Der XV. Jahrestag der Oktoberrevolution auf dem Roten Platz in Moskau

Am 7. November 1932 feierte die Sowjetunion den 15. Jahrestag der Oktoberrevolution mit einer der größten Militär- und Arbeiterparaden der Geschichte auf dem Roten Platz in Moskau. Mehr als anderthalb Millionen Menschen – Arbeiter, Bauern und Rotarmisten – marschierten in einer beeindruckenden Demonstration des sozialistischen Fortschritts und der Einheit des sowjetischen Volkes. Inmitten dieses gewaltigen Ereignisses erlebt der Autor hautnah die emotionale Kraft und die kollektive Begeisterung einer Nation, die sich auf dem Höhepunkt ihres sozialistischen Aufbaus befindet. Dieses Buch fängt den historischen Moment mit persönlichen... alles anzeigen expand_more

Am 7. November 1932 feierte die Sowjetunion den 15. Jahrestag der Oktoberrevolution mit einer der größten Militär- und Arbeiterparaden der Geschichte auf dem Roten Platz in Moskau. Mehr als anderthalb Millionen Menschen – Arbeiter, Bauern und Rotarmisten – marschierten in einer beeindruckenden Demonstration des sozialistischen Fortschritts und der Einheit des sowjetischen Volkes. Inmitten dieses gewaltigen Ereignisses erlebt der Autor hautnah die emotionale Kraft und die kollektive Begeisterung einer Nation, die sich auf dem Höhepunkt ihres sozialistischen Aufbaus befindet. Dieses Buch fängt den historischen Moment mit persönlichen Beobachtungen und Reflexionen ein, die die Bedeutung des sowjetischen Modells in einer vom Klassenkampf geprägten Welt verdeutlichen.



Eineinhalb Millionen Arbeiter, Bauern und Rotarmisten marschieren in acht Stunden über den Roten Platz. 1932



Sechs Uhr früh. Es ist noch dunkel, aber ganz Moskau ist schon auf den Beinen. Nur wenige Trams fahren noch bis sieben Uhr. Die Straßen werden schon eingeteilt für die An- und Abmärsche der Arbeiterkolonnen und der Roten Armee: überall rote Ordner und Miliz, die mit mächtigen Stricken die Neben- und Querstraßen absperren und die Menschenmenge der Viermillionenstadt dirigieren. Endlich gegen halb acht Uhr bin ich bei meinem Freund und Genossen Wischnewski. Ein Riesenglück: er hat doch noch einen Propusk, einen Ausweis, für mich für die Tribünen des Roten Platzes bekommen. Wischnewski ist der Übersetzer meiner „Matrosen von Cattaro“. Er war selber einer der roten Matrosen von Kronstadt, die vor fünfzehn Jahren die ersten Schüsse auf das Winterpalais abgaben und damit das Signal zum Eingreifen der Macht. Er kämpfte dann mit der Wolgaflottille jene schweren Kämpfe, die Larissa Reißner beschrieb; später zog er mit Budjonnys Erster Reiterarmee gegen die weißen Generäle der Ukraine, hat den polnischen Feldzug mitgemacht, erhielt den Orden der Roten Fahne; dann Jahre auf der Militärakademie; heute ist er mit fünfunddreißig Jahren Vizeadmiral, Kommandant einer Torpedobootsflottille auf dem Schwarzen Meer und einer der besten Dramatiker der Sowjetunion. – Um neun Uhr stehen wir auf dem Roten Platz, etwa zwanzig Meter rechts vom Monument, dem Grabmal Lenins. Die Regimenter marschieren gerade auf, alle Truppengattungen, auch Matrosenbataillone und GPU. Gegen halb zehn Uhr ist die Hälfte des Riesenplatzes mit den Kadern der stehenden Formationen gefüllt. Anmarsch der Delegationen der Länder: Spanien, England, Japan, China, Frankreich, Amerika, Deutschland. Sie nehmen neben uns Aufstellung vor den Tribünen. Schon kommen die Botschafter und Vertreter der ausländischen Mächte mit ihren Damen und Militärattachés. Die Militärattachés postieren sich direkt vor uns; der Deutsche ist ein Oberstleutnant der Kavallerie. Punkt zehn der Kommandoruf „Smirno!“ Die Bataillone stehen, sechs Musikkapellen setzen zu einem kurzen Signal ein, dass der Platz nur so dröhnt. Woroschilow sprengt von der Seite des Moskwa-Flusses heran. Die Bataillone salutieren, melden; die Internationale dröhnt über den Riesenplatz, jetzt hört man auch in verschiedenen Intervallen und Tonstärken andere Kapellen von der Iljinka her, vom Teatralnyj-Platz, von den Brücken die Internationale. Rechts von mir steht mein Kamerad Seka Saro, der japanische Delegierte zum Plenum unseres Arbeitertheaterbundes. Wir geben uns plötzlich die Hand; es ist kein Taumel; aber es läuft einem doch heiß und kalt den Rücken herunter. Vor uns der deutsche Oberstleutnant salutiert mit betonter Strammheit den erhobenen roten Fahnen und dem Kampfgesang des revolutionären Proletariats. Uns gegenüber an den ehemaligen riesigen Markthallen über die ganze Breite des Platzes weg die Losung: „Es lebe der revolutionäre Weltoktober!“ – gleich neben dem Lenin-Bild das Transparent in deutscher Sprache, dann in französischer, neben dem Stalin-Bild auf der andern Seite in chinesischer und dann in englischer Sprache!



Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.

Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.

Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.

Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.

Staatliche Auszeichnungen

1943: Orden Roter Stern

1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock

1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.



Werkverzeichnis

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