Jagd in Kaupitz

Heino, der lange Bartel, Brocken-Theo und der kleine Belo sind aufgeweckte zwölfjährige Jungen, die immer über alles Wichtige in ihrem kleinen Dorf informiert sind. Sie sind nun alt genug, um an der geplanten Treibjagd mitzuwirken. Aber die Jagdgemeinschaft können sie nur mit einer kleinen Notlüge von einem riesigen Keiler überzeugen. Als es spannend und tatsächlich ein Keiler geschossen wird, lässt man die Jungen links liegen. Doch diese lassen sich von ihrem Jagdeifer nicht abbringen. Sie haben neue Einfälle und großen Mut; denn im Wald gibt es ja noch einen kapitalen Rehbock! INHALT: Der Sonntag kommt auf leisen Sohlen Am... alles anzeigen expand_more

Heino, der lange Bartel, Brocken-Theo und der kleine Belo sind aufgeweckte zwölfjährige Jungen, die immer über alles Wichtige in ihrem kleinen Dorf informiert sind. Sie sind nun alt genug, um an der geplanten Treibjagd mitzuwirken. Aber die Jagdgemeinschaft können sie nur mit einer kleinen Notlüge von einem riesigen Keiler überzeugen.

Als es spannend und tatsächlich ein Keiler geschossen wird, lässt man die Jungen links liegen.

Doch diese lassen sich von ihrem Jagdeifer nicht abbringen. Sie haben neue Einfälle und großen Mut; denn im Wald gibt es ja noch einen kapitalen Rehbock!



INHALT:

Der Sonntag kommt auf leisen Sohlen

Am Sonnabend wird ein großer Entschluss geboren

Ein Ferientag und keine Freude

Schreck in früher Stunde

Sonntagsschweiß schmeckt bitter

Ein Vorbild wird gefunden



LESEPROBE:

"Es war mehr ein Zukunftsbock, wisst ihr. Sie wollten sich ihn partout zum Nachwuchs halten", erklärt Jonas unseren fragenden Gesichtern. "Aber ich will Freiheit. Was soll unsereins mit Vorschriften? Wenn so ein prachtvolles Stück vor der Flinte steht, da juckt es einem im Finger. Man muss einfach abdrücken. Versteht ihr das? Aber sie verstehen es nicht. Reden von Disziplin und Ordnung im Jagdgebiet. Und von Recht und Gesetz. Lächerlich!"

"Was soll denn nun werden?"

"Ich hau in die Pfanne!" In Jonas Gesicht kehrt das Blut zurück. "Ich tanz nicht nach deren Pfeife. Ein freier Mensch bin ich, jawoll! Und keiner hat mir was zu sagen. Denkt ihr vielleicht, ich bau ihnen die Raufen für die Winterfütterung? Zehn Stück haben sie mir aufgebrummt, diese Korinthenkacker. Als Wiedergutmachung, gewissermaßen. Aber da sind sie schlecht beraten. Keinen Finger mach ich krumm für die Bagage."

Langsam dämmert es in unseren Köpfen. Und je mehr wir dahinter kommen, was Jonas eigentlich meint, umso größer wird unsere Wut. Das ist vielleicht eine Kumpanei! Schließen an einem Tage gleich den besten Schützen und die besten Treiber von der Jagd aus. Man könnte auf die Bäume klettern vor Wut. Mag es kommen, wie es will: Für uns ist die ganze Gesellschaft erledigt. Laut krakeelend wandern wir die Dorfstraße hinunter.

"Wir pfeifen auf die Jägerei,

weil uns nicht passt die Kumpanei."

Ich habe den Vers erfunden und sage ihn vor mich hin. Schon greifen die anderen mit ihren Mündern zu. Sie schreien die Worte in die Welt hinein. Sollen es ruhig alle hören. An der Milchbankecke steht die Großmutter. Sie hat die Hände in die Hüften gestützt und schimpft.



Der Sonntag kommt auf leisen Sohlen

Am Sonnabend wird ein großer Entschluss geboren

Ein Ferientag und keine Freude

Schreck in früher Stunde

Sonntagsschweiß schmeckt bitter

Ein Vorbild wird gefunden



"Es war mehr ein Zukunftsbock, wisst ihr. Sie wollten sich ihn partout zum Nachwuchs halten", erklärt Jonas unseren fragenden Gesichtern. "Aber ich will Freiheit. Was soll unsereins mit Vorschriften? Wenn so ein prachtvolles Stück vor der Flinte steht, da juckt es einem im Finger. Man muss einfach abdrücken. Versteht ihr das? Aber sie verstehen es nicht. Reden von Disziplin und Ordnung im Jagdgebiet. Und von Recht und Gesetz. Lächerlich!"

"Was soll denn nun werden?"

"Ich hau in die Pfanne!" In Jonas Gesicht kehrt das Blut zurück. "Ich tanz nicht nach deren Pfeife. Ein freier Mensch bin ich, jawoll! Und keiner hat mir was zu sagen. Denkt ihr vielleicht, ich bau ihnen die Raufen für die Winterfütterung? Zehn Stück haben sie mir aufgebrummt, diese Korinthenkacker. Als Wiedergutmachung, gewissermaßen. Aber da sind sie schlecht beraten. Keinen Finger mach ich krumm für die Bagage."

Langsam dämmert es in unseren Köpfen. Und je mehr wir dahinter kommen, was Jonas eigentlich meint, umso größer wird unsere Wut. Das ist vielleicht eine Kumpanei! Schließen an einem Tage gleich den besten Schützen und die besten Treiber von der Jagd aus. Man könnte auf die Bäume klettern vor Wut. Mag es kommen, wie es will: Für uns ist die ganze Gesellschaft erledigt. Laut krakeelend wandern wir die Dorfstraße hinunter.

"Wir pfeifen auf die Jägerei,

weil uns nicht passt die Kumpanei."

Ich habe den Vers erfunden und sage ihn vor mich hin. Schon greifen die anderen mit ihren Mündern zu. Sie schreien die Worte in die Welt hinein. Sollen es ruhig alle hören. An der Milchbankecke steht die Großmutter. Sie hat die Hände in die Hüften gestützt und schimpft.

"Schämst du dich nicht? Plärrst hier auf der Straße 'rum, und zu Hause wartet die Arbeit."

Wenn ich bloß an das Stöckespalten denke, wird mir schon heiß. Aber es hilft nichts. Unvorsichtig wie ich war, bin ich nun gefangen. Müde trotte ich neben der Großmutter her.

"Ein Jammerleben."



Joachim Nowotny entstammt einer Arbeiterfamilie. Er absolvierte eine Lehre als Zimmermann und arbeitete in diesem Beruf. 1954 legte er an einer Arbeiter-und-Bauern-Fakultät die Reifeprüfung ab und studierte anschließend bis 1958 Germanistik an der Universität Leipzig. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er als Verlagslektor. Seit 1962 lebt er als freier Schriftsteller in Leipzig. Von 1967 bis 1982 wirkte er als Dozent am dortigen Literaturinstitut Johannes R. Becher.

Joachim Nowotny ist Verfasser von Erzählungen, Romanen, Hör- und Fernsehspielen. Den Schwerpunkt seines Werkes bilden Kinder- und Jugendbücher; thematisch ist er eng mit seiner Heimatregion, der Lausitz, verbunden. Nowotny behandelte als einer der ersten DDR-Autoren am Beispiel des Lausitzer Braunkohle-Tagebaus Themen wie Landschafts- und Umweltzerstörung.

Joachim Nowotny ist seit 1990 Mitglied des Verbands Deutscher Schriftsteller.

Auszeichnungen:

1971 Alex-Wedding-Preis,

1977 Heinrich-Mann-Preis

1979 Nationalpreis der DDR (II. Klasse für Kunst und Literatur)

1986 Kunstpreis des FDGB.

Bibliografie (Auswahl)

Hochwasser im Dorf, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1963

Jagd in Kaupitz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1964

Hexenfeuer, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1965

Jakob läßt mich sitzen, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1965

Labyrinth ohne Schrecken, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1967

Der Riese im Paradies, Der Kinderbuchverlag, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1969

Sonntag unter Leuten, Mitteldeutscher Verlag, Halle (S.) 1971

Ein gewisser Robel, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1976

Die Gudrunsage, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1976

Ein seltener Fall von Liebe, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1978

Abschiedsdisco, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1981

Letzter Auftritt der Komparsen, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1981

Die Äpfel der Jugend, Aufbau Verlag, Berlin 1983

Ein Lächeln für Zacharias, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1983

Der erfundene Traum und andere Geschichten, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1984

Schäfers Stunde, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1985

Der Popanz, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1986

Wo der Wassermann wohnt, Domowina Verlag, Bautzen 1988 (zusammen mit Gerald Große)

Adebar und Kunigunde, Der Kinderbuchverlag, Berlin 1990

Als ich Gundas Löwe war, Faber & Faber, Leipzig 2001

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