Lügen, um, einen anderen Menschen nicht zu blamieren

Im zweiten Weltkrieg hatten auch viele gesellschaftlichen Werte ihre bis vor der Nazizeit und dem Krieg ihre bis dahin geltende Bedeutung verloren. So musste neu gelernt werden, dass beispielsweise Gehorsam immer auch mit persönlicher Verantwortung zusammenhängt, und dass Befehlsverweigerung dann gerechtfertigt ist, wenn man mit der Ausführung eines Befehls ein Unrecht begeht. Auch Lüge und Wahrheit erhielten ihre Bedeutung zurück, nachdem das Volk über viele Jahre von den Nazis angelogen worden war. So spielten nach der Kapitulation in Deutschland auch im Konfirmandenunterricht Begriffe wie Gehorsam, Befehlsverweigerung, persönliche Verantwortung,... alles anzeigen expand_more

Im zweiten Weltkrieg hatten auch viele gesellschaftlichen Werte ihre bis vor der Nazizeit und dem Krieg ihre bis dahin geltende Bedeutung verloren. So musste neu gelernt werden, dass beispielsweise Gehorsam immer auch mit persönlicher Verantwortung zusammenhängt, und dass Befehlsverweigerung dann gerechtfertigt ist, wenn man mit der Ausführung eines Befehls ein Unrecht begeht. Auch Lüge und Wahrheit erhielten ihre Bedeutung zurück, nachdem das Volk über viele Jahre von den Nazis angelogen worden war.

So spielten nach der Kapitulation in Deutschland auch im Konfirmandenunterricht Begriffe wie Gehorsam, Befehlsverweigerung, persönliche Verantwortung, Lüge, Wahrheit und Ehrlichkeit aus christlicher Sicht eine große Rolle. Als es um das Lügen ging, erzählte uns etwa im Jahr 1951 unser Pastor im Konfirmandenunterricht eine Begebenheit, in welcher er selbst einmal gelogen hatte.

Beim Besuch eines Bauern wurde das Abendessen, zu welchem er eingeladen worden war, im Wohnzimmer aufgetragen und alle nahmen am Wohnzimmertisch Platz. Der Pastor, der darum gebeten wurde, sprach das Tischgebet. Alle griffen beherzt zu. Auch der Pastor belegte ein Brot mit Wurst, danach ein anderes mit Käse. Doch von den Eiern nahm er keines. Da für jeden am Tisch ein Ei gekocht, abgepellt und von der Bäuerin heimlich abgeschleckt worden war, was der Pastor zufällig gesehen hatte, blieb am Ende das Ei, welches dem Pastor zustand, übrig. Als er ermuntert wurde, das ihm zugedachte Ei zu essen, entzog er sich dieser Aufforderung mit einer Lüge. Er sagte nämlich, sein Arzt hätte ihm geraten, keine Eier zu essen, da sein Magen diese nicht verarbeiten würden und er davon Magenschmerzen bekäme. – Niemand am Tisch zweifelte am Wahrheitsgehalt dieser Aussage.

Hätte er am Tisch vor allen die Wahrheit gesagt, weshalb er das Ei nicht essen mochte, dann hätte er die Bäuerin bloßgestellt. Deshalb entschloss er sich zu dieser Lüge.



Geboren 1938 in Hartenstein im Erzgebirge.

1952 – 1959 Lehre und Berufstätigkeit als Hauer unter Tage im Steinkohlenbergbau.

1959 - 1965 Ausbildung zum Diakon, Sozialpädagogen, Heilpädagogen

1965-1996 Leiter des Hauses "Sonnenschein" Reinfeld (Holstein), Heilpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche.

Seit 2000 im Ruhestand.

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  • Autor find_in_page Klaus-Rainer Martin
  • Autoreninformationen Geboren 1938 in Hartenstein im Erzgebirge. 1952 – 1959 Lehre und… open_in_new Mehr erfahren
  • Wasserzeichen ja
  • Verlag find_in_page neobooks
  • Seitenzahl 3
  • Veröffentlichung 06.03.2024
  • ISBN 9783756572878

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