SOKO Dreisam
Der Mordfall, die Hintergründe und der Prozess gegen Hussein K.
Am Morgen des 16. Oktober 2016 wird am Ufer der Dreisam in Freiburg eine Medizinstudentin ermordet aufgefunden.
Der Täter, der durch akribische Polizeiarbeit bald ermittelt wird: ein unbegleiteter, jugendlicher Flüchtling aus Afghanistan. In der Stadt kocht die Stimmung über.
Sämtliche politischen Lager wollen den Mord für sich instrumentalisieren. Und vor Gericht entspinnt sich ein Prozess, bei dem es auch um Fragen zur Betreuung von Flüchtlingen, um Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Gutachten, um die Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen und um die Rolle eines Pflichtverteidigers geht.
Anne Grießer, Krimiautorin, Ethnologin, Dozentin und Reisejournalistin hat den Prozess von Anfang bis Ende verfolgt und ihre ganz persönlichen Schlüsse daraus gezogen.
"Ich verstehe den ganzen Aufwand nicht. Es war doch nur eine Frau." (Hussein K. bei seinem ersten Prozess in Griechenland)
Vorwort
1. Die Tat
2. Vor dem Landgericht
3. Der Täter
4. Das Geständnis
5. Ermittlungen, Teil 1
6. In der Sonderbar
7. Freunde und Feinde
8. Sprachbarrieren
9. Alkohol und Drogen
10. Unterbringung
11. Der Pflichtverteidiger
12. Wissenschaft vor Gericht: Die Altersbestimmung
13. Ermittlungen, Teil 2
14. Was geschah wirklich am 16. Oktober?
15. Griechenland
16. Forensische Psychologie
17. Letzte Worte
18. Sie sind uns ein Rätsel geblieben
Vorwort
Gerichtsverhandlungen sind in aller Regel öffentlich. Jede Bürgerin,
jeder Bürger kann daran teilnehmen, kann die Arbeit der Justiz kontrollieren,
sich einen persönlichen Eindruck über das Rechtssystem verschaffen.
Aber während sich realitätsferne Gerichtsshows im Fernsehen
einer gewissen Beliebtheit erfreuen, nehmen im Alltag nur wenige
Menschen dieses Recht wahr.
Beim Prozess gegen Hussein K., der im Oktober 2016 in Freiburg
eine Studentin tötete, war das anders. Zumindest zu Beginn der Verhandlung
zog sich die Warteschlange schon in den frühen Morgenstunden
fünfzig Meter lang durch die Salzstraße. Grund dafür war nicht
etwa ein plötzlich erwachtes Interesse am Gerichtsalltag, sondern vielmehr
die Tatsache, dass es sich bei dem Täter um einen jungen Afghanen
handelte, der als (vermeintlich) jugendlicher unbegleiteter Flüchtling
nach Deutschland eingereist war. Presse und Öffentlichkeit stürzten
sich auf den Fall, Hussein K. stand plötzlich stellvertretend für die gesamte
Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Und obwohl das Interesse
an der eigentlichen Verhandlung schnell wieder erlahmte, hielten sich
die Parolen vom »bösen Ende der Willkommenskultur«, vom »Versagen
der Jugendämter und Behörden« und von den »zu milden Urteilen der
deutschen Justiz« bis zum Schluss.
Inzwischen sind sechs Jahre seit dem Prozessauftakt vergangen. Warum
schreibe ich erst jetzt ein Buch darüber?
Ich habe den Prozess damals lückenlos verfolgt und in dieser Zeit
viel über das deutsche Rechtssystem gelernt. Während der Hauptverhandlung
wurde in der Presse viel über den Fall berichtet. So viel, dass
bald eine gewisse Sättigung eintrat. Und die meisten Artikel waren
politisch gefärbt.
Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt, andere Fälle haben
die Öffentlichkeit erregt. Wie Pflichtverteidiger Sebastian Glathe in
seinem Schlussplädoyer sagte: »Da der Fall keine politische Dimension
hat, schrumpft er auf ein normales Strafverfahren.«
Mich hat von Beginn an der Einzelfall interessiert.
Ich richte mich daher an alle Leserinnen und Leser, die erfahren
wollen, wie der Prozess abgelaufen ist, was das Gericht unternommen
hat, um die Tat lückenlos aufzuklären und ein angemessenes Strafmaß
für den Täter zu finden. Ich beschäftige mich ferner mit allgemeinen
Fragen rund um den Strafprozess und mit speziellen Fragen, die im
Fall Hussein K. zum Tragen kamen – zum Beispiel die Betreuungssituation
von jugendlichen Flüchtlingen.
Bei den Namen von Zeuginnen und Zeugen habe ich mich zur Wahrung
der Anonymität auf Vornamen und Abkürzungen beschränkt.
Lediglich die Namen von Gutachterinnen und Gutachtern, die ohnehin
von der Presse erwähnt wurden, habe ich ungekürzt übernommen.
Normalerweise wird auch der Name des Opfers nicht erwähnt.
Maria Ladenburger bildet hier eine Ausnahme, denn die Eltern der
jungen Frau haben im Gedenken an ihre Tochter eine Stiftung ins
Leben gerufen. Die Maria-Ladenburger-Stiftung unterstützt Studierende
mit Behinderung, plötzlichen Erkrankungen oder in schwierigen
Lebenssituationen sowie ausländische Studierende bei deren Integration in das universitäre Umfeld. Sie fördert auch Projekte der
Entwicklungshilfe, etwa durch Praktika im Medizinstudium.
Nun wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre – und wenn Sie
mögen, dürfen Sie mir gerne Ihre Anregungen, Fragen oder Eindrücke
zum Buch schicken!
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- Artikel-Nr.: SW9783947145706458270
- Artikelnummer SW9783947145706458270
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Autor
Anne Grießer
- Verlag hansanord Verlag
- Veröffentlichung 25.09.2023
- ISBN 9783947145706