Der Dschungel
Ein Neil Hockaday-Roman
Ein Krimi zwischen den Polen skrupellose Stadtplaner auf der einen und "kleine Leute" auf der anderen Seite. Location: Hell's Kitchen, jener New Yorker Stadtteil, in der noch bis vor wenigen Jahrzehnten Mord zum Alltag gehörte …
Thomas Adcocks erster Roman um Neil Hockaday beginnt mit Drohbriefen an einen populären Harlemer Pastor, auf die schon bald eine Mordserie folgt. Zufall? Oder gibt es Zusammenhänge?
NYPD Detective Neil Hockadays Nachforschungen bewegen sich zwischen zwei Polen: auf der einen Seite ein skrupelloser Stadtplaner, auf der anderen die kleinen Leute aus dem alten New Yorker Stadtteil Hell’s Kitchen, die dem Wandel nicht entgehen können.
Ein Schauplatz des Romans ist der sogenannte Dschungel — eine Schlucht, eine alte, rund zehn Meter unter Straßennievau geführte Eisenbahntrasse.
Irgendwann Mitte der 1980er fiel Thomas Adcock auf, dass in Hell’s Kitchen häufig Obdachlose hinunter in die Schlucht dieser Eisenbahntrasse verschwanden. Er stellte sich eine ganze Kolonie von Obdachlosen vor, die irgendwo dort unten leben mussten…
Mit diesem Einfall im Kopf schrieb er »Sea of Green«.
Nach Erscheinen des Romans in den USA kamen einige New Yorker Journalisten auf die Idee, doch tatsächlich einmal in diesen eigentlich frei erfundenen Dschungel hinunterzusteigen und nachzuschauen. Und was fanden sie? Die Realität! Anscheinend war das, was Adcock erfunden hatte – ein paar tausend Obdachlose, die in dieser Eisenbahnschlucht lebten und von dem Philosophen Lionel angeführt wurden – die Wirklichkeit!
Die Krimi-Couch schrieb in ihrer Rezension: »Meilenstein des harten Krimis – ein anarchisches Debüt, das sich gegen schnelles Lesen wehrt.« 95° Treffer, Matthias Kühn
Es war Freitagnachmittag, der 9. November, um Viertel nach vier und einer dieser trüben, grauen Tage, an denen die Stadt wie eine Sammlung von Schnappschüssen aus den vierziger Jahren aussieht – diese quadratischen Dinger mit den gebogenen Rändern. Ich hatte mich in meiner neuen Wohnung eingerichtet, war seit etwa zehn Tagen wieder im Dienst. Ich saß gerade vor einem großen Stapel Festnahmeprotokollen in einem winzigen Büro, in dem man Platzangst kriegen konnte, im ersten Stock des Midtown-North Reviers, zu dem ich bis Silvester abkommandiert war.
Auf der einen Seite befand sich die Toilette, auf der anderen der Aufenthaltsraum, in dem ungefähr zwei Dutzend uniformierte Cops Sandwiches aus Papiertüten vertilgten und sich einen Film auf WOR-TV ansahen – Gorilla at Large, mit Lee J. Cobb, Cameron Mitchell, Raymond Burr und Lee Marvin. Bei dem Film ging es um einen mutierten Zirkusgorilla, der gern Menschen biss und auf sie eindrosch, und um die Dreiecksbeziehung zwischen der schönen Trapezartistin, dem zwielichtigen Zirkusdirektor und einem ernsten jungen Hauptdarsteller, der offenbar als einziger Mensch auf der Welt glaubte, dass der Gorilla im Grunde seines Herzens ein liebenswürdiges und sanftmütiges Wesen war.
Die Wand war so dünn, dass ich alles über den Film mitkriegte. Mein Büro war in geschmackvollem Amtsgrün gehalten – inklusive der Scheibe des einzigen Fensters, das sonst eine schöne Aussicht auf den zentralen Lichtschacht geboten hätte. In dem Büro standen zwei kleine, beigefarbene Schreibtische, ich arbeitete an dem mit dem Telefon darauf.
Ich hatte ein Hero Sandwich von Blimpie gegessen und dachte über Truthahnbrust und Thanksgiving und Weihnachtsbäume nach und darüber, dass meine Ex-Frau die Zeit des Friedens und der Nächstenliebe und ziemlich schwerer Depressionen das erste Mal mit ihrer neuen Flamme verbringen würde, einem Burschen, dessen Name sich wie eine Erkrankung der Atemwege anhört – Pflam. Sie und Pflam, der nicht mal Cop war, planten, die Feiertage in einem rechteckigen Staat irgendwo im Westen zu verbringen, wo all die anderen Pflams Rüben oder weiß der Teufel was anbauten. Außerdem versuchte ich einen Bericht über die amüsanten Details einer Festnahme zu tippen, die mir in der Nacht zuvor gelungen war und bei der es um einen der ältesten Schwindel in New York City gegangen war – die Nummer mit dem sprechenden Hund. Das Tippen war nicht ganz einfach, da die Buchstaben t, b und h auf der alten Remington Standard fehlten, die Worte Trottel, Blödian oder Holzkopf konnte ich daher nicht verwenden.
Der 1947 in Detroit geborene Thomas Adcock wuchs zunächst in seiner Geburtsstadt und später in New York auf. Als Polizeireporter und Journalist in Michigan und Minnesota begann er seine Karriere in der schreibenden Zunft. Bis 1978 arbeitete er für Zeitungen, dann ging er nach New York und nahm einen Job in der Werbebranche der Madison Avenue an. Daneben schrieb er ein Dutzend einfacher Romane unter Pseudonym und später auch Hörspiele und Drehbücher für Fernsehserien.
Seine erste Buchveröffentlichung unter eigenem Namen war »Precinct 19« (1984), ein Tatsachenbericht des Polizeialltags in einem Revier in Manhattan. Im Jahr darauf begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten für das Ellery Queen’s Mystery Magazine. In seiner zweiten Geschichte »Christmas Cop« im März 1986 ließ er erstmals den New Yorker Polizisten Neil Hockaday die Rolle des Ermittlers spielen. Die Geschichte wurde für den Edgar Allan Poe Award nominiert.
Es folgten regelmäßig weitere Geschichten, in denen auch Hockaday immer wieder die Hauptrolle spielte. Schließlich erschien 1989 der erste Roman mit dem Polizisten irischer Abstammung als Taschenbuch — »Der Dschungel« gilt laut Krimi-Couch als "Meilenstein des harten Krimis". Der zweite Roman »Im Labyrinth« wurde dann Adcocks erfolgreichstes Werk: Es brachte ihm 1992 den Edgar für den besten Taschenbuchkrimi ein. Bis 1997 wuchs die Serie auf sechs Romane an, von denen einige in bis zu zehn Sprachen übersetzt wurden.
Danach war Adcock wieder journalistisch tätig und unterrichtete auch als Lehrer für kreatives Schreiben. Außerdem engagiert er sich für verschiedene Schriftstellerorganisationen wie P.E.N. und MWA und war Gründungsmitglied der nordamerikanischen Abteilung der International Association of Crime Writers (IACW/NA). Seit einigen Jahren verfasst er regelmäßig Beiträge für das deutsche InternetMagazin CULTurMAG.
Adcock lebt mit seiner Frau, der Schauspielerin Kim Sykes, wechselweise in einem Farmhaus im Bundesstaat New York und in einer Wohnung in Hell's Kitchen, Manhattan.
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- Artikel-Nr.: SW9783945684146