Der vertauschte Mittelstürmer
Elf Kicker im Fußballfieber
Das ist ein Fußballbuch, jedenfalls ein Buch mit Fußballgeschichten, mit vier Fußballgeschichten. In der ersten Geschichte steht die F-Mannschaft des Post-Sportvereins vor einem wichtigen Entscheidungsspiel. Wenn sie gegen den TSV Blau-Weiß gewinnen, dann sind sie Kreismeister. Aber beim letzten Training fehlt nicht nur ihr Trainer wegen Krankheit, sondern auch den zwölfjährigen Christian hat die Grippe erwischt. Christian hustet und schnieft. Er liegt zu Hause schwitzend im Bett. Und dabei ist er ihr Mittelstürmer, der in jedem Spiel ein Tor schießt. Immer. Das ist guter Rat teuer? Wer kann helfen?
Da meldet sich Caroline zu Wort Sie ist Christians Schwester. Genauer gesagt: seine Zwillingsschwester. Sie hat feuerrote Haare, wie er. Aber sie trägt einen langen Pferdeschwanz. Christians Haare dagegen sind rappelkurz. Natürlich gehen die beiden in dieselbe Klasse, die 2 a.
„Ich spiele für Christian“, schlägt Caroline vor. „Ich sehe so aus wie er. Außerdem habe ich schon mal beim VfB trainiert. Einige Monate lang. Aber wir haben nicht genug Mädchen für eine Mannschaft zusammenbekommen.“ Ob das wohl funktioniert?
Auch in den drei anderen Fußballgeschichten von Jan Flieger geht es um das runde Leder, allerdings ganz anders als erwartet - aber trotzdem spannend zu lesen.
Der vertauschte Mittelstürmer
Der blöde tolle Tag
Die besten Freunde der Welt
Das Spiel meines Lebens
Und plötzlich sagte ich: »He! Mal alle herhören. Wenn ich die Mannschaft aufstelle, gewinnen wir!«
Ein großes Murmeln begann.
»Jetzt gibt’s Ärger«, sagte Anna leise. Fabians Gesicht wurde finster. Er tippte sich an die Stirn. »Du spinnst ja«, stellte er fest und kam einen Schritt auf mich zu. »Wetten?«, fragte ich und sah ihm fest in die Augen.
Fabian blieb stehen. Er überlegte. »Um dein neues Skateboard?«, fragte er lauernd.
Das verschlug mir die Sprache. Am liebsten hätte ich Fabian einen Vogel gezeigt. Aber das traute ich mich nicht. Fabian feixte mich an. »Na, Hosen voll?« Ich zuckte mit den Schultern. »Gut«, sagte ich. »Um mein Skateboard! Aber wenn ich die Wette gewinne, stelle ich in Zukunft die Mannschaft auf, okay?«
»Okay«, sagte Fabian. »Aber mach dir keine Hoffnungen. Das Skateboard bist du los.« Mein Herz klopfte ganz wild. Mein Skateboard! Mein neues, bestes, schnellstes Skateboard! Fabian war supergemein. Konnte man denn überhaupt gegen die Kinder aus der Schillerstraße gewinnen? Wir hatten gegen die bisher immer verloren. Die meisten von denen hatten sogar richtige Fußballschuhe. Und Mädchen durften bei denen auch nicht mitspielen.
»Wie willst du’s denn machen, Schlaumeier?«, fragte Fabian und grinste Ich zog einen zerknüllten Zettel aus der Hosentasche und einen Bleistiftstummel. »Jeder sagt, was er spielen will«, schlug ich vor. »Ich möchte Mittelstürmer sein.« Ich kaute auf dem Bleistift herum und wartete ab.
Aber alle, außer Fabian, nickten.
Also schrieb ich meinen Namen auf. Genau in der Mitte des Zettels.
Dann prasselten die Namen auf mich ein. »Ich spiele Linksaußen«, rief Daniel. Fritzchen wollte im Tor stehen. Ayse wollte stürmen, Michael Rechtsaußen sein und Uwe Verteidiger. Julia wollte ins Mittelfeld.
»So haben wir noch nie gespielt«, meinte Fabian verächtlich. »Ihr seid ja doof! Außerdem, wo soll ich überhaupt spielen?«, fragte er mich.
»Du bist bestimmt ein guter Verteidiger«, erwiderte ich.
Und ich dachte an meine Ferien im vorigen Sommer, an die Felsen in der Brandung. Fabian könnte so ein Fels sein. Ihn rannte keiner so leicht um.
»Na gut«, maulte Fabian. »Verlieren tun wir sowieso. Dafür gehört mir dann dein Skateboard.«
Und wir trainierten jeden Tag.
Wie eine richtige Mannschaft.
Mein Papa hat uns sogar einige Tipps gegeben. Etwas flau war mir dann aber doch schon im Magen. Immer wieder dachte ich an meinen schnellen Flitzer, mein Skateboard.
Die Kinder der Schillerstraße spielten wie Profis. Die waren wirklich gut.
Nach drei Wochen bin ich in die Schillerstraße getrabt. Da stand ein Junge mit einer Dortmundmütze.
Ich stehe mehr auf Schalke. Schon immer. »Wir wollen eine Revanche«, sagte ich. Der Dortmundfan griente. »Könnt ihr haben«, sagte er.
Das klang hochnäsig. Ich ärgerte mich gewaltig.
»Diesmal gewinnen wir aber!«, sagte ich. »Ein klasse Witz«, erwiderte der Junge. Und er fing an schallend zu lachen. Er hörte gar nicht wieder auf.
»Morgen«, sagte ich kurz. »Um drei.« Ich bemühte mich verächtlich zu gucken.
Der Junge nickte gönnerhaft und lachte noch einmal hinter mir her. Als ich mich umwandte, hob er die Faust. Und ließ dabei den Daumen steil nach oben schnellen.
»Borussia Dortmund«, rief er.
»Schalke!«, rief ich trotzig zurück. Schalke hat auch die Italiener beim UEFA-Cup im Endspiel geschlagen.
In der Nacht vor dem Spiel habe ich schlecht geschlafen.
Mein Herz klopfte heftig, und in der Schule konnte ich nur an das Spiel denken. Als die letzte Stunde zu Ende war, bekam ich auch noch Bauchschmerzen.
Aber keinem habe ich davon erzählt.
»Wir machen es wie Schalke«, machte ich den anderen Mut.
Fabian hat nur gegrinst. Richtig hinterhältig. Ich habe dauernd an mein Skateboard denken müssen.
Geboren 1941 in Berlin. Diplom-Wirtschaftsingenieur. War einer der erfolgreichsten Krimiautoren der DDR.
Theodor-Körner-Preis.
Lebt in Leipzig. Schreibt Krimis, Thriller, Kinderbücher. Übersetzung ins Chinesische, Niederländische, Russische, Tschechische und Dänische.
Zwei Krimis erschienen vor der Wende bei S. Fischer. Sein Krimi „Tatort Teufelsauge“ war ab 2006 nach der Übersetzung ins Englische durch Professor Mark Webber Lehrstoff an der Universität Toronto im Kurs „Deutsche Kriminalliteratur“.
Sein Krimi „Der Sog“ wurde 1988 verfilmt und als „Alles umsonst“ nach der Wende mehrfach im Fernsehen ausgestrahlt, zuletzt 2009.
Im Jahr 2010 erschienen seine besten schwarzhumorigen Kriminalgeschichten „Dunkel ist der Weg der Rache“.
Ab Mai 2012 ist sein fesselnder Norwegen-Krimi „Auf den Schwingen der Hölle“ im Buchhandel, der für Kontroversen sorgt, drastisch, düster, aber auch voller Poesie. Ein Buch mit einem gänzlich unerwarteten und schockierenden Finale.
Nach aufwendigen Recherchen in Tokyo entstand sein Thriller „Man stirbt nicht lautlos in Tokyo“, der zur Buchmesse 2013 in Leipzig als ein Vorzeige-Krimi des fhl Verlages Leipzig erschien.
Teilnahme am 2. Berliner Krimimarathon 2011.
Bibliografie:
Kinderbücher
Flucht über die Anden
Das Glücksschwein und andere Taschengeldgeschichten
Der Kommissar in der Regentonne und andere Detektivgeschichten
Ein Fall für die Feriendetektive
Ein Fall für die Superspürnasen
Elf Kicker im Fußballfieber
Mutgeschichten
Der vertauschte Mittelstürmer und andere Fußballgeschichten
Das Labyrinth in den Klippen
Die Ruine der Raben
Flucht aus Montecastello
Das Labyrinth in den Klippen
Gefährlicher Vollmond
Abenteuerland
Verfolgung durch die grüne Hölle
Schatzsuche auf der Totenkopfinsel
Das Grab des Pharaos
Duell mit dem Tyrannosaurus
Krimis
Der Sog (BRD-Titel: "Ein tödliches Ultimatum")
Tatort Teufelsauge
Die Hölle hat keine Hintertür
Neuntöter
Eine Stadt sucht einen Mörder
Der graue Mann
Der Tod kam in der Mittsommernacht
Satans tötende Faust
Im Höllenfeuer stirbt man langsam
Dunkel ist der Weg der Rache
Auf den Schwingen der Hölle
Sonstiges
Polterabend
Die ungewöhnliche Brautfahrt und andere Geschichten
Das Tal der Hornissen
Die Stunde des Kondors
Die Nacht der Schnee-Eule
Sternschnuppen fängt man nicht
Wo blüht denn blauer Mohn
Geschichten in Schulbüchern verschiedener Länder (Frankreich, Schweden, Norwegen)
Geschichten in christlichen Anthologien (Marienkalender)
Fernsehfilm: Alles umsonst
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- Artikel-Nr.: SW9783863944803