Nebelnacht
„DRINGEND! SOFORT IN ANGRIFF NEHMEN!" steht auf dem Aktendeckel, den Leutnant Kreutzer von der Kriminalpolizei in seinem Büro vorfindet.
Mit dem spärlichen Bericht - Junge Lehrerin entdeckt gegen 22 Uhr kurz vor dem Ortseingang Philippsthal einen schwer verletzten Radfahrer, Auskunft über den Hergang des Unfalls kann der Verunglückte nicht geben - und den Ergebnissen der Spurenauswertung ausgerüstet, beginnt er die Fahndung nach einem zweifarbigen Wartburg, dessen Fahrer den Unfall verursachte und danach flüchtete.
Aber offenbar ist es einfacher, die berühmte Stecknadel im Heuhaufen als diesen Wagen im Bezirk Potsdam zu finden. Zu seiner Überraschung bemerkt Kreutzer den Unfallwagen in der Garage des bekannten Arztes Doktor Nikolai.
Sollte ein Arzt Fahrerflucht begangen haben? Welches ungewöhnliche Motiv könnte ihn dazu veranlassen? Nikolais Verhalten bei der Vernehmung lässt ihn in der Tat verdächtig scheinen. Sein Alibi erscheint Leutnant Kreutzer anfechtbar. Bei der weiteren Ermittlung kommen dann auch eine Reihe bemerkenswerter Fakten ans Licht, die neue Zusammenhänge schaffen, alte rechtfertigen und im Übrigen die Lösung herbeiführen.
LESEPROBE:
„Sie machen mich noch verrückt!“, knurrte Kreutzer. „Wir stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten, und Sie reißen nur alberne Witze. Alles, was wir bisher vermuteten, hat sich als falsch erwiesen. Kranepuhl ist mit einem ausgekochten Trick um dreitausend Mark geprellt worden. Der Betrüger benutzte Doktor Nikolais Wagen, knöpfte mithilfe eines Komplizen Kranepuhl das Geld ab und verursachte auf der Rückfahrt den Unfall. Jetzt leuchtet auch ein, weshalb er Fahrerflucht beging.“
„Natürlich“, sagte Arnold, „die ganze Geschichte wäre ja sofort geplatzt. Es würde mich übrigens sehr wundern, wenn Kranepuhl der Einzige wäre, dem man auf diese Weise das Fell über die Ohren gezogen hat. Dazu ist der Dreh doch viel zu schön. Wenn die Brüder immer die gleiche Methode angewandt haben, was anzunehmen ist - denn welcher Ganove ändert eine erfolgreiche Masche? brauchen wir nur zu warten, bis sich die Opfer bei Doktor Nikolai melden, um sich nach ihrem angezahlten Wartburg zu erkundigen.“
„Ja, wahrscheinlich. Aber wir können inzwischen nicht nur Däumchen drehen. Zu neun Uhr hat mich Grigoleit bestellt. Er will einen Bericht über den Vorgang und wissen, was wir weiter zu tun gedenken. Nikolai hat sich über unsere Arbeitsweise beschwert. Ich fürchte, es wird einen schönen Rüffel geben
„Sie machen mich noch verrückt!“, knurrte Kreutzer. „Wir stecken bis zum Hals in Schwierigkeiten, und Sie reißen nur alberne Witze. Alles, was wir bisher vermuteten, hat sich als falsch erwiesen. Kranepuhl ist mit einem ausgekochten Trick um dreitausend Mark geprellt worden. Der Betrüger benutzte Doktor Nikolais Wagen, knöpfte mithilfe eines Komplizen Kranepuhl das Geld ab und verursachte auf der Rückfahrt den Unfall. Jetzt leuchtet auch ein, weshalb er Fahrerflucht beging.“
„Natürlich“, sagte Arnold, „die ganze Geschichte wäre ja sofort geplatzt. Es würde mich übrigens sehr wundern, wenn Kranepuhl der Einzige wäre, dem man auf diese Weise das Fell über die Ohren gezogen hat. Dazu ist der Dreh doch viel zu schön. Wenn die Brüder immer die gleiche Methode angewandt haben, was anzunehmen ist - denn welcher Ganove ändert eine erfolgreiche Masche? brauchen wir nur zu warten, bis sich die Opfer bei Doktor Nikolai melden, um sich nach ihrem angezahlten Wartburg zu erkundigen.“
„Ja, wahrscheinlich. Aber wir können inzwischen nicht nur Däumchen drehen. Zu neun Uhr hat mich Grigoleit bestellt. Er will einen Bericht über den Vorgang und wissen, was wir weiter zu tun gedenken. Nikolai hat sich über unsere Arbeitsweise beschwert. Ich fürchte, es wird einen schönen Rüffel geben, und das schlimmste ist, dass wir nichts zu unserer Entschuldigung sagen können. Wir waren leichtfertig, und nun kriegen wir eins an den Ballon, basta.“
„Soll ich nicht mitkommen?“, fragte Arnold.
„Nein, nein“, sagte Kreutzer. „Die Verantwortung liegt bei mir. Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren, und vor allem dürfen wir nicht mehr das geringste Risiko eingehen. Jeder noch so winzige Hinweis muss geprüft werden, ehe wir wieder einen Verdacht aussprechen. Für Sie habe ich jetzt eine Aufgabe, die auch kein Honiglecken ist. Als erstes machen Sie den berühmten Gang nach Canossa, entschuldigen sich bei Doktor Nikolai und fragen ihn, ob ihm der Briefumschlag gehört - und wenn nicht, ob er zumindest den Absender kennt. Dann erkundigen Sie sich nach allen Schreibmaschinen, die in seinem Hause vorhanden sind, und auch nach denen in der Klinik. Bitten Sie ihn um die Erlaubnis, von allen diesen Maschinen eine Schriftprobe zu nehmen. Aber tun Sie mir den Gefallen, und fassen Sie die Sache ein bisschen diplomatisch an.“
„Ich werde mir alle Mühe geben.“
„Schön. Mit den Schriftproben und dem Umschlag traben Sie dann zur KTU. Doktor Fritsche soll sie sofort vergleichen. Außerdem möchte ich über die Schrift auf dem Umschlag alles wissen, was nur herauszufinden ist. Mit was für einer Maschine geschrieben, Fabrikat, Baujahr und so weiter, wann geschrieben, Eigenheiten des Schreibers und was er sonst noch entdecken kann. Das Ergebnis brauchen wir so schnell wie möglich, am liebsten gestern. Klar?“
„Ja, alles klar.“
„Gut. Wenn das erledigt ist, versuchen Sie bei der ‚Volksstimme‘ herauszukriegen, in welcher Anzeigen-Annahmestelle die Annonce aufgegeben wurde. Wir brauchen eine Beschreibung des Kunden, der die Anzeige aufgegeben hat, und wir brauchen die Auftragsquittung, auf der sich seine Unterschrift befindet. So, das wäre zunächst alles. Und nun lassen Sie die Ohren nicht hängen, machen Sie sich an die Arbeit.“
Kreutzer erhob sich, sah noch auf seine Uhr, klemmte die Akte unter den Arm, grinste Arnold aufmunternd zu und verließ den Raum.
So optimistisch, wie er tat, war ihm allerdings keineswegs zumute.
1931 in Nowawes, dem heutigen Babelsberg geboren. Absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung als Industriekaufmann, arbeitete als Film-Geschaftsführerassistent sowie als Regie- und Dramaturgie-Assistent. Seit 1956 freiberuflicher Schriftsteller. Pseudonyme: A. G. Petermann (gemeinsam mit H. A Pederzani und Gerhard Neumann) sowie Heiner Heindorf.
Er schrieb zwischen 1957 und 1959 gemeinsam mit H. A. Pederzani und Gerhard Neumann eine Reihe von Kriminalromanen, von denen er später auch einige Stoffe für den Rundfunk und das Fernsehen adaptierte. Übersetzungen seiner Romane und Erzählungen erschienen u. a. in Ungarn, Polen, der ČSSR und der UdSSR.
Außer Krimis schrieb er auch Science-Fiction-Bücher und arbeitete für Hörfunk, Fernsehen und Film.
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- Artikel-Nr.: SW9783956554049
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- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 324
- Veröffentlichung 06.06.2015
- ISBN 9783956554049
- Wasserzeichen ja