Weltmeister Maichle oder Es ist der Geist, der sich den Körper schafft

In dieser satirischen Erzählung erleben wir eine mitreißende und bissige Gesellschaftskritik. Heinzwerner Maichle, ein unscheinbarer Athlet aus Murnau, erobert die Weltbühne durch seinen sensationellen Sieg im Schleuderballwurf. Doch was als sportlicher Triumph beginnt, entwickelt sich schnell zu einer absurden und tragischen Komödie, als Maichle inmitten nationalistischer Begeisterung und übertriebenem Heldentum an den Erwartungen zerbricht. Wolf gelingt es, mit scharfem Witz und ironischem Unterton, den Wahnsinn und die Hysterie einer Gesellschaft zu entlarven, die den Einzelnen für kollektiven Ruhm opfert. Diese Erzählung aus dem Jahr 1925... alles anzeigen expand_more

In dieser satirischen Erzählung erleben wir eine mitreißende und bissige Gesellschaftskritik. Heinzwerner Maichle, ein unscheinbarer Athlet aus Murnau, erobert die Weltbühne durch seinen sensationellen Sieg im Schleuderballwurf. Doch was als sportlicher Triumph beginnt, entwickelt sich schnell zu einer absurden und tragischen Komödie, als Maichle inmitten nationalistischer Begeisterung und übertriebenem Heldentum an den Erwartungen zerbricht.

Wolf gelingt es, mit scharfem Witz und ironischem Unterton, den Wahnsinn und die Hysterie einer Gesellschaft zu entlarven, die den Einzelnen für kollektiven Ruhm opfert. Diese Erzählung aus dem Jahr 1925 bleibt eine zeitlose Parabel auf die Verblendung und die fatalen Konsequenzen des übertriebenen Nationalstolzes.



Inzwischen war auch die Heimat nicht müßig gewesen.

Bis in die bescheidensten Arbeiterquartiere, bis in die fernste Bauernhütte hatte das Radio den Olympiasieg der Landesfarben getragen. Stolz erfüllte jeden: die Brust des Fabrikherrn wie die des kleinen Mannes.

Der Name Heinzwerner Maichle schwebte auf aller Lippen.

Die Heimkehr des Olympioniken begann.

An der Grenze wurde er durch den Reichsausschuss der vereinigten Sportverbände, durch eine Abordnung des Reichstags (Rasenspiel- und Kulturabteilung) und durch den Aufsichtsrat des Trusts zur Herstellung nahtloser Lederwaren empfangen. Dieser überreichte ihm einen Ehrenschleuderball aus nahtfreiem prima Kernleder, auf dessen einer Seite das Landeswappen, auf dessen anderer sein Namenszug hineingepunzt war. Schon setzte der Begrüßungschor von Tausenden weiß gekleideten Schulkindern ein, die es sich nicht hatten nehmen lassen, an die Grenze zu strömen. Bei den Klängen dieser glockenreinen unschuldigen Stimmen ging ein Schauer durch den nervigen Mann. Er pflückte ein Blatt aus seinem goldenen Lorbeerkranz und reichte es einem Kind mit den schlichten Worten: „Werde wie ich!“

Über seinem Haupte kreuzten Fliegergeschwader.

So betrat Heinzwerner Maichle die Heimat.



Friedrich Wolf

Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.

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