Leben und Tod – doch was zunächst als heldenhafter Akt beginnt, endet in einer skurrilen, emotional aufgeladenen Auseinandersetzung. In einer Welt, in der die Menschen nicht nur gegen die Kräfte der Natur, sondern auch gegen die Widrigkeiten der Gesellschaft kämpfen, zeigt sich, dass die wahre Rettung weit mehr erfordert als bloßes Wissen und Mut. „Die Rettung“ ist eine fesselnde Geschichte über die Grenzen menschlicher Stärke, den ewigen Kampf mit den eigenen Schwächen und die Unberechenbarkeit des Schicksals.
Man trägt die wild sich wehrende, in den Biberpelz des alten Herrn gehüllte Frau nach oben zum Hotel. Die Wiederbelebte wird – in warme Laken und Decken gepackt – in das mit heißen Krügen vorbereitete Bett gelegt. „Kaffee … Kaffee …“, wimmert sie.
Die Dame im Pullover mit den Wikingerornamenten ist schon fortgerannt, um ihren eigenen Kaffeevorrat anzubieten; aber da die Frau weiter stöhnt: „Mir ist so übel! Hilft mir denn niemand?“, hat der Kognakrufer ein Fläschchen Dreisternkognak gebracht und beginnt, einen kleinen silbernen Becher zu füllen.
„Die Schwäche!“, jammert die Frau. „Margarine gibt es hier statt Butter! Und diese Fleischportionen … eine Maus verhungert dabei! Früher wäre so etwas nie möglich gewesen! Früher wäre man am gleichen Tag abgefahren.“
„Weiß Gott, Sie haben recht, gnädige Frau, wenn man frühere Zeiten in Betracht zieht …“, bestätigt der Kognakrufer, und auch der alte Herr mit dem Biberpelz meint: „Bei einem früheren Ernährungszustand hätte die Dame sich gewiss selbst von dem Sog weggearbeitet.“
„Immerhin, dies ist ein alter Kognak, bitte sehr!“ Der Spirituosenritter hat den Kopf der Geretteten gehoben und sucht ihr den Kognak einzuflößen; aber ein sofortiger Hustenstoß bewirkt, dass ihm die ganze Ladung ins Gesicht fährt, während die Hand der Frau das Fläschchen wegfegt, so dass es schmählich am Boden zerschellt.
„Es ist aus! Mein Kind …“, stöhnt sie und sinkt zurück. In diesem Augenblick kommen der Arzt und die Dame im nordischen Pullover, letztere mit einer Tasse heißen Kaffee. „Schnell, schnell!“, bedeutet der Herr mit dem Pelzmantel.
Der Arzt richtet die Halbohnmächtige auf, während die edle Spenderin ihr langsam den duftenden Kaffee unter die Nase und an die Lippen hält. Die Frau tut einen Schluck, um gleich darauf das schwarze Nass in hohem Bogen auszuspucken, wobei die Umstehenden in gerechter Verteilung je eine Portion ins Gesicht und auf ihre Garderobe erhalten. „Zichorie! Pfui Teufel, Zichorie!“, schreit die Frau, als habe man sie vergiftet.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
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- Artikel-Nr.: SW9783689121969458270.1
- Artikelnummer SW9783689121969458270.1
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Autor
Friedrich Wolf
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 17
- Veröffentlichung 04.09.2024
- ISBN 9783689121969
- Wasserzeichen ja