Der Hase des Henoch

Ich musste unwillkürlich lachen, als ich nur einen Schritt entfernt vor dem verrosteten Draht einer alten Sprengfalle im vietnamesischen Urwald stehen blieb. Wobei das mein kleinstes Problem war. Viel eher machte ich mir Sorgen um giftige Schlangen, Wölfe, Leoparden und gottverdammte Tiger oder darum, dass es hier praktisch keinen Sauerstoff gab und ich kurz vorm Kollabieren war. Na ja, egal, nur noch dreihundert Meter. Ein letztes Mal rechnete ich alles durch, ob ich auch keinen Fehler gemacht hatte. Entfernung zu Gizeh, achttausenddreizehn Komma fünf Kilometer. Entfernung zu Mohenjo Daro, viertausenddreihundertachtundneunzig Kilometer. Durchmesser: einhundertvierzig... alles anzeigen expand_more

Ich musste unwillkürlich lachen, als ich nur einen Schritt entfernt vor dem verrosteten Draht einer alten Sprengfalle im vietnamesischen Urwald stehen blieb. Wobei das mein kleinstes Problem war. Viel eher machte ich mir Sorgen um giftige Schlangen, Wölfe, Leoparden und gottverdammte Tiger oder darum, dass es hier praktisch keinen Sauerstoff gab und ich kurz vorm Kollabieren war. Na ja, egal, nur noch dreihundert Meter. Ein letztes Mal rechnete ich alles durch, ob ich auch keinen Fehler gemacht hatte. Entfernung zu Gizeh, achttausenddreizehn Komma fünf Kilometer. Entfernung zu Mohenjo Daro, viertausenddreihundertachtundneunzig Kilometer. Durchmesser: einhundertvierzig Meter. Einhundertvierzig mal Pi, vierhundertneununddreißig Komma acht. Ob ich wohl auch hier stehen würde, wenn ich damals nicht in die Wüste gegangen und diesem Drogenschmuggler begegnet wäre? Damals sage ich, dabei war es doch nur wenige Wochen her. Und was hat das eigentlich alles mit so nem verkackten Hasen zu tun? Scheiße Mann, ich glaube, ich sollte 'n Buch schreiben.

Konstantin Becker-Bachmann wurde am 03.03.1989 in Gießen geboren und lebt in Herborn. Seit 2010 ist er als Küchenchef in einem Restaurant tätig. Der Hase des Henoch ist sein erstes Werk, für welches die 2016 von ihm absolvierten außergewöhnlichen Reisen zu den im Roman beschriebenen Orten als Grundlage dienten. Dabei wollte er eigentlich nur ein Gedicht veröffentlichen. Aber was macht man denn, wenn man ein Gedicht geschrieben hat und das blöde Radio das nicht senden will, weil es vorher verlegt sein muss? Man begibt sich auf eine irrationale Reise, bei der man sich so einiges illegales Zeug zuschulden kommen lässt, bringt sich völlig wohlüberlegt in Lebensgefahr, stellt die Menschheitsgeschichte auf den Kopf, schmückt das Ganze noch mit einer fiktiven, mythischen Komponente und schreibt ein Buch darüber. Logisch, oder?

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