Der Ringkampf mit der Riesendame

Zwei Tübinger Studenten, Fred und sein Freund Hayn, suchen in der Sommerhitze des Jahres 1908 Abenteuer und finden sich bald in einer hitzigen Begegnung mit einer legendären Marktdame wieder. Bei der Kirmes in Konstanz steht Fred einem außergewöhnlichen Gegner gegenüber: Jenny, die Riesendame, die jeden Mann im griechisch-römischen Ringkampf herausfordert. Eine humorvolle, spannende und herzerwärmende Erzählung, die nicht nur die Kraft des menschlichen Geistes feiert, sondern auch den Charme einer vergangenen Ära. Lassen Sie sich in eine Zeit entführen, in der Freundschaft, Mut und Abenteuerlust im Vordergrund stehen. Perfekt... alles anzeigen expand_more

Zwei Tübinger Studenten, Fred und sein Freund Hayn, suchen in der Sommerhitze des Jahres 1908 Abenteuer und finden sich bald in einer hitzigen Begegnung mit einer legendären Marktdame wieder. Bei der Kirmes in Konstanz steht Fred einem außergewöhnlichen Gegner gegenüber: Jenny, die Riesendame, die jeden Mann im griechisch-römischen Ringkampf herausfordert. Eine humorvolle, spannende und herzerwärmende Erzählung, die nicht nur die Kraft des menschlichen Geistes feiert, sondern auch den Charme einer vergangenen Ära. Lassen Sie sich in eine Zeit entführen, in der Freundschaft, Mut und Abenteuerlust im Vordergrund stehen. Perfekt für Leser ab 12 Jahren.



Paukenwirbel! Fanfare!

Aus dem Dunkel des Zeltes tritt … Jenny! Sehr beachtlich, sehr selbstbewusst, sehr kompakt! Sie kreuzt nach Art der Schwergewichtler ihre Arme auf der Brust und blickt mit kühlem Marmorblick auf uns Kümmerlinge drunten, die wir noch nicht die Zweizentnergrenze erreicht haben.

„Na?!“, stößt mich Aubacke in die Rippen.

Sein Hohn peitscht. Wie ein grimmiger Hund habe ich schon die ganze Zeit die fünfzig (!) Mark an der „Kassa“ angestiert. Unfassbar, was man dafür essen, trinken, leben könnte! In München und Nürnberg hatte ich mir im Fünfkampf erste Preise geholt. Sollte man den Fleischkloß da wirklich nicht erledigen? „Also keiner der Herren?“, ruft der Herr Direktor.

Auf einmal, wie von einem Wind hinaufgeweht, stehe ich oben.

Der Herr Direktor starrt mich entgeistert an. Sofort aber ist er wieder Herr der Lage, flüstert etwas mit mir armem Irren und zerrt mich nach vorn. Trommelwirbel! Fanfarenstoß! „Meine Damen und Herren! Der Mann ist gefunden, der da wird kämpfen mit Jenny, dem Riesenamazonenweib des Kontinents! Es ist Fred Wurmsam, der Studentenchampion von Westeuropa! Meine Damen und Herren! In nie dagewesener Weise werden Sie heute sich paaren sehen Kraft, Schönheit, Grazie und Ehre um den Generalgewinn der Hauptprämie von fünfzig (!) Mark, ausgesetzt für den Sieger von der Direktion!“

Die letzten Worte gehen unter im Ansturm der Massen. Im Nu ist die Vorstellung ausverkauft.

Ich selbst harre in einer durch eine Zeltbahn abgeteilten Ecke der Bude meines Schicksals. Leicht erschöpft will ich mich auf einen Sack setzen; doch darin schiebt etwas in dicken Windungen … die Boa constricta gigantica.

Dann kommt Jenny mit dem Chef. Wir machen Shakehands. Jenny taxt mich mit einem Blick und scheint sehr beruhigt. Der Chef aber ist sehr erregt: man müsse die Nummer in mehrere „Piècen“ aufteilen. Der Laden sei gerammelt voll, und draußen warte mindestens noch dreimal soviel Publico! Wir sollten zuerst Gewichte stemmen … die erste Nummer; dann etwas Ringen mit Griffesuchen und Bodenkampf, doch ohne Entscheidung … die zweite Vorstellung mit Publikumswechsel. Wiederum Scheinkämpfe; und dann der letzte große Clou um die Hauptgeneralprämie! Fünf knüppelvolle Vorstellungen seien gesichert!

„Na und?“, fragt Jenny und legt den Kampfgürtel um ihre Hüften.

Der Chef versteht. „Jeder von euch erhält zwei Mark Gratifikation pro Vorstellung!“ – Jenny sieht mit einem Marmorblick auf den Mann im Frack. Dann mit einer Kopfbewegung gegen mich: „Und wenn er siegt?“



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.

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