Der Serienmörder, den man nicht stellte
Über die Dunkelziffer der nicht entdeckten Serienmörder in Deutschland gibt es nur Vermutungen. So auch über die Zeit unmittelbar vor der Wende und in der danach. Ein Mann fährt mit seinem Brummi herum in den neuen Bundesländern, ein Mann, der als Serienkiller junge Tramperinnen tötet und dann tief in den Wäldern vergräbt. So gelten die Toten nur als vermisst. Und die Herren der Mordkommission sind sowieso ausgelastet, sie haben Tote genug, so auch ein Opfer im Wagen der Geisterbahn eines Rummels. Bis hoch an die Ostsee treibt sie die Jagd nach dem Mörder. Aber das Morden des Serienkillers geht weiter, nur die Abstände zwischen seinen Taten werden kürzer. Der Chef der Mörderjäger hat zwar eine dunkle Ahnung von seiner Existenz, aber keine Opfer. Doch ausgerechnet er muss seinen Hut nehmen. Was aber geschieht, wenn das Monster nie gefasst wird?
Wahrheit und Fiktion in einem "underground crime" der besonderen Art, mit einem Ende, das gewiss schockt, weil die Leserin oder der Leser es so nicht erwarten.
Die Hände des Mannes lagen locker auf dem Lenkrad, er hörte Vivaldi, und er hörte das Konzert sehr laut, und die rauschhafte Musik erfüllte das ganze Fahrerhaus.
Der Mann fühlte sich ausgesprochen gut.
Es war Nachmittag, und die Sonne stand hinter ihm, so fuhr er lieber, denn die Sonne störte ihn, wenn sie ihn von vorn anstrahlte.
Die Straße vor ihm war beinahe leer.
Er dachte an diese jungen Dinger, immer wieder, und ein erregendes Gefühl erfüllte ihn, aber er durfte es auch nicht übertreiben, denn Deutschland hatte gute Ermittler, das wusste er. Man musste sie sehr ernst nehmen.
Aber es war immer gut gegangen bisher, also keine Panik!
So konnte es weitergehen und das Glück blieb ihm treu, das glaubte er, sicher zu wissen.
An der nächsten Kneipe würde er halten und einen Pott Kaffee trinken.
Er würde ihm guttun.
Vor seinem inneren Auge sah er das letzte Mädchen, „sein“ Mädchen, wie er es nannte, aber es waren ja alles „seine“ Mädchen.
Ein weißer Wartburg schlich förmlich vor ihm her.
Er ärgerte sich, doch er überholte ihn nicht.
Nie auffallen! Das war seine Devise.
Er summte die Musik mit.
Warum nur fuhr dieser Typ vor ihm nicht schneller? Warum kaufte er sich nicht ein richtiges Auto?
Er blickte auf die Uhr. Er lag gut in der Zeit, aber Hilde plante ja immer so, dass er ausreichend Ruhezeiten hatte.
Nur konnte sie nicht wissen, wofür er sie nutzte.
Er grinste in sich hinein.
Die strenggläubige Hilde und der Serienmörder, eine filmreife Geschichte, schwarzhumorig, aber im Film würde er dann gefasst werden, Krimis waren eben Märchen, aber die einfache Volksseele brauchte sie, die Märchen für Erwachsene. In zwanzig Jahren, hatte er mal irgendwo gelesen, würde jede zweite Frau einen Krimi schreiben.
O Gott! Schon die heutigen Krimis waren schlimm genug.
Ein Kind winkte ihm zu.
Und er winkte zurück.
Warum nicht. Er konnte eine kleine Freude schenken, jawohl.
Seine Freude aber war eine junge Frau, die er nie zuvor gesehen hatte, die ihn hochmütig musterte und dann aber, auf seinem Schlafplatz, zum heulenden Elend wurde.
Etwas Besseres konnte es nicht geben!
Nie!
Jahrgang 1941. Lebt in Leipzig. Studium der Wirtschaftswissenschaften.
Schreibt Krimis und Kinderbücher. Übersetzung seiner Bücher ins Niederländische, Chinesische, Russische, Tschechische, Französische, Dänische und Schwedische.
TV-Verfilmung seines Krimis „Der Sog“ als „Alles umsonst“, mehrmalige Ausstrahlung. Das Buch ist Lehrstoff an der Universität Toronto in der Fachrichtung „ Deutsche Kriminalliteratur“.
Er erregte Aufsehen mit dem Selbstjustiz-Thriller „Auf den Schwingen der Hölle“. Beiträge in vielen Krimi-Anthologien u. a. bei Haffmans, Heyne, Scherz, grafit.
Bisher veröffentlichte Krimis:
Der Sog. Mitteldeutscher Verlag, 1985, verfilmt 1988 als „Alles umsonst“
Tatort Teufelsauge. Mitteldeutscher Verlag, 1986. S. Fischer, 1988
Die Hölle hat keine Hintertür. Mitteldeutscher Verlag 1987
Neuntöter. Das Neue Berlin, 1987
Eine Stadt sucht einen Mörder. Kriminalgeschichten. Militärverlag der DDR, 1987
Der graue Mann. Mitteldeutscher Verlag, 1988
Ein tödliches Ultimatum. S. Fischer, 1989
Satans tötende Faust. Das Neue Berlin, 1995
Im Höllenfeuer stirbt man langsam. Das Neue Berlin, 1997
Dunkel ist der Weg der Rache. Schwarzhumorige Kriminalgeschichten. Verlag Ziethen, 2010
Auf den Schwingen der Hölle. Norwegen-Krimi. fhl-Verlag Leipzig, 2012
Man stirbt nicht lautlos in Tokyo. Japan-Thriller. fhl-Verlag Leipzig, 2013
Der Vierfachmord von Stötteritz. fhl-Verlag Leipzig, 2014
Der Serienmörder, den man nicht stellte. Edition digital, 2018
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- Artikel-Nr.: SW9783956559471458270.1
- Artikelnummer SW9783956559471458270.1
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Autor
Jan Flieger
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 212
- Veröffentlichung 01.10.2018
- ISBN 9783956559471
- Wasserzeichen ja