Stern Crime 33/2020 - NACHT IM PARADIES

Es heißt, es gebe keine schönere Insel als diese. Manche verlassen sie nie wieder

Bilder können Täter überführen, sie helfen aber auch Außenstehenden, ein Verbrechen besser zu begreifen. Manchmal zeigen wir Beweisfotos, weil sie erklären, wie ein Fall gelöst wurde. Manchmal zeigen wir Tatortaufnahmen, damit fassbar wird, was tatsächlich geschah, in seiner ganzen Dimension. Manchmal zeigen wir Porträts, weil alle Menschen ein Gesicht haben, Opfer wie Täter, Angehörige wie Ermittler. Es ist immer auch ein Abwägen: Wann wollen Protagonisten geschützt, müssen Bilder gepixelt werden? Welche Details sind Leserinnen und Lesern zuzumuten? Aber wann beschönigt man das Geschehene auch, wenn man... alles anzeigen expand_more

Bilder können Täter überführen, sie helfen aber auch Außenstehenden, ein Verbrechen besser zu begreifen. Manchmal zeigen wir Beweisfotos, weil sie erklären, wie ein Fall gelöst wurde. Manchmal zeigen wir Tatortaufnahmen, damit fassbar wird, was tatsächlich geschah, in seiner ganzen Dimension. Manchmal zeigen wir Porträts, weil alle Menschen ein Gesicht haben, Opfer wie Täter, Angehörige wie Ermittler. Es ist immer auch ein Abwägen: Wann wollen Protagonisten geschützt, müssen Bilder gepixelt werden? Welche Details sind Leserinnen und Lesern zuzumuten? Aber wann beschönigt man das Geschehene auch, wenn man verschämt den Mantel darüber legt? Bilder erzählen dem Betrachter einen besonderen Teil der Geschichte, immer auch einen emotionalen. Sie tun es auf ganz eigene Art. In Texten lässt sich schildern, wie ein Mensch spricht, welchen Eindruck er macht. Auch was früher geschehen ist, lässt sich in Worten vergegenwärtigen. Wenn sich Fotografinnen und Fotografen für Crime auf den Weg machen, können sie nur mit dem arbeiten, was im Hier und Jetzt ist. Darum beeindruckt es uns umso mehr, wenn sie nicht nur sichtbar, sondern auch spürbar machen, was früher geschah und wie es weiterwirkt: der Schrecken von einst, die Trauer und Verunsicherung von heute. Auf die Idee zu unserer Titelgeschichte brachten uns Bilder: jene von Rafael Heygster, der lange auf der thailändischen Insel Koh Tao recherchiert hat. Die betörende, fast kitschige Schönheit des Idylls liegt noch immer im Licht der Morde und mysteriösen Todesfälle, die sich hier zugetragen haben. Auch das Projekt "Gabriele" von Ilka Pappenscheller ist ungemein vielschichtig. Es erzählt nicht nur vom Schicksal einer jungen Frau, die ermordet wurde, sondern auch von der Fotografin selbst. Sie ist in Gabrieles Dorf aufgewachsen, das die Tat nie bewältigt hat. Ihre Arbeit zeigt auch, wie gut man das betretene Schweigen zum Ausdruck bringen kann, gerade wenn man keine Worte zur Verfügung hat. Schauen Sie es sich an.



STERN CRIME - das erfolgreiche True-Crime-Magazin // Unter dem Motto ""Wahre Verbrechen. Wahre Geschichten."" berichtet STERN CRIME von realen Kriminalfällen und deren Aufklärung, beleuchtet aber auch das Schicksal der Opfer und die Motive des Täters. Das Heft liefert alle zwei Monate einfühlsame Texte und zurückhaltende, aber zugleich eindringliche Bebilderung der Geschichten.



Stern Crime

No. 33

06 / GRENZEN

08 / NACHT IM PARADIES

22 / DER DETEKTIV

34 / EINE SPEZIALISTIN FÜR HÄNDE

36 / DIE ZEUGIN

50 / NARRENSCHIFF

58 / GABRIELE

72 / "ES MUSSTE GETAN WERDEN"

84 / EIN VERLORENER SOHN

92 / "AUGE UM AUGE,

ZAHN UM ZAHN?

DER SPRUCH WIRD OFT

MISSVERSTANDEN"

98 / M.

108/ MEIN BILD

110 / "UND DANN DACHTE ICH:

DAS WAR'S"

117 / BÜCHER, FILME UND SERIEN

122 / DER PROMINENTE FALL

03 / EDITORIAL

118 / LESERBRIEFE

120 / MITARBEITER, IMPRESSUM

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