Der Wachposten
In den warmen Sommernächten entlang des Rheins erleben zwei junge Männer das Abenteuer ihres Lebens. Inspiriert von Goethes Werken, treiben sie sich selbst in eine gefährliche, doch zugleich berauschende Liebesgeschichte. Eine nächtliche Ruderfahrt, verbotene Liebe und das Knistern der Leidenschaft verflechten sich zu einem unvergesslichen Erlebnis. Doch was passiert, wenn jugendlicher Überschwang auf die strenge Realität trifft? „Der Wachposten“ erzählt die Geschichte von Freundschaft, Liebe und der ewigen Suche nach Freiheit – eine Erzählung, die den Geist und die Gefühle in einer schlaflosen Nacht einfängt.
Ich verzog mich an die Seitenecke der Mauer, von wo ich die Ereignisse an der Rückwand bemerken und zugleich, wenn Not, die störende Bestie in wenigen Sprüngen nach dem vorderen Tor ablenken konnte. Es war eine wunderbare warme Augustnacht. Aus dem Garten hoben die alten Nussbäume und Kastanien ihre dicht belaubten Häupter über das Gemäuer. Seitlich führte eine schmale Steige zu dem Weinberg hinan. Das Schiefergestein strahlte noch die Tageswärme aus. Dennoch hatte sich im kühlen Talwind des Stromes an der Wärmegrenze ein leichter Nebelschleier gebildet, der vom Rhein her den Berg hinaufwehte und die Villa umlagerte. Wohl von dieser Erscheinung kam mir plötzlich ein Vers in den Sinn, den ich schnell wieder fallen lassen wollte, der sich aber direkt an mich klammerte:
„Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.“
Es war ein Vers aus meinem Lieblingsgedicht „Willkommen und Abschied“, das der junge Goethe niedergeschrieben, als er nachts von seiner Friederike von Sesenheim nach Straßburg geritten war. Ich sprach die Verse vor mich hin und lauschte. – Nichts.
„… die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer…“
Ich wusste, Ernas Vater, der neben seinen Weinbergen eine Pferdezucht hatte, würde als alter Kavallerieoffizier mit Heinz, wenn er ihn nachts bei seiner Tochter antraf, kurzen Prozess machen. Meine Fantasie sah durch die Nacht hindurch deutlich die fertige Szene. Plötzlich knallten irgendwo zwei dumpfe Schüsse. Ich fuhr hoch, lauschte sprungbereit. War es Einbildung? Waren es die Weinbergswärter, die oft solche Schreckschüsse abgaben? Oder war es wirklich … ich rannte zur hinteren Mauer, atemlos horchend.
Tiefe Stille. Die Erde schien zu atmen.
Nichts sonst.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
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- Artikel-Nr.: SW9783689121860458270
- Artikelnummer SW9783689121860458270
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Autor
Friedrich Wolf
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 20
- Veröffentlichung 21.08.2024
- ISBN 9783689121860
- Wasserzeichen ja