Mordslast

Niederhasli Krimi

Prolog Niederhasli liegt im Zürcher Unterland. Im ruhigen Dorfzentrum stehen das Gemeindehaus, eine kleine Kirche und ein Lebensmittelgeschäft. Die Ortschaften Oberhasli, Mettmenhasli und Nassenwil gehören ebenfalls zur Gemeinde. Trotz der Nähe zur Stadt Zürich bietet die Gegend Naturlandschaften und Erholungsräume mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Ein traumhafter kleiner See lädt in den Sommermonaten zum Bade. In Niederhasli grüssen sich viele Menschen noch auf den Strassen. Man kennt sich. Vielleicht nicht persönlich, aber vom Sehen. Die Vögel zwitschern schon frühmorgens von den Bäumen, die... alles anzeigen expand_more

Prolog



Niederhasli liegt im Zürcher Unterland. Im ruhigen Dorfzentrum stehen das Gemeindehaus, eine kleine Kirche und ein Lebensmittelgeschäft. Die Ortschaften Oberhasli, Mettmenhasli und Nassenwil gehören ebenfalls zur Gemeinde. Trotz der Nähe zur Stadt Zürich bietet die Gegend Naturlandschaften und Erholungsräume mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Ein traumhafter kleiner See lädt in den Sommermonaten zum Bade.



In Niederhasli grüssen sich viele Menschen noch auf den Strassen. Man kennt sich. Vielleicht nicht persönlich, aber vom Sehen.

Die Vögel zwitschern schon frühmorgens von den Bäumen, die Störche fliegen mitunter übers Dorf. In den gepflegten Gärten blühen bunte Blumen.



Kurz gesagt, der Ort ist eine idyllische Oase. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, doch ...



Es war bald drei Jahre her, als Manuel, Noras Mann verschwand. Drei Jahre lang war kein einziger Hinweis auf den Verbleib von ihm eingegangen. Sie hatte sich beinahe damit abgefunden, dass er aus ihrem Leben verschwunden war. Jetzt plötzlich, vor einigen Tagen, war dieser alte Mann aufgetaucht. Was hatte dieser mit dem Verschwinden ihres Mannes zu tun?



Der Tatort war grossräumig mit einem rot-weissen Band abgesperrt. Die für den Durchgangsverkehr nicht befahrbare schmale Strasse nach Neerach war durch einige Streifenwagen, mehrere dunkle Limousinen, ein Ambulanzfahrzeug und den grossen Einsatzbus der Kriminalpolizei blockiert. Auf dem Parkplatz beim Birdlife-Naturzentrum Neeracherried war ein roter Volvo Kombi Jahrgang 1997 parkiert.

Es wimmelte von Menschen. Die Spurensicherung, Sanitäter, ein Arzt und eine Menge uniformierter und nicht uniformierter Polizisten waren vor Ort.

«Es hat praktisch die ganze Nacht geregnet», sagte der Staatsanwalt zum Einsatzleiter der Kripo.

«Schlecht für die Sicherung eventueller Spuren.»

Der Staatsanwalt fuhr sich mit der rechten Hand über die grau melierten Haare. «Vielleicht haben wir Glück und der Mord wurde erst im Morgengrauen begangen. Nachdem der Regen aufgehört hat.»

«Der aufgebotene Arzt wird uns den ungefähren Todeszeitpunkt bestimmt gleich sagen können.»

Die beiden gingen etwas abseits. Staatsanwalt Andreas Zobrist nahm ein Päckchen Marlboro Rot aus der Jackentasche und bot dem Einsatzleiter Pius Koller eine Zigarette an.

«Nein danke. Ich habe vor drei Jahren damit aufgehört.»

«Gratuliere. Das nehme ich mir seit Jahren vor.»

Zobrist steckte sich eine Marlboro in den Mund und zündete sie an. Er nahm den ersten Zug und blies den Rauch aus. Nach vier Zügen schmiss er die Zigarette zu Boden und drückte sie mit dem Schuh aus. In Begleitung von Koller ging er zum roten Volvo. Der Arzt war noch mit dem im Fahrzeug angegurteten Leichnam beschäftigt.

«Und?», fragte Zobrist, «wie lange ist er schon tot?»

Der Arzt drehte sich zu ihm um. «So um die acht Stunden. Ich kann Ihnen bald mehr sagen.»

«Und die Todesursache?»

«Ich habe vier Einschusslöcher in seinem Kopf gefunden. Wer weiss, vielleicht war die erste Kugel schon tödlich.»

«Vier Schüsse in den Kopf? Das zeugt von einer grossen Wut und von Entschlossenheit.»

Der Arzt nickte. «Eine regelrechte Hinrichtung. Ich denke, da war blanker Hass im Spiel.»

«Der Mörder oder die Mörderin wollten sicher sein, dass der Mann nicht überlebt. Wobei ich erfahrungsgemäss eher von einem Mörder ausgehe», sagte Zobrist.

Koller machte einige Notizen.

Ein Polizist drückte Zobrist ein Papier in die Hand. Er schaute kurz darauf und sagte: «Der Volvo ist auf einen gewissen Beat Haberthür zugelassen. In der Jacke des Toten steckte im Portemonnaie eine Identitätskarte mit demselben Namen. Ob der Tote auch Haberthür ist, wird sich erweisen.»

Der Polizist reichte ihm die in einem Plastiksäckchen eingepackte Identitätskarte.

Zobrist schaute sie genauer an. «Haberthür trägt auf dem Ausweis einen weissen Bart. Es deutet darauf hin, dass er der Tote ist.»

«Die Gerichtsmedizin wird das herausfinden. Das Gesicht des Toten ist durch die Einschüsse ziemlich entstellt.»

«Der Tatort könnte in weiser Absicht ausgewählt worden sein. Das Moorgebiet eignet sich bestens dazu, eine Leiche bis in alle Ewigkeit verschwinden zu lassen. Vielleicht wurde die Täterschaft bei der Entsorgung der Leiche gestört.»



Nora Luchs lebt mit ihrer kleinen Tochter zusammen im beschaulichen Niederhasli. Ihr Mann ist seit knapp drei Jahren spurlos verschwunden. Langsam findet die junge Mutter in den Alltag zurück. Als plötzlich ein alter Mann im Ort auftaucht und ihrer Tochter sonderbare Dinge erzählt, weiss Nora, ihr Mann muss noch am Leben sein und wird irgendwo festgehalten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.





Das Gewitter kam näher. Nora bekam es mit der Angst zu tun. Es wurde gefährlich. Der Blitz schlug in der Nähe ein. Beide kreischten auf. Sie mussten heim, so schnell wie möglich. Die Wellen des Näppis peitschten gegen das Ufer.

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