Stern Crime 27/19 - DER FÄNGER

Der Hund wartet. Sein Herr wird bald zurückkommen. Er wird eine Frau dabeihaben

Sehnsüchte sind das, was einen Menschen ausmacht. Sie treiben ihn an. Sie lassen ihn aber zugleich verletzlich werden. Darum nennen wir sie manchmal auch Schwächen. Und einige Sehnsüchte empfinden Menschen so sehr als Schwäche, dass sie nicht wahrhaben wollen, dass es sie gibt. In dieser Ausgabe schildert ein Mann eine lange zurückliegende Begegnung mit einem anderen, die er nie vergessen hat. Das Verfassen des Textes verlangte ihm einen gewissen Mut ab. Denn unser Autor war damals Soldat bei den US-Marines, einer Gemeinschaft, die sich über heterosexuelle Männlichkeit und Stärke definiert – und in der Zuneigung zu einem anderen Mann... alles anzeigen expand_more

Sehnsüchte sind das, was einen Menschen ausmacht. Sie treiben ihn an. Sie lassen ihn aber zugleich verletzlich werden. Darum nennen wir sie manchmal auch Schwächen. Und einige Sehnsüchte empfinden Menschen so sehr als Schwäche, dass sie nicht wahrhaben wollen, dass es sie gibt. In dieser Ausgabe schildert ein Mann eine lange zurückliegende Begegnung mit einem anderen, die er nie vergessen hat. Das Verfassen des Textes verlangte ihm einen gewissen Mut ab. Denn unser Autor war damals Soldat bei den US-Marines, einer Gemeinschaft, die sich über heterosexuelle Männlichkeit und Stärke definiert – und in der Zuneigung zu einem anderen Mann nicht nur als Schwäche, sondern als Tabu gilt. Unser Autor schildert, wie fasziniert er von dem Fremden am Strand war und wie sehr ihn diese Faszination irritierte und verunsicherte. Wie offen dieser zum Kämpfen ausgebildete Mann davon erzählt, hat etwas sehr Berührendes. Gerade Sehnsüchte, Schwächen und Unsicherheiten machen Menschen für uns fassbar und lassen uns mit ihnen fühlen. Das gilt nicht nur für die Opfer. Selbst wenn Täter dadurch nicht sympathischer werden, hilft es uns dennoch, sie besser zu verstehen, wenn wir von ihren Schwächen und Sehnsüchten wissen. Und ist es nicht das, was das Verbrechen so faszinierend für uns macht und weshalb wir aus Kriminalfällen so viel über Menschen lernen können? Weil jedes Verbrechen auf dem Aufeinandertreffen des pervertierten Verlangens eines Täters mit den Schwächen und Sehnsüchten eines Opfers beruht? Zumindest für die Geschichte unseres Autors trifft das zu. Die Begegnung, die er auf Seite 36 schildert, war die mit einem Mann, der sein eigenes Verlangen als Jäger auslebte. Und wie jeder Jäger fand er seine Opfer, indem er ihre Schwächen nutzte. Der Fremde, dem unser Autor als junger Marine in ein Hotelzimmer folgte, gilt als einer der gefährlichsten und brutalsten Serienkiller der amerikanischen Geschichte.



STERN CRIME - das erfolgreiche True-Crime-Magazin // Unter dem Motto ""Wahre Verbrechen. Wahre Geschichten."" berichtet STERN CRIME von realen Kriminalfällen und deren Aufklärung, beleuchtet aber auch das Schicksal der Opfer und die Motive des Täters. Das Heft liefert alle zwei Monate einfühlsame Texte und zurückhaltende, aber zugleich eindringliche Bebilderung der Geschichten.



Stern Crime

No. 27

06 / WUNDERBAR BÖSE

08/ DER FÄNGER

24/ WUT

34 / AUS DER ASSERVATENKAMMER

36 / ER UND ICH

50/ SCHWÄRMER UND BESESSENE

58 / WO MAN UNGESTRAFT TÖTET

76 / KRIEG

84 / DER VERKAUF DES EIFFELTURMS

92/ MEIN BILD

94 / DER JUNGE AUF DER BRÜCKE

104 / DIE HÜTTE

116 / PAULE

124 / EIN SPEZIALIST

126 / "ABER WEHE, DU KILLST EIN

HAUSTIER!"

133 / BÜCHER UND FILME

138 / DER PROMINENTE FALL

03 / EDITORIAL

134/ LESERBRIEFE

136 / MITARBEITER, IMPRESSUM

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