Der Löwe mit der besonders schönen langen Mähne

Es war einmal ein einsamer Löwe mit einer besonders schönen langen Mähne, der, sobald die Sonne unterging, immer wieder brüllte: "Ich bin der König der Tiere! Und dann: „Kommt her zu mir, ich habe Hunger!“ Die verängstigten Tiere kamen alle, und der Löwe tötete, wen er wollte. Nur eine besonders kluge Maus wagte es, dem Löwen zu widersprechen: „Du bist nicht der Stärkste, du nicht!“ Der Löwe wurde sehr wütend und die anderen Tiere zitterten noch mehr vor Angst. Nur die kleine Maus ärgerte den Löwen immer mehr und versprach ihm, ihn zu dem stärkeren Tier zu führen. „Wegen... alles anzeigen expand_more

Es war einmal ein einsamer Löwe mit einer besonders schönen langen Mähne, der, sobald die Sonne unterging, immer wieder brüllte: "Ich bin der König der Tiere! Und dann: „Kommt her zu mir, ich habe Hunger!“

Die verängstigten Tiere kamen alle, und der Löwe tötete, wen er wollte. Nur eine besonders kluge Maus wagte es, dem Löwen zu widersprechen: „Du bist nicht der Stärkste, du nicht!“ Der Löwe wurde sehr wütend und die anderen Tiere zitterten noch mehr vor Angst.

Nur die kleine Maus ärgerte den Löwen immer mehr und versprach ihm, ihn zu dem stärkeren Tier zu führen.



„Wegen dieser wahnsinnigen Maus werden wir jetzt alle die Rache des Löwen erleiden müssen und getötet werden.“

Um den Hohn auf die Spitze zu treiben, sagte der Löwe: „Eine übergeschnappte Maus. Na, warte, ich werde dich in einen meiner hohlen Zähne stopfen, und schon ist es vorbei mit deinem vorlauten Gefiepe!“

Die Maus schwieg, senkte ihr Köpfchen, hockte oben auf dem Höcker so traurig, wie es irgend ging, weinte sogar einige Tränen, um vorzutäuschen, wie traurig und ängstlich sie war.

„Seht sie euch an“, brüllte der Löwe jetzt den Tieren zu und schnalzte mit der Zunge, fletschte die Zähne, rollte die bösen Augen, hob die rechte Pranke, so dass die weiße Scheibe des Mondes für einen Moment verdeckt war, „seht sie euch also an, dieses Großmaul, diese Maus, dieses graue Stückchen Nichts, wie sie heult und zittert, weil ich sie in meinen hohlen Zahn stopfen werde.“

„Ach, wenn es nur das wäre, Löwe“, jammerte das Mäuschen. „Ich bin doch nur deshalb so traurig und weine, weil du nicht mehr lange König der Tiere sein wirst.“ Und erneut kullerten einige Tränen den Kamelrücken herab.

„Sie ist verrückt“, erwiderte der Löwe.

Doch das Mäuschen erläuterte ihm geduldig mit verstellter, weinerlicher Stimme: Wenn er sie in einen seiner hohlen Zähne stopfe, erführe er nicht, wer stärker sei als er, folglich könne er auch den Stärkeren nicht töten. Und wenn er den Stärkeren nicht töten könne, töte selbstverständlich der Stärkere ihn. „Also“, schloss die Maus, „wirst du dann nicht mehr König der Tiere sein, sondern er. Ist es nicht so, Löwe?“

Jetzt schwieg der, der immer so fürchterlich laut gebrüllt hatte, und lief zurück zu seinem großen Baum. Dort trat er ratlos hin und her und her und hin.

Nach einer Weile fragte das Mäuschen: „Warum bist du plötzlich still?“

„Ich denke nach.“



Am 13. Juli 1924 in Reichenau in Sachsen geboren. Kurt David absolvierte nach dem Besuch der Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Von 1942 bis 1945 nahm er als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Von 1945 bis 1946 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Den Plan einer Ausbildung zum Musiker musste er wegen einer Kriegsverwundung aufgeben. David gehörte vier Jahre der Volkspolizei der DDR an und war anschließend zwei Jahre lang Kreissekretär beim Kulturbund der DDR. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller zuerst in Oberseifersdorf/Zittau, danach bis zu seinem Tod in Oybin. In den 1960er Jahren unternahm er mehrfach Reisen in die Mongolei und durch Polen. 1970 erhielt er den Alex-Wedding-Preis, 1973 den Nationalpreis, 1980 den Vaterländischen Verdienstorden und 1984 den Lion-Feuchtwanger-Preis. Er starb am 2. Februar 1994 in Görlitz.

Davids frühe Werke haben die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg zum Thema. Es folgten Bände mit Reiseberichten. Den größten Teil in Davids Werk bilden die Kinder- und Jugendbücher, von denen vor allem der humoristische Band „Freitags wird gebadet“ in der DDR ein großer Publikumserfolg, auch in der Fassung als Fernsehserie, war. Eine weitere Facette in Davids Schaffen bilden historische Romane, die Themen aus der Geschichte der Mongolen behandeln. Außerdem schrieb David Biografien über die Komponisten Beethoven und Schubert.

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