Der Präsident kommt oder Zwei Feldherren, vier Rosen und ein paar Tränen

Eine humorvolle und tiefgründige Erzählung über die Vorbereitungen einer diplomatischen Mission für den Besuch eines Staatspräsidenten. Die Geschichte taucht in die chaotische Welt von Protokollen, minutiösen Planungen und überraschenden Wendungen ein, die jeden Moment in ein Desaster verwandeln könnten. Im Zentrum steht der Versuch, den Präsidenten zu beeindrucken, während hinter den Kulissen eine außergewöhnliche Mischung aus menschlichen Fehlern, Bürokratie und witzigen Missgeschicken die Oberhand gewinnt. Mit einem Augenzwinkern zeigt diese Erzählung, wie große politische Ereignisse oft von den kleinsten... alles anzeigen expand_more

Eine humorvolle und tiefgründige Erzählung über die Vorbereitungen einer diplomatischen Mission für den Besuch eines Staatspräsidenten. Die Geschichte taucht in die chaotische Welt von Protokollen, minutiösen Planungen und überraschenden Wendungen ein, die jeden Moment in ein Desaster verwandeln könnten. Im Zentrum steht der Versuch, den Präsidenten zu beeindrucken, während hinter den Kulissen eine außergewöhnliche Mischung aus menschlichen Fehlern, Bürokratie und witzigen Missgeschicken die Oberhand gewinnt. Mit einem Augenzwinkern zeigt diese Erzählung, wie große politische Ereignisse oft von den kleinsten Details bestimmt werden – und wie am Ende ein bisschen Menschlichkeit alles retten kann.



Die Nachricht schlug ein wie der Blitz. Der Chef berief die Mitglieder der Mission zu einer außerordentlichen Beratung; er wies auf die historische Bedeutung der Stunde hin und begann die Aufgabengebiete zu verteilen.

Dem ersten Sekretär oblag neben den Protokollpflichten und den Einladungen die Gesamtüberwachung der zwei Tage. Der Kanzleichef, ein soldatischer Draufgänger, erhielt alle Funktionen des Außendienstes, einschließlich der Einteilung der Fahrzeuge und der Besorgung der Kränze samt Beschriftung der Schleifen. Der Konsul hatte sich um den Bahndienst und mit Hilfe der Sachbearbeiter um die Ausschmückung des Missionsgebäudes zu kümmern. Ludwig, der Pressemann, war für die Nachrichtenübermittlung, den Tag- und Nachtdienst am Telefon, verantwortlich. Die diversen Ehefrauen aber wurden mobilisiert für das kalligrafische Schreiben der Namen von etwa dreihundert Einladungen des Empfanges der Mitglieder des diplomatischen Korps und der Regierung. Denn diese Staatsvisite durfte nicht vorzeitig bekannt werden und musste intern vorbereitet sein.



Es war aber bereits ein genaues Programm nach dem Stundenplan der befreundeten Regierung ausgearbeitet worden. Ein noch präziserer „Minutenplan“, in dem vom ersten Atemzug der Delegation nach Betreten des Staatsgebietes bis zum letzten Lebewohl beim Verlassen des Territoriums alles minutenmäßig festgelegt sei, würde folgen.

Der Chef der Mission, nachdem er seine Mitarbeiter derart ins Bild und zugleich in rotierende Großkampfstimmung versetzt hatte, erhob sich von seinem Stuhl und erklärte dumpf: Die geringste Unachtsamkeit auch nur eines der Missionsmitglieder müsse bei der historischen Größe der bevorstehenden Stunde sich zwangsläufig ins Astronomische ausweiten und unweigerlich zu seiner Demission und der des ersten Sekretärs führen. Während die männlichen Mitglieder diese ernsten Worte des Chefs stark beeindruckt in sich aufnahmen, hatten die jungen weiblichen Kräfte, die wie vier griechische Grazien nebeneinander auf einer Couch saßen, sich bereits in das „Stundenprogramm“ vertieft. Plötzlich sagte Ruth: „Was heißt denn das hier – von dreizehn bis vierzehn Uhr Mittagessen des Präsidenten im eigenen Kreis?“ Irene, in ihrer stillen Sicherheit, meinte: „Das ist doch klar, unser Präsident speist mit seinen Leuten.“ – „Weshalb soll er denn nicht bei uns hier essen?“, fragte jetzt kess die kleine Inge. Und Gertrud assistierte: „Bestimmt erwartet er, dass wir ihn einladen.“



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.



Werkverzeichnis

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