In der fesselnden Erzählung aus dem Jahr 1928 wird ein außergewöhnliches Experiment in den Fokus gerückt, das die Grenzen von Menschlichkeit und Wissenschaft auslotet. Der zum Tode verurteilte Verbrecher Z. erhält eine letzte Chance auf Leben – unter der Bedingung, sich mit Lepra impfen zu lassen. In der düsteren Kulisse des Rigaer Zuchthauses entfaltet sich eine packende Geschichte über Verzweiflung, Hoffnung und die grausame Realität medizinischer Experimente. Wolf wirft mit seiner Erzählung drängende ethische Fragen auf, die auch heute nichts an ihrer Brisanz verloren haben. Ein literarisches Meisterwerk, das zum Nachdenken anregt und den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält.
„Die Regierung“, serviert der Inspektor, der sich übergangen fühlt, jetzt Z. seinen offiziellen Auftrag, „die Regierung stellt nun im Interesse der Forschung Ihnen anheim, Ihr verfallenes Leben für die Menschheit in die Schanze zu schlagen, voll und ganz einzusetzen …“
„Werde ich anders hingerichtet?“, fragt Z. beklommen.
Uexkyll wird rot wie ein Kanonenöfchen. „Unsinn! Torheit! Grade nicht, mein Freund! Das grade ist ja der Unterschied! Sie haben die freie Wahl! Sie können nein sagen! Sie können die Impfung mit Leprabazilien ablehnen, jene Impfung am Gesunden, die wir brauchen, um Licht in diese furchtbare Krankheit zu bringen. Der Tierversuch versagt hier; wir brauchen Menschenblut, ich meine menschliches Blut, artnahes Blut! Können Sie da nein sagen? Professor Pettenkofer strich sich Cholerabazillen aufs Butterbrot und erkrankte nicht. Es ist möglich, dass auch Sie nicht erkranken. Der Staat bietet Ihnen im Interesse der Menschheit diese letzte außergewöhnliche Chance! Ich darf ohne Eitelkeit sagen, dass ich es war, der diese Form der Begnadigung vor dem sicheren Henkersbeil empfahl. Können Sie nein sagen?“
Der Delinquent gleicht einem Ertrunkenen, mit dem man künstliche Wiederbelebungsversuche macht.
„Kaum glaubhaft, nicht wahr?“, dringt es väterlich aus den Tiefen des Bartes. „Und doch …, hier der Erlass! Und hier Ihre Einwilligungserklärung! Sie haben nur zu unterschreiben!“
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
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- Artikel-Nr.: SW9783689121648458270
- Artikelnummer SW9783689121648458270
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Autor
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Friedrich Wolf
- Wasserzeichen ja
- Verlag find_in_page EDITION digital
- Seitenzahl 13
- Veröffentlichung 01.08.2024
- ISBN 9783689121648
- Wasserzeichen ja