Psychoosmose und Schöne Bella

Zwei Science-Fiction-Erzählungen

Den Leser erwarten zwei kurze, sehr vergnügliche, aber auch erschreckende utopische Geschichten. In „Die schöne Bella“ geht es um eine schöne Frau: Bella war die wunderbarste Frau der Welt. Im Sommer vor zwei Jahren hatte ich sie kennengelernt, in einem Kaufhaus, als ihr ein Beutel Apfelsinen gerissen war. Ich hatte geholfen, die Früchte aufzulesen, und dabei hatten wir uns tief in die Augen geschaut. Ein paar Tage später war sie bei mir eingezogen. Von Tag zu Tag liebte ich sie mehr. Zu Anfang war es ihre Schönheit, ihre natürliche Sinnlichkeit, die mich bezaubert hatten. Dann entdeckte ich, dass sie Verstand und Geschmack... alles anzeigen expand_more

Den Leser erwarten zwei kurze, sehr vergnügliche, aber auch erschreckende utopische Geschichten.

In „Die schöne Bella“ geht es um eine schöne Frau:

Bella war die wunderbarste Frau der Welt. Im Sommer vor zwei Jahren hatte ich sie kennengelernt, in einem Kaufhaus, als ihr ein Beutel Apfelsinen gerissen war. Ich hatte geholfen, die Früchte aufzulesen, und dabei hatten wir uns tief in die Augen geschaut. Ein paar Tage später war sie bei mir eingezogen.

Von Tag zu Tag liebte ich sie mehr. Zu Anfang war es ihre Schönheit, ihre natürliche Sinnlichkeit, die mich bezaubert hatten. Dann entdeckte ich, dass sie Verstand und Geschmack besaß und dass es kaum einen Mann gab, der sich der Wirkung ihrer Persönlichkeit entziehen konnte. Erstaunlicherweise schien sie es gar nicht zu bemerken, jedenfalls machte sie nicht den geringsten Versuch, mich mit der zahlreichen Konkurrenz unter Druck zu setzen. Diese Haltung war mir neu. Sie verwirrte mich. Ich suchte den Trick, der dahintersteckte. Endlich begriff ich, dass es keinen Trick gab. Dass Bella es gar nicht nötig hatte, die üblichen Mittel der weiblichen Selbstbehauptung auszuspielen.

Aber der Ich-Erzähler ist nicht der einzige Verehrer von Bella. Auch ihr Chef scheint an ihr sehr interessiert zu sein. Der Nobelpreisträger ist ein sehr erfolgreicher Wissenschaftler und Gen-Manipulator. Und dann bemerkt der Mann, bei dem Bella eingezogen ist, einen fremdartigen Geruch. Nur einen Hauch, doch unverkennbar.

Auch in „Psychoosmose“ passiert sehr Seltsames:

Karpinski war tot. Jeder von uns dreien wusste es. Er hatte zu lebhaft über seine verrückte Auffassung von Seelenwanderung gestritten und dabei vergessen, den Steuerknüppel des Hubschraubers festzuhalten.

Nach der Bruchlandung war es uns nicht gelungen, ihn aus den Trümmern zu befreien; aber so wie er nach dem Absturz ausgesehen hatte, musste er einfach tot sein.

Die drei Überlebenden sitzen vor einem Kaminfeuer in einem Landhaus, als Unglaubliches passiert:

Ich war nass bis auf die Knochen und völlig erschöpft, und als ich Karpinski hinter mir sagen hörte: „Wir setzen die Diskussion fort“, hielt ich das für eine Ausgeburt meiner überreizten Nerven. Karpinski war tot.

Dennoch drehte ich mich um. In der Tür stand der Hund der Hausherrin, ein zottiges schwarzes Tier. Vor zehn Minuten war sie mit ihm fortgegangen, um Hilfe zu holen.

Meine Kollegen Mirko und Petkus hatten sich wie ich halb aus den Sesseln erhoben. Stieläugig starrten wir den Hund an.



Die schöne Bella

Psychoosmose



Als wir ausstiegen, trat sie mir in den Weg. „Hören Sie mal!“ Ihre Zungenspitze fuhr heraus und befeuchtete die blutroten Lippen. „Es ist wirklich ein Skandal. Einer muss schließlich mit Ihnen darüber reden.“

Ich setzte meinen Koffer ab.

„Dies ist ein kultiviertes Haus“, fuhr sie fort, „und so sollte es bleiben, zumal wenn man die Mieten bedenkt. Leider greift auch hier die allgemeine Verwilderung um sich. Wollen Sie etwa widersprechen?“

„Durchaus nicht“, sagte ich. „Aber ...“

„Früher haben Sie nur sogenannte Damen mitgebracht. Ich sage ,nur‘, denn was Sie sich jetzt leisten, übertrifft wohl alles da gewesene.“

„Wieso ...“

„Glauben Sie nicht, dass Sie damit durchkommen. Ich und mein Gatte, wir werden keinesfalls dulden, dass Sie unser aller Heim in einen Zirkus verwandeln.“

„Würden Sie mir verraten, Frau Burk, worauf Sie anspielen?“

„Stellen Sie sich nicht dumm!“ Ihre Nasenflügel bebten. „Ich habe Ohren. Ich habe Augen. Und eine Nase. Jawohl, eine Nase!“

„Ihre Nase ist nicht zu übersehen“, sagte ich. „Trotzdem kann ich nicht daran ablesen, was Sie eigentlich von mir wollen.“

Es sah aus, als würde sie in Ohnmacht fallen, doch dann änderte sie ihre Absicht.

„Flegel!“, kreischte sie. „Das werden Sie bereuen. Unverzüglich werde ich die Polizei informieren!“

Sie wandte mir den Rücken und verschwand geräuschvoll in ihrer Behausung. Ich hatte keine Ahnung, was dieser Auftritt bedeuten sollte. Wahrscheinlich war sie zu lange unter der Trockenhaube gewesen.

Ich schloss unsere Wohnungstür auf. Als ich in den Flur trat, schlug mir ein ätzender Manegegeruch entgegen. In Küche und Bad herrschte wüste Unordnung. Fenster und Türen waren geöffnet. Ich lief ins Wohnzimmer. Der gleiche Geruch, das gleiche Chaos.

„Bella!“, rief ich. „Bella, wo bist du?“

Aus dem Schlafzimmer hörte ich ein Geräusch. Ich stürzte zur Tür. Der Mahagonischreibtisch stand davor.

„Komm nicht herein.“ Es war Bellas Stimme. Durch die Tür klang sie dumpf und kehlig. „Ich muss dir etwas erklären. Warte einen Augenblick.“

„Nicht nötig“, sagte ich. „Frau Burk hat mich bereits informiert. Du hast ein Tier in der Wohnung.“

Ich wuchtete den Schreibtisch zur Seite und zwängte mich durch den Türspalt.

Ein prächtiger Tiger lag auf unserem Doppelbett.

Ich wollte zurück durch die Tür.

„Keine Angst“, sagte das Tier. „Ich bin es, deine Bella.“

Ich war unfähig, ein Wort hervorzubringen.

„Na komm schon näher.“

Mit schwankenden Schritten näherte ich mich dem Bett.

„Setz dich doch.“

Ich ließ mich auf die Bettkante nieder. Die Riesenkatze wälzte sich herum und legte ihre Pranke in meinen Schoß.

Paranoide Halluzination. Ich fühlte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach. Meine Hände begannen zu zittern.

Die Pranke legte sich um meinen Hals und zog mich sanft, doch mit unwiderstehlicher Kraft herunter.

Tief aus der Kehle der Tigerin kam ein zärtliches Knurren. „Ganz ruhig, mein Geliebter, ganz ruhig. Ich bin es, deine Bella. Du darfst keine Angst haben.“

„Wie - wie ist das passiert?“, stammelte ich.



1931 in Nowawes, dem heutigen Babelsberg geboren. Absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung als Industriekaufmann, arbeitete als Film-Geschaftsführerassistent sowie als Regie- und Dramaturgie-Assistent. Seit 1956 freiberuflicher Schriftsteller. Pseudonyme: A. G. Petermann (gemeinsam mit H. A Pederzani und Gerhard Neumann) sowie Heiner Heindorf.

Er schrieb zwischen 1957 und 1959 gemeinsam mit H. A. Pederzani und Gerhard Neumann eine Reihe von Kriminalromanen, von denen er später auch einige Stoffe für den Rundfunk und das Fernsehen adaptierte. Übersetzungen seiner Romane und Erzählungen erschienen u. a. in Ungarn, Polen, der ČSSR und der UdSSR.

Außer Krimis schrieb er auch Science-Fiction-Bücher und arbeitete für Hörfunk, Fernsehen und Film.

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