Schwerwiegendes, Gewichtiges, Unwichtiges, Ernst und Spaß, für jeden was
Schwerwiegendes, Gewichtiges, Unwichtiges
Rudi Czerwenka schreibt Erlebtes und Gehörtes, von gestern und heute, über Hinz und Kunz, über Wahrheit und Lüge, über Krieg und Wende – Geschichte, die nur Geschichte sind, sowie Gedichte, die das Leben so schreibt.
INHALTSVERZEICHNIS:
Überleben auf der Straße
Prominenz
Lust und Leid am Bildschirm
Formen der Kritik
Der „Erlkönig“
Die Kunst und ihre Macher
Ganz im Sinne Clara Zetkins
Von vielen sonderbaren Unterrichtsstunden
Glatteis
Schriftstellerlesung
Weidmanns Dank
SKK
Trau schau wem?
Lichter aus dem Osten
Lasst Blumen sprechen
Steine
Igittigitt!
Freche Sprüche
Abschied
Ludwigslust
Mahlzeit
Gastronomische Wunde
Am Rhein
Am Chemiewerk
Ratschläge für FKK-Besucher
Das große Aber
Mensch und Uhr
Danach
C’est la vie.
Auf fremden Pfaden
Zum Geburtstag
Erleuchtung
Gereimt
Beginn und ...
Das Telefon
Geigenspruch
Einsicht
Besinnungspause
Freiheit
Der arme Poet
Volkslied — mit Verlängerung
Hallo Taxi!
Wie kalt du bist
Überleben auf der Straße
Prominenz
Lust und Leid am Bildschirm
Formen der Kritik
Der „Erlkönig“
Die Kunst und ihre Macher
Ganz im Sinne Clara Zetkins
Von vielen sonderbaren Unterrichtsstunden
Glatteis
Schriftstellerlesung
Weidmanns Dank
SKK
Trau schau wem?
Lichter aus dem Osten
Lasst Blumen sprechen
Steine
Igittigitt!
Freche Sprüche
Abschied
Ludwigslust
Mahlzeit
Gastronomische Wunde
Am Rhein
Am Chemiewerk
Ratschläge für FKK-Besucher
Das große Aber
Mensch und Uhr
Danach
C’est la vie.
Auf fremden Pfaden
Zum Geburtstag
Erleuchtung
Gereimt
Beginn und ...
Das Telefon
Geigenspruch
Einsicht
Besinnungspause
Freiheit
Der arme Poet
Volkslied — mit Verlängerung
Hallo Taxi!
Wie kalt du bist
Die Idee für die Geschichte keimte in meinem Hirn nach einer der ersten Frostnächte. Ich war auf dem Heimweg und traf dabei zufällig auf meinen Skatbruder Gustav. Ich lobte meinen im eigenen Garten hochgezogenen und nun geernteten Weißkohlkopf, Gustav seine im Großmarkt erworbenen Erdbeeren.
Während wir nebenbei eifrig über das bevorstehende Skatturnier debattierten, geschah es.
Gleichzeitig kamen wir auf dem schrägen Hang ins Rutschen und landeten auf den Hosenböden.
Mein Kohlkopf rollte unbeschadet voraus und blieb schließlich liegen.
Gustavs Erdbeeren kullerten davon und waren anschließend nicht mehr zu verwenden.
Mein Weißkohl aus ökologischem Anbau hatte die hochgestylte Importware aus dem Supermarkt aus dem Rennen geschlagen!
Das war doch was!
Ich schrieb die Geschichte auf und marschierte zur Redaktion. Der Zeitungsmann lachte kurz auf. Dann wurde er zunehmend ernst.
„Du schreibst, dass wir Kohl produzieren.“
„Aber es war doch Kohl.“
„Kohl ist für die meisten Menschen ein Symbol, auch als Kohlkopf.“
„Ach so.“ Ich begriff. „Aber der Mann ist doch längst im Ruhestand.“
„Trotzdem. Nimm anderes Gemüse! Und unterlass außerdem versteckte Anspielungen auf die Großmarktketten! Die schalten bei uns schließlich ihre Inserate.“
Hinter dem häuslichen Schreibtisch überfiel mich später die Einsicht. Der Redakteur hatte ja recht. Kohl war zu zweideutig, jedenfalls dieser hier aus meinem Garten. Ich werde Radieschen nehmen, allein schon wegen der rosaroten Färbung. Doch die wechselte auf Weiß, wenn man hineinbiss.
Der Zeitungsmann würde mich davonjagen mit meinen Radieschen. Doch, wie wär’s mit Tomaten? Das war eine Delikatesse.
Mit dennoch leichtem Unwohlsein und meinem neuen Text betrat ich das Zeitungshaus. Der Journalist sagte zunächst gar nichts. „Hast du unser Blatt gelesen, heute und gestern?“, murmelte er fast geheimnisvoll. „Alles mit Dioxin verseucht, oder wie das Zeug heißt. Vor dem Kauf von Tomaten wird dringend gewarnt.“
„Also abgelehnt“, sagte ich und wollte meinen Text vom Redaktionstisch in den Papierkorb befördern.
„Wir lehnen nichts ab“, fuhr der Zeitungsmann dazwischen. „Im Gegenteil, wir beraten und helfen höchstens ein bisschen. Deshalb werden wir deine Geschichte so verfremden, dass sich kein Mensch direkt angegriffen fühlt und trotzdem jeder den realen Kern versteht.“
„Wie das?“
„Ganz einfach. Erst einmal bleiben jegliche Namen weg, wie der deines Gustavs. Höchstens das abgekürzte G. und dahinter in Klammern das Alter. Sodann die Benennung der Jahreszeiten, damit wir keinen Konflikt mit dem Winterdienst heraufbeschwören. Und dein Gemüse wird gestrichen.“
„Wegen des Dioxins?“
„Nein, weil es grün, also politisch ist.“
„Aber Paprika hat alle Farben.“
„Bis auf schwarz. Also raus damit! Wir bleiben lediglich im Rahmen unserer Gesellschaft, unserer Leser, der Menschen. Verstehst du? Nehmen wir z. B. das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Lassen wir doch einfach die Frau ausrutschen!“
„Und wo bleibt dann die Gleichberechtigung? Außerdem schreibe ich keine Pornografie.“
Es dauerte. Wir tranken zwei Tassen Kaffee, teilten uns eine Flasche Wasser und rauchten drei Zigaretten, weil die Schachtel anschließend leer war.
Zu Hause verarbeitete ich das Diskussionsmaterial. Dann setzte ich mich an die Schreibmaschine.
In der neuen Fassung meiner Geschichte spazierten nun ein Opa und sein Enkel, ohne Namensnennung und Altersangaben, einen ziemlich steilen Hang hinunter. Der Opa, vorsichtig Fuß vor Fuß setzend, warnte den Knaben, er werde bei seiner ständigen Hopserei und Achtlosigkeit sehr schnell auf dem Podex sitzen. Sprach’s, tat noch einige Schritte und saß selbst.
Der Redakteur las meinen Text sehr aufmerksam und sagte: „So geht das nicht.“
Meine Geduld war erschöpft. „Aber erkennst du denn nicht den Symbolgehalt? Die Jugend, schwungvoll, mutig und risikobereit, nimmt jede Hürde. Wir Älteren dagegen zaudern, wägen ab, durchdenken alles, tasten uns schließlich vorsichtig voran und landen trotzdem auf dem Bauch oder auf der Kehrseite.“
„In deiner Geschichte steckt ein grundsätzlicher Fehler“, sagte der Redakteur und zermalmte seine Kippe im Aschenbecher.
„Aber ich habe doch alles so geschrieben, wie von dir empfohlen, die Zahlen und Namen und die Farben und das Gemüse weggelassen und mich nur auf die Menschen, auf unsere Bürger, das Volk konzentriert.“
„Eben.“
„Und?“
Der presseerfahrene Journalist hustete und holte tief Luft. „Der Weg der Menschen in dieser Geschichte, deiner beiden Protagonisten, ob vom Opa oder vom Enkel, ob sie stolpern oder nicht, führt bei dir bergab!“
Geboren am 4.4.1927 in Breslau, aufgewachsen im dörflichen Umfeld der Stadt, Abbruch der Schule in der 11. Klasse infolge Einberufung, Flakhelfer, Soldat, amerikanische Kriegsgefangenschaft, nach der Entlassung Kochlehre in Jena, Volkspolizist, Kurzausbildung zum Neulehrer, Einsatz in Mecklenburg, zuerst in Kröpelin, dann an der einklassigen Dorfschule Spoldershagen, schließlich in Bad Sülze.
1983 nach dem Tod der Ehefrau Aufgabe des Lehrerberufs, seitdem als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist in Rostock, seit 2013 in Ahlbeck. (siehe Biographie "Viel erlebt - viel verpasst" , 2005).
Erste journalistische Versuche ab 1955, Kontakte zum und nachfolgend Mitglied im Schriftstellerverband.
Kinder- und Jugendbücher:
Magellans Page
Geheimnisvoller Strom
Anker auf
Seit Mitte der 1970er Jahre ausschließlich Arbeiten für Presse, Rundfunk, Theater und Fernsehen (7 Schwänke für DDR-Fernsehfunk).
Durch den Wegfall sämtlicher Auftrag- und Arbeitgeber nach der Wende Rückkehr zum gedruckten Buch, Romane und Erzählungen zur Regionalgeschichte und - gegenwart:
Die Hexe vom Fischland, Wo Kapitäne geboren wurden, Dorfschulmeister Franz Kuhlmann, Störtebekers Erben (Jugendbuch), Achterbahn, Waldschenke, Julias wilde Jahre, Unser täglich Brötchen u. a.
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- Artikel-Nr.: SW9783956555596
- Artikelnummer SW9783956555596
-
Autor
Rudi Czerwenka
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 114
- Veröffentlichung 01.11.2015
- ISBN 9783956555596
- Wasserzeichen ja