Bullmanns Weltraumfahrten

Terra-Utopia - Band 15

Bullmanns Weltraumfahrten
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Der Flug der Holliday – aus einer Simulation wird Realität Mirko Bullmann ist ein durchschnittlicher Bürger mit einem durchschnittlichen Job – bis er den ersten Preis in einem Gewinnspiel erringt: eine Kreuzfahrt durch die Tiefen des Alls. Damit beginnt ein Abenteuer, das sein Leben verändern soll. Denn am Ende der Reise findet er heraus, dass alles nur ein großer Betrug war – sie haben die Erde nie verlassen. Seine Entdeckung führt dazu, dass er jetzt wirklich auf eine Reise durch die Galaxis geht, und noch darüber hinaus. Doch es ist eine Reise ohne Wiederkehr. Ein deutscher SF-Roman von Wilfried Hary. Spannende Action,... alles anzeigen expand_more

Der Flug der Holliday – aus einer Simulation wird Realität



Mirko Bullmann ist ein durchschnittlicher Bürger mit einem durchschnittlichen Job – bis er den ersten Preis in einem Gewinnspiel erringt: eine Kreuzfahrt durch die Tiefen des Alls. Damit beginnt ein Abenteuer, das sein Leben verändern soll. Denn am Ende der Reise findet er heraus, dass alles nur ein großer Betrug war – sie haben die Erde nie verlassen. Seine Entdeckung führt dazu, dass er jetzt wirklich auf eine Reise durch die Galaxis geht, und noch darüber hinaus. Doch es ist eine Reise ohne Wiederkehr.

Ein deutscher SF-Roman von Wilfried Hary. Spannende Action, gewürzt mit einer guten Portion Humor und – wie immer bei den frühen Werken Harys – mit viel Ernst gemeinter Gesellschaftkritik.



Das öffentlich-rechtliche Unternehmen, bei dem ich vor Jahren vorsprach, nannte sich schlicht und einfach SUI (System zum Umformen des Ichs). Enorm, dass man nur einen so gut zu behaltenden Namen gewählt hat, obwohl das Unternehmen im „Jahr der Bürokratie“ gegründet wurde.

Wie dem auch sei: Hätte ich damals geahnt, was mich erwartet, hätte ich liebend gern auf den Job verzichtet.

Hinterher ist man halt immer schlauer.

Simon Singers, der Leiter der SUI, war ein seltsamer Mensch. Das hätte mich gleich stutzig machen müssen. Zunächst fragte er mich nämlich: „Sagen Sie, Mr. Bullman, arbeiten Sie eigentlich gern?“

„Natürlich nicht! Sie vielleicht?“ antwortete ich direkt.

Damit war es gesagt. Ich schielte bereits zur Tür und erwartete meinen Hinauswurf, der mir wieder eine Weile Arbeitslosigkeit einbringen würde.

Die Wirkung war jedoch völlig anders als erwartet. Simon Singers reagierte sehr überschwänglich. Er umarmte mich sogar wie einen wiedergefundenen Sohn, hieb mir auf die Schulter und versicherte immer wieder:

„Dann mein Freund, liegen Sie bei uns genau richtig!“

Was soll ich sagen: Mit Speck fängt man Mäuse. Ich unterschrieb recht eilfertig den Kontrakt und fragte erst viel später, um was es bei der SUI überhaupt ging.

Simon Singers war nicht mehr ganz so überschwänglich. Er lächelte eher kühl, während er mich über die altmodische Hornbrille hinweg musterte.

„Nun“, begann er vorsichtig. Wer einen so langen Anlauf für eine gewöhnliche Antwort auf eine simple Frage braucht, hat ein schlechtes Gewissen. Eine Binsenweisheit!

„Diese Frage ist durchaus berechtigt!“ behauptete er und stand hinter seinem Schreibtisch auf.

Ich wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser.

„Nun!“ sagte er wieder. Dafür hätte ich ihn schlagen mögen!

Er ging auf seinen dünnen Beinen hin und her. Mit meinen Blicken folgte ich ihm wie hypnotisiert.

Bis er endlich vor mir stehenblieb. Ich wagte kaum zu atmen und konnte aus unergründlichen Gründen nicht mehr schlucken.

„Sehen Sie, Mr. Bullman, vor etwa hundert Jahren nahmen die Fälle der Gewaltkriminalität in so erschreckendem Maße zu, dass es einfach notwendig wurde, eine Entwicklung anzustreben, die dieser Plage wirkungsvoll begegnete. Damals war in der gesamten TERRANISCHEN , KONFÖDERATION die Todesstrafe abgeschafft, und die Gefängnisse waren hoffnungslos überfüllt.

Die SUI wurde gegründet. Das hatte nur einen einzigen Fehler: Man gründete sie im Jahr der Bürokratie. Ich brauche Ihnen wohl kaum zu erklären, was es für uns bedeutet. Oder doch?“ Er schüttelte traurig den Kopf.

„Also gut, eines nach dem anderen. Die SUI ist offenbar doch nicht so bekannt in der Öffentlichkeit, wie ich es mir wünsche. Theodor German war der Mann, der die rettende Idee hatte und dabei eigentlich nur auf eine bereits vorbereitete Technologie zurückgriff. Mit seiner Initiative wurde die Anlage entwickelt, mit der man das Ich eines Menschen umformen kann.“

Ich nickte ihm zu, weil es an der Zeit war.

„Selbstverständlich kenne ich die Geschichte von Theodor German. Lernt man schließlich in der Schule“, versicherte ich.

„Tja, dann kann ich es ja kurz machen, Mr. Bullman. Die erste Anlage, der Prototyp gewissermaßen, säuberte in relativ kurzer Zeit die Gefängnisse. Es war überwältigend anzusehen, wie aus all den schweren Jungs ganz normale, brave, weil angepasste Bürger wurden.

Zurück zum Jahr der Bürokratie: Die damalige Zentralregierung der Konföderation war durch und durch demokratisch orientiert. Deshalb wurde bei ihr Bürokratie auch so hoch angesehen. Man wollte die Verwaltung einfach gerechter machen. Der Versuch, Ungerechtigkeiten möglichst abzuschaffen, blähte die Bürokratie unerträglich auf. Wie auch in unserem Fall - im Fall der SUI!

Erst als die Anlage sich bewährt hatte, kam den zuständigen Herrschaften die Idee, dass man diese Erfindung selbstverständlich auch negativ einsetzen könnte. Es war ein Aufstöhnen in allen bürokratischen Sälen und verstaubten Hallen zu hören. Man rief nach entsprechenden Bestimmungen und Verordnungen, um dem Missbrauch ausreichend vorzubeugen.

Ihre Aufgabe begann, Mr. Bullman!“ Das klang erschreckend feierlich.

„Meine Aufgabe?“ erwiderte ich irritiert.

„Richtig, Mr. Bullman, denn es gibt ein Gesetzespaket, in dem beispielsweise die Anwendung der Umformungsanlage., für den Privatgebrauch verboten wird. Gleichzeitig wird allen Kriminellen das Recht eingeräumt, auf eine Behandlung zu verzichten. Das Prinzip der Freiwilligkeit wird hoch geehrt. Man muss in diesem Zusammenhang bedenken, dass der Umformer nicht nur in das Leben des Betroffenen eingreift, sondern dieses gar völlig umgestaltet.“

„Und ich?“ fragte ich bang.

„Ihre Aufgabe wird es sein, Kriminelle, die aus dem Gefängnis entlassen werden, für das Germansche Gerät zu werben.“

„Werben?“ Ein schlimmer Verdacht keimte in mir. Meine natürliche Faulheit hatte verhindert, dass ich mich rechtzeitig und eingehend mit der SUI beschäftigte - vor meiner Vorstellung!

Jetzt rächte sich das bitter.

„Wir können niemanden zwingen; die Leute müssen sich freiwillig der Umwandlung unterziehen. Schließlich sind sie andernfalls dem Risiko ausgesetzt, vielleicht bald wieder rückfällig zu werden? Welch schlimmer Gedanke, wieder hinter Gitter zu müssen!“

Mir leuchtete das durchaus ein, aber ich hegte meine berechtigten Zweifel, ob solche Erläuterungen auch für die Betroffenen einleuchtend waren.

Singers schien meine Gedanken zu erraten.

„Aber, Mr. Bullman, was machen Sie denn für ein Gesicht? Ist es nicht genau der Job, den Sie sich erträumt haben?“

Ich hätte ihm jetzt sagen müssen, dass ich mir überhaupt keinen Job erträumte, aber Ehrlichkeit ist nicht immer von Nutzen.

Er ließ nicht locker. „Überlegen Sie doch mal, Mr. Bullman, Sie haben den Beruf Ihres Lebens: Verdienen eine Menge Geld und brauchen nicht viel dafür zu tun. Ich kann Ihnen versichern, dass es ein Kinderspiel ist, die reuigen Sünder ...“

„Nein!“ sagte ich entschieden und stand auf.

„Und denken Sie allein an die Pension. Sie dürfen sich schon mit einhundertzehn Jahren aufs Altenteil zurückziehen.“

„Nein!“ wiederholte ich.

„Wenn Sie sich einigermaßen gut anstellen, haben Sie gute Beförderungschancen. Wer weiß, vielleicht kommen Sie bald schon in die Abteilung, in der bei eben erst straffällig gewordenen Kriminellen geworben wird? Dort ist es noch leichter, denn durch die Umformung entgehen diese Sünder der verdienten Strafe!“

„Nein!“ Es war das dritte Mal und erreichte endlich die Ohren des Leiters von SUI.

Er senkte seinen Blick auf das Papier, auf dem ich meinen Arbeitskontrakt unterschrieben hatte. Als er mich wieder ansah, erinnerte er mit seiner Hakennase an einen Raubvogel,-der jeden Augenblick zuschnappen konnte.

„Auch wenn Sie es noch hundertmal sagen, Mr. Bullman: Ich bin auf dem Ohr schwerhörig bis taub. Sie haben unterschrieben!“

Ich wandte mich schweigend um und schickte mich an, den Raum zu verlassen.

„Und noch etwas, Mr. Bullman: Falls Sie auf die Idee kommen, die Entlassung zu provozieren, indem Sie schludrige oder schlechte Arbeit leisten, muss ich Sie warnen. Sie hätten das Kleingedruckte lesen müssen. Wer bei uns unterschreibt, ist unkündbar, hat aber seine Seele verkauft. Sie können nicht mehr gehen, denn Sie bekommen weder Unterstützung noch einen anderen Job!“

Was das alles im Klartext bedeutete, wurde für mich im Lauf der nächsten Jahre in aller Form deutlich: Ich war immer noch dabei und tat, was man mir sagte.

Und ich galt sogar als erfolgreich bei dieser unmöglichen Arbeit, gegen die jeder Vertreterposten das reine Honigschlecken ist...

2.

Auch heute hatte ich einen Routineauftrag. Ich möchte es hier nur erwähnen, um die Zusammenhänge deutlich zu machen. Praxis geht immer noch vor Theorie.

Ein gewisser Reginald Setters war entlassen worden. Es war nun meine Aufgabe, ihn aufzusuchen und für die SUI zu gewinnen.

Ich fand Reginald Setters in einer üblen Spelunke nahe dem Raumhafen. Er saß allein an einem Tisch und starrte in ein halbvolles Glas.

„Guten Morgen!“ sagte ich freundlich und setzte mich ihm gegenüber. Er hob nicht einmal seinen riesigen, spärlich behaarten Schädel. Das machte ihn mir noch unsympathischer. Ich musste mich auf meine Pflicht besinnen, niemals nach Ansehen der Person zu handeln.

„Schönes Wetter“, bemerkte ich laut und überflüssig, denn das Wetter wurde sowieso hundertprozentig vom Wetteramt bestimmt, und es war grotesk, wenn irgend jemand sich damit zufrieden zeigte - außer den Leuten vom Wetteramt

Der griesgrämige Setters zog es weiterhin vor, mich zu ignorieren.

Mein nächster Versuch war wesentlich direkter: „Mr. Setters, ich bin Beauftragter der SUI. Sie wurden gewissermaßen auserwählt. Eine besondere Ehre, wenn ich so sagen darf.“

Ich legte meinen Kopf auf den Tisch und versuchte, seine Augen zu sehen. Entweder hatte er keine oder sie waren geschlossen.

„Mr. Setters, mein Name ist Mirko Bullman und ich bin Beauftragter der SUI. Ich weiß, wir haben in Ihren Kreisen einen schlechten Ruf, aber Sie sollten nicht immer nur auf andere hören. Sehen Sie ein, dass wir es nur gut mit Ihnen meinen: Eine solche Behandlung ist wirklich ein Kinderspiel! Es tut nicht weh und macht keinen Krach. Danach sind Sie ein neuer Mensch mit einem neuen Namen, einer neuen Identität und ... Tja, kein Polizist wird sich mehr nach Ihnen umdrehen. Ist doch auch ein Vorteil, nicht wahr?“

Ich redete gegen eine eiserne Mauer des Schweigens. Seufzend lehnte ich mich zurück. Diesmal war es wohl besonders schwer. Ich hatte alle Erfahrungen in meinen Überredungsversuch gelegt, und die Angelegenheit war ergebnislos geblieben.

Endlich kam Bewegung in Setters: Er blickte auf!

Ich lachte freundlich.

„Sie haben recht, Mr. Bullman!“ sagte er grollend.

Gelassen steckte er sich eine Zigarette an, inhalierte tief den Rauch und blies ihn mir in einer dicken Wolke ins Gesicht.

Während ich noch damit beschäftigt war, das Zeug hustend loszuwerden, nahm er seinen Drink und stand auf. Er umrundete den Tisch, lupfte kurz meinen Kragen und schüttete das kostbare Zeug hinein.

„Ja, Sie haben vollkommen recht, Mr. Bullman: Man sollte nicht immer nur auf andere hören!“

Er stellte das leere Glas vor mich auf den Tisch und schritt davon.

Ich schielte nach den anderen Gästen und beschloss, mich stillschweigend zurückzuziehen. Da waren ein paar Kerle, die sich sehr für meine Person interessierten.

Erst draußen, vor dem Lokal, wagte ich aufzuatmen.

Nach soviel Alltagsroutine beschloss ich, nach Hause zu fliegen.

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