Spuk unterm Riesenrad
Auf einem Staubsauger fliegen sie durch die Lüfte – vom Alexanderplatz zur Burg Falkenstein im Harz: Hexe Emma, Riese Otto und der böse Zwerg Rumpi, lebendig gewordene Figuren aus einer Berliner Geisterbahn. Die drei Enkelkinder des Schaustellers, Umbo, Tammi und Keks, machen sich auf zu einer atemberaubenden Verfolgungsjagd.
Die siebenteilige Abenteuerserie von C. U. Wiesner ( Regie: Günter Meyer), erstmalig im Fernsehen der DDR am 1. Januar 1979 ausgestrahlt, hat es längst zu einem Kultstatus gebracht. Sie wurde zu einem zweiteiligen überaus erfolgreichen Kinofilm, erreichte als Kinderbuch in den achtziger Jahren eine Auflage von über 100.000 Exemplaren und wurde von zahlreichen Fernsehsendern auf vier Kontinenten übernommen ( u. a. Spanien, China, Kanada, Ägypten). Im Sommer 2012 eroberten Hexe, Riese, Rumpelstilzchen auf einen Streich gleich drei Theaterbühnen in Rostock, Berlin und Dresden. Bei Google findet man inzwischen fast 63.000 Einträge. Nach dem Spuk unterm Riesenrad ging es fröhlich und gruselig weiter: Spuk im Hochhaus (1982), Spuk von draußen (1987) und Spuk aus der Gruft (1997).
Edition digital konnte auf die Originalfassung des Kinderbuchverlages von 1984 zurückgreifen.
Familie Kröger
Die Gespensterbahn
Die Ausreißer
Die Geisterschwimmer
Die Jagd beginnt
Alarm auf dem Alexanderplatz
Die Geister kaufen ein
Flucht in die Berge
Die Burg und die sieben Gäste
Die Sage vom Zauberer Wittenbart
Das gestörte Konzert
Der geheimnisvolle Fund
Gold oder Schnee
Rumpi schlägt zu
Besuch in Bärenklau
Tammi staunte nicht schlecht, als er sah, wie Otto auf jeder Schulter fünf Stühle mühelos über den Burghof trug, während er selber mit Ach und Krach zwei schaffte.
„Mit der rechten Armarbeit musst du erst einmal beginnen", erklärte der Riese stolz.
In einem Winkel des Burghofes stand Rumpi und beobachtete grimmig, wie einträchtig die beiden miteinander plauderten. Als Tammi im Treppenturm verschwunden war, näherte sich Rumpi dem Riesen und zischte ihn an: „Ha! Willst mein Gefolgsmann sein und verbündest dich mit unseren Feinden. Merkst du nicht, Verräterseele, dass der Wicht dich übertölpeln will?"
Otto setzte mit einem Ruck die Stühle ab und schlug sich an die Stirn: „Was bin ich für ein Holzkopf! So einer nur ein gut Wörtlein mit mir redet, gäb ich Leib und Seele für ihn hin. Wart nur zu!"
Als Tammi wieder auf den Hof trat, winkte Otto den Jungen zu sich an den Burgbrunnen und riss mit einem Ruck den Holzdeckel auf. „Schau hinein, so du Mut hast!"
Arglos blickte Tammi in den tiefen Schacht, auf dessen Grunde der Wasserspiegel blinkte. Otto packte den Jungen am Hosenbund und ließ ihn über der Brunnenöffnung schweben. „Wollen sehen, wer der Stärkere von uns ist. Schwöre, dass du Ruhe gibst und uns nicht in die Quere kommst, wenn wir uns anschicken, die Burg zu erobern!"
Tammi zappelte heftig und blickte um sich. Kein Mensch war auf dem Burghof zu sehen. Nur das Rumpelstilzchen stand in einer Ecke und grinste höhnisch. Was blieb Tammi übrig? Hastig hob er die rechte Hand und flüsterte heiser: „Ich schwöre es."
Erleichtert stellte ihn der Riese wieder auf die Beine. Tammi rannte davon. Wer wollte es ihm verdenken, dass er keine Lust mehr hatte, Stühle tragen zu helfen?
Auf dem Altan traf er Keks und Umbo. Der Altan war ein ehemaliges Befestigungswerk oberhalb der äußeren Burgmauer, ein liebliches Fleckchen mit niedrigen Bäumen, um die sich Kletterrosen und das seltsame Kraut Jelängerjelieber mit seinen süß und stark duftenden Blüten rankten. „Was rennste denn so?", rief Umbo seinem Bruder entgegen. „Kuck mal, von hier aus kann man sogar den Brocken sehen. Da sollen früher die Hexen auf ihrem Besen raufgeflogen sein. Bloß gut, dass es unsere Geister nicht bis dahin geschafft haben."
„Hört mir auf mit Geistern", knurrte Tammi und ließ sich auf eine Bank plauzen.
Nachdem er berichtet hatte, was ihm widerfahren war, fragte Keks besorgt: „Und du hast es ihm wirklich feierlich geschworen?"
„Was sollte ich denn machen? Bin doch kein Tiefseetaucher." Tammi grinste. „Ich hab aber heimlich an der linken Hand zwei Finger gekreuzt. Also ist der Schwur ungültig."
„Vielleicht ist der Riese von Natur aus gar nicht böse", meinte Keks nachdenklich. „Er hat Angst vor dem Rumpi, und der hetzt die beiden andern auf."
Umbo musste lachen. „Der hat heute schon sein Fett weg. Wir hatten ja verabredet, dass ich ihn beobachten sollte. Zuerst hat er ganz brav an seiner Kasse gesessen und Eintrittskarten und Ansichtskarten verkauft. Für so 'n Geist von früher kennt er sich schon ganz schön mit unserm Geld aus, rechnet im Kopf wie ein Computer. Und was meint ihr, wie er die Leute anfaucht, wenn da mal einer mit so 'nem alten Spieß rumspielt oder einen Helm anfasst! Dann kam die Frau Lamprecht und meinte: ,Ich werd Sie mal ablösen, Kollege Rumpold. Dafür übernehmen Sie die nächste Führung. Sie waren ja schon ein paar Mal dabei und haben gut aufgepasst.'
C. U. Wiesner
Geboren im letzten Monat der Weimarer Republik, am Neujahrstag 1933, in der einstigen märkischen Hauptstadt Brandenburg, entwich nach dem Abitur den heimatlichen Stadtmauerzwängen, gelangte in eine etwas größere Hauptstadt, ohne zu ahnen, dass man dort schon zehn Jahre später aus väterlicher Sorge bemüht sein würde, ihm den Horizont mit erheblicherem Bauaufwand zu verstellen.
Eines Tages mochte er fürder nicht mehr in der eingefriedeten Hauptstadt leben und zog es vor, in die vertrauten märkischen Wälder zurückzukehren.
Dank prophetischer Gaben bestellte er den Möbelwagen von Berlin-Pankow nach Klosterfelde für den 9. November 1989.
Während des achtunddreißigjährigen Berlin-Aufenthalts:
Studien als Dolmetscher für Englisch; Germanistik und Filmszenaristik (diese im Gegensatz zu jenen hin und wieder angewandt).
Tätig als Lektor, Redakteur, Reporter, Theaterkritiker, Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift Eulenspiegel, Entertainer in eigener Sache, Schauspieler (leider zu selten) und (vorwiegend) Schriftsteller.
Sein bekanntestes Geschöpf ist der Frisör Kleinekorte, den das Berlin-Brandenburgische Wörterbuch zu Recht an die Seite der Volksfiguren von Glaßbrenner und Tucholsky stellt.
C.U.W. schrieb u. a. Hörspiele, Kabarett-Texte, Fernsehfilme und Fernsehserien (u. a. Gespenstergeschichten wie Spuk unterm Riesenrad, Spuk im Hochhaus, Spuk aus der Gruft für Kinder von 8 bis 88 Jahren) sowie dreizehn Bücher, vom Kinderbuch über den Kriminalroman, die satirische Darstellung eigener Umwelt im weitesten Sinne bis zum bitteren erst um die Jahreswende 1989/90 nach einiger Verzögerung erschienenen Märchenroman für Erwachsene Die Geister von Thorland, Machs gut, Schneewittchen! und Lebwohl, Rapunzel! erzählen von den Kinder- und Jugendjahren in der Havelstadt Brandenburg.
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- Artikel-Nr.: SW9783863943554