Im Netz der weißen Spinne

Sieben Jungen und Mädchen finden im Fluss einen Behälter. Er bringt höchste Gefahr. Gift ist in den Strom geraten. Wer produziert solch gefährliche Giftstoffe? Und wozu? Wer ist verantwortlich für ihre Verwahrung? Wolfgang Held hat in dieser spannenden Erzählung Fragen gestellt und beantwortet, die noch immer von Bedeutung sind. Er sieht nicht nur die Erscheinungen, sondern erklärt auch Ursachen und Zusammenhänge. Die Überzeugungskraft erwächst aus ihrem dokumentarischen Boden. Die Fantasie des Autors hält sich an Tatsachen, die uns in Erinnerung sind und täglich neu entstehen können ... Das Netz der weißen... alles anzeigen expand_more

Sieben Jungen und Mädchen finden im Fluss einen Behälter. Er bringt höchste Gefahr. Gift ist in den Strom geraten. Wer produziert solch gefährliche Giftstoffe? Und wozu? Wer ist verantwortlich für ihre Verwahrung?

Wolfgang Held hat in dieser spannenden Erzählung Fragen gestellt und beantwortet, die noch immer von Bedeutung sind.

Er sieht nicht nur die Erscheinungen, sondern erklärt auch Ursachen und Zusammenhänge. Die Überzeugungskraft erwächst aus ihrem dokumentarischen Boden. Die Fantasie des Autors hält sich an Tatsachen, die uns in Erinnerung sind und täglich neu entstehen können ...

Das Netz der weißen Spinne ist noch in Funktion.



INHALT:

1. Die Insel der sieben Robinsone

2. Des Teufels schwarzes Schatzkästlein

3. Sternennacht und Nebelmorgen

4. Schatten des Schreckens

5. Die Stunde der Spinne

6. Auf getrennten Wegen

SECHS WOCHEN SPÄTER



LESEPROBE:

„Mann, ist mir schlecht", stöhnte Mix und kam mit unsicheren Schritten heran. „Ich glaube, ich muss zum Arzt, Uwe ... Mir platzt der Schädel! Und Durst! Ich könnte eine Badewanne leer trinken!"

„Geh zum Mädchenzelt", sagte Uwe. Er strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und fühlte kalte Feuchtigkeit. „Ich komme gleich nach ... Jumbo ist weg!"

Mix gab keine Antwort und ging, ein wenig schwankend, zurück zur Lichtung. Uwe lief am Ufer entlang. Immer wieder rief er Siegfried Köhlers Spitznamen, doch im Unterholz blieb es still. Ein lästiger Druck nistete sich in seinem Nacken ein. Frostböen streiften ihn in immer kürzeren Abständen. Ein schlimmer Verdacht stieg in ihm auf und wurde mit jedem Atemzug mehr zur Gewissheit: Was Mix den Magen umgestülpt hat und mir in den Knochen sitzt wie Grippe und vereiterte Mandeln zugleich, das ist kein dummer Zufall! Das hängt mit diesem Pulver zusammen! Das Zeug war giftig! Und wir haben unsere Zungen reingehängt, als wäre es Vanillezucker! Herrgott noch mal, dabei haben wir doch nicht alle in Chemie gepennt und wissen, dass es da ganz höllische Mischungen gibt. Erst vor Kurzem hatten wir so was in der Schule. Wie war das bloß? Richtig, HCN ... Blausäure! Schon eine winzige Menge wirkt tödlich! Und von solchen Todespulvern gibt es bestimmt hundert oder noch mehr Sorten ...



1. Die Insel der sieben Robinsone

2. Des Teufels schwarzes Schatzkästlein

3. Sternennacht und Nebelmorgen

4. Schatten des Schreckens

5. Die Stunde der Spinne

6. Auf getrennten Wegen

SECHS WOCHEN SPÄTER



„Mann, ist mir schlecht", stöhnte Mix und kam mit unsicheren Schritten heran. „Ich glaube, ich muss zum Arzt, Uwe ... Mir platzt der Schädel! Und Durst! Ich könnte eine Badewanne leer trinken!"

„Geh zum Mädchenzelt", sagte Uwe. Er strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und fühlte kalte Feuchtigkeit. „Ich komme gleich nach ... Jumbo ist weg!"

Mix gab keine Antwort und ging, ein wenig schwankend, zurück zur Lichtung. Uwe lief am Ufer entlang. Immer wieder rief er Siegfried Köhlers Spitznamen, doch im Unterholz blieb es still. Ein lästiger Druck nistete sich in seinem Nacken ein. Frostböen streiften ihn in immer kürzeren Abständen. Ein schlimmer Verdacht stieg in ihm auf und wurde mit jedem Atemzug mehr zur Gewissheit: Was Mix den Magen umgestülpt hat und mir in den Knochen sitzt wie Grippe und vereiterte Mandeln zugleich, das ist kein dummer Zufall! Das hängt mit diesem Pulver zusammen! Das Zeug war giftig! Und wir haben unsere Zungen reingehängt, als wäre es Vanillezucker! Herrgott noch mal, dabei haben wir doch nicht alle in Chemie gepennt und wissen, dass es da ganz höllische Mischungen gibt. Erst vor Kurzem hatten wir so was in der Schule. Wie war das bloß? Richtig, HCN ... Blausäure! Schon eine winzige Menge wirkt tödlich! Und von solchen Todespulvern gibt es bestimmt hundert oder noch mehr Sorten ... Tommy weiß da bestimmt genau Bescheid.

Uwes Gedankenstrom riss jäh ab. Er hatte Jumbo entdeckt. Zusammengekrümmt lag der Dicke am Fuß der schräg über das Ufer hinausragenden Linde. Er presste seine Hände gegen den Leib und rang nach Luft. Panische Angst weitete seine Augen. Uwe, der sich ebenfalls von Minute zu Minute elender fühlte, kniete neben dem Gefährten nieder, legte ihm fürsorglich die Hand auf die Schulter.

„Ich habe dich überall gesucht, Jumbo", sagte er und wusste nicht, wie er seine Ratlosigkeit verstecken sollte. „Vielleicht schaffen wir es gemeinsam bis zum Mädchenzelt, was meinst du?"

Jumbo schaute gequält zu Uwe auf. „Das ist wie verschluckte Rasierklingen", stöhnte er. „Gift! Jemand muss meinen Vater holen, Uwe. Ganz schnell, sonst kann es zu spät sein ... Einen Arzt und Sauerstoffgeräte!"

„Möglich, dass es besser wird, wenn du alles ausgespuckt hast."

„Im Wasser dort, hast du das gesehen? Wir haben keine Zeit, glaub mir!"

Uwe reckte das Kinn. Sein Blick glitt am Ufer entlang, stockte, wurde starr. Bleiche Fischleiber schaukelten leblos in der sanften, schwappenden Dünung.

„Beeil dich doch, Mensch! Ich versuche es allein!", keuchte der Dicke. „Hoffentlich erwischt es dich nicht, bevor ..." Er brachte den Satz nicht zu Ende. Ein Krampf lähmte ihn. Einen Moment lang blieb Uwe unschlüssig, dann wurde ihm klar, dass er nur wertvolle Minuten verlor, wenn er länger an Jumbos Seite blieb. Hier konnte nicht Mitgefühl, sondern allein schnelles Handeln helfen.

„Halt durch, Jumbo", sagte er. „Wir schaffen das!"

„Hau endlich ab!", stieß der Dicke keuchend hervor. Über seine Wangen sickerten Tränen.

Ein Dutzend Laufschritte brachte Uwe gerade noch zustande, doch dann klopfte sein Atem wie nach einer schnellen Stadionrunde.

Der lastende Druck im Genick strahlte über den ganzen Rücken bis in die Arme hinein aus und stülpte eine bleierne Haube auf seinen Kopf. Müdigkeit zerrte an ihm. Seine Bewegungen wurden langsam, fast zeitlupenhaft. Er hatte erst die Hälfte des Weges zum Mädchenzelt zurückgelegt, als schallendes, ununterbrochenes Läuten die Schläfrigkeit noch einmal von ihm abschüttelte. Alarm! dachte er wie im Fieber. Punkt fünf des Statutes! Das hat es bisher noch nie gegeben ... Wir stecken bis zum Hals in der Tinte! Nein, schlimmer. Wahrscheinlich viel schlimmer als Tinte!



Geboren 1930 in Weimar, aufgewachsen und erzogen in einem konsequent sozialdemokratischen Elternhaus, stark geprägt vom Erlebnis KZ Buchenwald im April 1945 auf der Suche nach einem von der Gestapo verhafteten Onkel.

Volksschule und Handelsaufbauschule in Weimar, 1948/49 als Volkspolizist freiwilliger Aufbauhelfer (Enttrümmerung, Wasserleitung Maxhütte, u.a.).

Erkrankung an Tuberkulose. Im Sanatorium für den weiteren Lebensweg entscheidende Begegnung und monatelanges, gemeinsames Zusammenleben in einem Zimmer mit gleichaltrigem Vikar.

Journalistische Ausbildung. Tätigkeit als Redaktionsassistent. Erste Buchveröffentlichung 1959.

Ab 1964 freischaffender Schriftsteller. Im literarischen Schaffen beeinflusst von Louis Fürnberg, Hans-Joachim Malberg, Bruno Apitz und Walter Janka. Zahlreiche Romane, Kinder- und Jugendbücher (u.a. Autor des Weimarer Knabe-Verlages), Drehbücher für Film und Fernsehen.

Literarische Auszeichnungen: Literatur-und Kunstpreis der Stadt Weimar, Nationalpreis der DDR, Preis der Filmkritiker, u.a. als erster deutscher Drehbuchautor für den Europäischen Filmpreis Felix nominiert, Goldene Ehrennadel der Stadt Weimar 2005.

weniger anzeigen expand_less
Weiterführende Links zu "Im Netz der weißen Spinne"

Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)

Als Sofort-Download verfügbar

eBook
6,99 €

  • SW9783863949297.1

Ein Blick ins Buch

Book2Look-Leseprobe
info