Borlai – die Dämonen aus dem See

Borlai – die Dämonen aus dem See
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Kommissar Nakamura steht vor einem Rätsel: eine Serie grauenhafter Verbrechen erschüttert die Gegend um den Borlai-See und am nahegelegenen heiligen Nantai-Berg. Es gibt keinerlei Hinweise auf die möglichen Täter. Der Polizist tappt völlig im Dunkeln. Erst als er akzeptiert, dass bei dem unheimlichen Geschehen übernatürliche Kräfte im Spiel sein könnten und er sich den in solchen Dingen erfahrenen Mönch Kisho Hatake zu Hilfe holt, kommt er der Lösung näher. Was folgt, ist eine Symphonie des Grauens, und niemand weiß, ob Kommissar und Mönch gegen die Macht der Dämonen bestehen können. Gruselkrimi aus... alles anzeigen expand_more

Kommissar Nakamura steht vor einem Rätsel: eine Serie grauenhafter Verbrechen erschüttert die Gegend um den Borlai-See und am nahegelegenen heiligen Nantai-Berg. Es gibt keinerlei Hinweise auf die möglichen Täter. Der Polizist tappt völlig im Dunkeln.

Erst als er akzeptiert, dass bei dem unheimlichen Geschehen übernatürliche Kräfte im Spiel sein könnten und er sich den in solchen Dingen erfahrenen Mönch Kisho Hatake zu Hilfe holt, kommt er der Lösung näher. Was folgt, ist eine Symphonie des Grauens, und niemand weiß, ob Kommissar und Mönch gegen die Macht der Dämonen bestehen können.

Gruselkrimi aus Japan, ungewöhnlich, spannend, gut!



Die bleichen Strahlenfinger des Mondes tasteten sich durch das Filigranwerk blühender Kirschbaumzweige und glitzerten auf dem stillen Wasser des Borlai-Sees wie flüssiges Silber. Ein leiser Wind strich durch ausgedehnte Schilffelder. Das gelbe Ruderboot dümpelte am Westufer im Schatten der rot lackierten Brücke.

Das Paar lag flach am Boden, starrte in den nachtblauen Himmel und hielt sich an den Händen. Die beiden träumten von einer gemeinsamen Zukunft.

Es war eine Vollmondnacht am Borlai, eine Zeit, da Einheimische sich nach Einbruch der Nacht nicht mehr aufs Wasser wagten. Denn einer alten Legende gemäß erhob sich in diesen Stunden Ashido, der Samurai aus der Tokugawa-Zeit, um sich an denen zu rächen, die ihn vor mehr als dreihundert Jahren hier ermordet hatten.

Wie das ewige Kommen und Gehen der Gezeiten, der Rhythmus der Mondphasen, wiederholte sich der letzte Waffengang des japanischen Ritters, der am Borlai-See von seinen Vasallen angegriffen und ertränkt worden war. Die Fischer hatten Ashido damals ein Netz übergeworfen und ihn in die Fluten gezerrt.

Gepanzert und gespornt, war der Samurai elend ertrunken, das lange, gebogene Schwert in der Faust und auf seinem Lederschild das seidengestickte Glückssymbol des roten Drachen.

Suisho, die mandeläugige Schönheit aus dem Tokioter Stadtbezirk Bunkyo, fröstelte unter der Kühle des Abendwindes.

»Lass uns gehen, Sango«, bat die Kleine.

»Ich könnte stundenlang hier liegen«, seufzte Sango, der ein Träumer war und in seiner Firma als nicht besonders tüchtig galt.

»Es wird kühl«, flüsterte Suisho.

»Nimm meine Jacke«, sagte Sango. Er trug seine schwarzen Haare ziemlich lang. Sie bedeckten die Ohren und reichten im Nacken bis auf den Kragen des Sporthemdes.

Sie richteten sich auf.

In diesem Augenblick bemerkte Suisho die ringförmige Bewegung im tintenschwarzen Wasser, so, als hätte ein Spiegelkarpfen die stumpfe Schnauze aus dem See gestreckt. Diese Wellen aber verliefen sich nicht, sie wurden stärker.

Suisho schrie und schlug gleichzeitig die ringgeschmückte Hand auf den Mund. Aus angstgeweiteten Augen starrte sie auf den Helm, der sich ins Freie hob. Es folgte der grinsende Totenschädel. Der breite Kinnriemen hielt bleiche Kieferknochen. Die gepanzerte Schulter schob sich aus dem nassen Element. Die Erscheinung wuchs und wuchs. Wasser stürzte aus einem Kettenhemd zurück in den See. Algen hingen tropfnass vom schwarzen Griff eines langen, leicht gebogenen Schwertes. Handkorb und Stiel waren mit schwarzer Rohseide umwickelt. Der goldene Griff des Harakiri Dolches hob sich deutlich ab, symbolisierte den ehernen Grundsatz des japanischen Ritters: Sieg oder Tod.

Ashido aber war durch die hinterlistigen Fischer des Borlai-Sees um die Ehre betrogen worden. Er hatte nie eine Wahl gehabt. Daher fand er seinen Seelenfrieden nicht. In Vollmondnächten kehrte er zurück, um den Kampf noch einmal aufzunehmen, der ihn Leben und Ehre gekostet hatte.

Wie es hieß, verdankte er diese ständig erneuerte Chance einem geheimnisvollen Zauber. Seine Mutter war eine bekannte Hexe gewesen. Ihre Kunst hatte sie berühmt gemacht. Ihr Ruf war bis an den Kaiserhof gedrungen, der damals noch in Westjapan, in Kyoto, lag. Die Alte, so behaupteten Eingeweihte, habe ihre Seele für den Sohn verpfändet. Ihren Leib habe der Teufel verschmäht. Ein Yazgan-Dämon sei in die leere Hülle gefahren und mache in Gestalt der bösen alten Frau die Gegend um den nahen Nantai-Berg unsicher.

Samurai und Dämon würden nur zusammen oder niemals erlöst.

Suisho und Sango hatten diese Geschichte nicht gehört.

Der stumme Samurai verschwand im Nebel.

»Nichts wie weg!« hauchte Suisho.

Wie angewurzelt blieb Suisho stehen. Sie deutete nach vorn.

Sango atmete hörbar aus.

Vor der Brücke, die sie auf ihrer Flucht passieren mussten, war ein heißer Kampf entbrannt.

Ashido, der Samurai, hing im Gewirr eines Fischernetzes. Wütend suchte er sich mit dem flachen Schwert zu befreien

Eine Horde vergreister Männer umringte das Opfer. Zahnlose Münder artikulierten Triumphschreie, die niemals hörbar wurden. Weiße Haupthaare und Barte flatterten, wenn die Schemen vorrückten, mit Holzknüppeln auf den gefangenen Ritter eindroschen.

Dann kam der Samurai zu Fall.

Blitzschnell sprang ein schmächtiger Bursche vor. Er hielt eine Heugabel und spießte den Unglücklichen auf, der unter dem Netz zappelte. Knirschend bohrten sich die eisernen Zinken durch den Koller.

Wütend gaben die Chimären dem Ritter den Rest.

Holzgeschnitzte Tempelwächter an den Pfosten der Brücke weinten blutige Tränen. Der Mond verhüllte sein Antlitz. Und aus den Spalten des Nantai-Berges erklang ein abgrundtiefes Seufzen, geisterte über Felswände und schroffe Pfade.

Die Fischer, in Holzpantoffeln, die Gesichter durch Tücher verhüllt, auf denen spitzkegelige Hüte aus Reisstroh thronten, mit blauen zerrissenen Jacken und knielangen Hosen, geiferten und tobten, zerrissen den Samurai förmlich, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Als die erste Wut verraucht war, packten sie ihn wie ein gefangenes Tier, hängten das Netz an zwei schwere Bambusstangen und trugen den Erschlagenen zum See.

Sie warfen den Samurai zurück in das Element, dem er für wenige Minuten bei Vollmond entstiegen war, um sein unglückliches Schicksal zu korrigieren und seine Ehre wiederherzustellen.

Spurlos versank die stumme Gestalt.

Das Dutzend entfesselter Mörder, die ihrem Herrn an der Brücke aufgelauert hatten, aber schwärmte aus. Spitze Münder pfiffen lautlos. Feueraugen rollten. Hämisches Grinsen lag auf bleichen Fratzen.

Krallenhände angelten nach neuen Opfern. Blutdurst malte sich auf Mördervisagen. Geifer spritzte aus Mundwinkeln.

Mit einem Schrei riss sich Suisho los. Sie rannte auf die Brücke zu, während schon die Meute die Verfolgung aufnahm.

Das Mädchen lief, was die Beine hergaben. Zu langsam noch für die Geisterschar. Magere Stelzen griffen mächtig aus. Klapperdürre Gestalten hetzten durch sumpfige Wiesen. Klauen streckten sich verlangend aus, erwischten das Mädchen.

Suisho schrie entsetzlich auf.

Sango hielt sich die Ohren zu.

Wie erstarrt harrte er aus, verborgen durch die breiten Zweige einer buschigen Kiefer. Sein Herz raste. Er schloss die Augen. Er wollte nichts mehr sehen. Er ahnte, welch kannibalischen Genüssen sich die entfesselten Dämonen hingaben.

Langsam sank Sango zu Boden.

Nie hatte er sich schlimmer geängstigt als in dieser Nacht.

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