Angina oder Mandelentzündung

In einer Zeit voller Mangel und Not kämpft Frau Pöschel um die Gesundheit ihres Sohnes Alfred. Der Junge leidet an einer schweren Mandelentzündung, doch die eigentliche Bedrohung liegt tiefer – in der allgegenwärtigen Unterernährung und den kräftezehrenden Bedingungen des Krieges. Diese eindrucksvolle Erzählung aus dem Jahr 1942 gewährt einen tiefen Einblick in das alltägliche Leiden während des Zweiten Weltkriegs. Wie weit wird eine Mutter gehen, um ihr Kind in dieser dunklen Zeit zu schützen? Ein literarisches Zeitzeugnis, das die Hilflosigkeit und Verzweiflung einer Nation inmitten des Krieges greifbar macht. Was... alles anzeigen expand_more

In einer Zeit voller Mangel und Not kämpft Frau Pöschel um die Gesundheit ihres Sohnes Alfred. Der Junge leidet an einer schweren Mandelentzündung, doch die eigentliche Bedrohung liegt tiefer – in der allgegenwärtigen Unterernährung und den kräftezehrenden Bedingungen des Krieges. Diese eindrucksvolle Erzählung aus dem Jahr 1942 gewährt einen tiefen Einblick in das alltägliche Leiden während des Zweiten Weltkriegs. Wie weit wird eine Mutter gehen, um ihr Kind in dieser dunklen Zeit zu schützen? Ein literarisches Zeitzeugnis, das die Hilflosigkeit und Verzweiflung einer Nation inmitten des Krieges greifbar macht.



Was Ihrem Alfred fehlt, Frau Pöschel? Das ist eine richtige eitrige Mandelentzündung. Ob daher auch das hohe Fieber und die Schluckbeschwerden kommen? Aber natürlich, Frau Pöschel, das hängt alles miteinander zusammen. Diese Mandeln sitzen nämlich hinten am Gaumenbogen, am Rachen. Sie sind so quasi die ersten Wachtposten gegen alle möglichen Infektionskeime, die überall in der Luft herumfliegen, die wir einatmen und im Allgemeinen bei gutem Gesundheitszustand sofort da im Sieb der Mandeln vernichten. Aber heute, Frau Pöschel, ist es leider mit unserm allgemeinen Gesundheitszustand nicht mehr weit her. Zumal mit den Kindern wie Ihrem Alfred in den wichtigen Wachstumsjahren so zwischen acht bis vierzehn Jahren. Was glauben Sie, wie viele grade solcher Kinder mit allen möglichen Krankheiten heute in meine Sprechstunde kommen! Ja, ja, Frau Pöschel, da gibt es Krankheiten – wie Hautleiden, schwerste Blutkrankheiten der Kinder –, die wir früher kaum aus Lehrbüchern kannten.

Auch bei Ihrem Alfred hängt diese dauernde Kränklichkeit in diesem Jahr mit der allgemeinen Fettarmut und Unterernährung des Organismus zusammen. Da hat der Körper in diesen Wachstumsjahren, wo die Kinder ordentlich Butterstullen und Milch und auch mal ein paar Eier am Tag brauchten, einfach nicht genügend Aufbaunahrung und auch nicht genug Widerstandskraft gegen die Krankheiten, die vor allem im Herbst und im Winter drohen.

Was Sie machen können?



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.



Werkverzeichnis

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