Der Koffer aus Indochina

Als die alte Mariechen vom Tod ihres Sohnes in der Fremdenlegion erfährt, setzt sie alles daran, seinen letzten Besitz - einen Koffer - nach Hause zu holen. Ein unermüdlicher Kampf mit den Behörden beginnt, der schließlich in einer tragischen Verwechslung endet. Die packende Geschichte einer Mutterliebe, die keine Grenzen kennt, und die tiefen Narben, die der Krieg hinterlässt, berührt Leser auch heute noch. Ein zeitloses Meisterwerk über Hoffnung, Verzweiflung und den unaufhaltsamen Drang, das Unmögliche zu erreichen. Und nun war ihr eigener Junge als Fremdenlegionär in Marseille gestorben und hatte ihr nichts hinterlassen als den... alles anzeigen expand_more

Als die alte Mariechen vom Tod ihres Sohnes in der Fremdenlegion erfährt, setzt sie alles daran, seinen letzten Besitz - einen Koffer - nach Hause zu holen. Ein unermüdlicher Kampf mit den Behörden beginnt, der schließlich in einer tragischen Verwechslung endet. Die packende Geschichte einer Mutterliebe, die keine Grenzen kennt, und die tiefen Narben, die der Krieg hinterlässt, berührt Leser auch heute noch. Ein zeitloses Meisterwerk über Hoffnung, Verzweiflung und den unaufhaltsamen Drang, das Unmögliche zu erreichen.



Und nun war ihr eigener Junge als Fremdenlegionär in Marseille gestorben und hatte ihr nichts hinterlassen als den Koffer. Darin mussten noch seine Sachen sein, seine Uniform, Briefe, ein Bild oder ein Andenken für sie sein. Deshalb setzte die alte Frau Himmel und Hölle in Bewegung, wenigstens den Koffer zu retten. Da wechselte das Konsulat seinen Standort. Man musste die ganze Sache von vorne beginnen. Mutter Mariechen war wie eine Besessene. Sie schimpfte, sie drohte, sie brachte ihre letzten Ersparnisse dem Rechtsanwalt, sie fuhr selbst zum Generalkonsulat. Sie fuhr nach Marseille. Dort hörte sie, dass man diesen Koffer aus Indochina vor einer Woche an ihre rheinische Adresse abgeschickt hatte.

Es stimmte.

Denn als Mutter Mariechen wieder zu Hause ankam, stand der lang ersehnte Koffer in ihrem kleinen Wohnzimmer, das von dem schon sommerlichen Laub der alten Linden beschattet wurde. Es war ein kleiner Tropenkoffer aus Aluminium, mit Stricken verschnürt, da man offenbar das Schloss erbrochen hatte. Auf dem Koffer aber klebten viele Zettel mit fremden Schriftzeichen, die man kaum entziffern konnte. Mutter Mariechen stand lange vor der mattglänzenden Aluminiumkiste, ohne sich zu rühren. Also das war von ihrem Jungen übrig geblieben, seit er das letzte Mal vor sechs Jahren auf Urlaub gewesen und zu seinem Truppenteil an den „Atlantikwall“ musste. Und dann hatte er ihr aus Indochina geschrieben, fast immer die gleichen Sätze: „Es geht mir soweit gut. Wir hatten wieder einmal Kämpfe. Aber jede Kugel trifft ja nicht. Auf frohes Wiedersehen in der Heimat!“



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.

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