Die Umkehr der Meridian
Raumfahrterzählung aus dem Jahre 2232
Die Meridian war ausgeschickt worden, jene geheimnisvolle Kometenwolke aufzuspüren, die weit entfernt die Sonne umkreiste. Diese Kometenwolke war das letzte Hindernis für einen Ausbruch mit den neuen, lichtschnellen Photonenschiffen aus dem solaren Sonnensystem.
Als aber die Meridian umkehren wollte, traten Ereignisse ein, die den Rückflug in Frage stellten. Schuld daran war nicht so sehr die Kometenwolke als vielmehr jene unvermutet auftretende fremde Strahlung, die von einer Zone im Bereich der Sonne Tau-Ceti ausging.
Das Buch knüpft an einige ungelöste Fragen aus „Der Untergang der Astronautic“ und „Asteroidenjäger“ an.
Eine spannende Science-Fiction-Erzählung aus dem Jahre 1969 in ungekürzter Originalfassung.
LESEPROBE:
Suko Susako erstarrte. Bezweifelte der Kommandant, dass er die Prüfliste durchexerziert hatte? Es wäre das erste Mal. Dieses Misstrauen stürzte ihn in eine bodenlose Tiefe. „Die Messgeräte haben vorhin noch keinen Defekt angezeigt. Es war alles in Ordnung“, schwor er entsetzt. „Ja, ja, alles in Ordnung ... Oh, du meine Güte ... Wo ist die Erde? Nur alles schwarz ..., nur alles dunkel ... Der große Abgrund!“, stammelte er und hob die Hände vors Gesicht.
No Lybia stand plötzlich neben ihm. Dieser Angstausbruch war ihr unverständlich. Das bisschen Raumfurcht und Erdweh, das er bis jetzt gezeigt hatte, war sozusagen normal. „Es ist bestimmt nur ein kleiner Defekt", sagte sie. „Der Schaden wird bald gefunden und behoben sein.“ Dabei drückte sie ihm unmerklich eine kleine Haftampulle mit einem Beruhigungsmittel auf die Haut des Nackens. Das Medikament würde innerhalb weniger Minuten selbstständig durch die Ampullenwandung über die Haut in die Blutbahn übertreten und schnell zu wirken beginnen.
Noch zitterte Suko Susako am ganzen Leibe. Auch No Lybia war der Schreck in die Glieder gefahren, als der Antrieb ausgesetzt hatte. Aber was half es, die kühle Überlegung zu verlieren.
„Bald, bald!“, äffte sie der Ingenieur, noch heftig erregt, nach. „Wann ist bald? Soll ich dir sagen, was sein wird, wenn die Hauptdüse nicht mehr zünden sollte?“ Er lachte höhnisch. „Bald wirst du es selbst merken. Lächerlich, ein kleiner Defekt ... Aus ist es dann mit uns!“
„Hör auf, Su-Su!“, sagte Tete Thysenow.
Aber der Japaner lieg sich nicht unterbrechen. „Wisst ihr, was dieser ,kleine' Defekt bedeuten kann?“, schrie er. Er gab gleich selbst die Antwort, jedes Wort extra betonend: „Wir - können - nicht - umkehren!“
Suko Susako erstarrte. Bezweifelte der Kommandant, dass er die Prüfliste durchexerziert hatte? Es wäre das erste Mal. Dieses Misstrauen stürzte ihn in eine bodenlose Tiefe. „Die Messgeräte haben vorhin noch keinen Defekt angezeigt. Es war alles in Ordnung“, schwor er entsetzt. „Ja, ja, alles in Ordnung ... Oh, du meine Güte ... Wo ist die Erde? Nur alles schwarz ..., nur alles dunkel ... Der große Abgrund!“, stammelte er und hob die Hände vors Gesicht.
No Lybia stand plötzlich neben ihm. Dieser Angstausbruch war ihr unverständlich. Das bisschen Raumfurcht und Erdweh, das er bis jetzt gezeigt hatte, war sozusagen normal. „Es ist bestimmt nur ein kleiner Defekt", sagte sie. „Der Schaden wird bald gefunden und behoben sein.“ Dabei drückte sie ihm unmerklich eine kleine Haftampulle mit einem Beruhigungsmittel auf die Haut des Nackens. Das Medikament würde innerhalb weniger Minuten selbstständig durch die Ampullenwandung über die Haut in die Blutbahn übertreten und schnell zu wirken beginnen.
Noch zitterte Suko Susako am ganzen Leibe. Auch No Lybia war der Schreck in die Glieder gefahren, als der Antrieb ausgesetzt hatte. Aber was half es, die kühle Überlegung zu verlieren.
„Bald, bald!“, äffte sie der Ingenieur, noch heftig erregt, nach. „Wann ist bald? Soll ich dir sagen, was sein wird, wenn die Hauptdüse nicht mehr zünden sollte?“ Er lachte höhnisch. „Bald wirst du es selbst merken. Lächerlich, ein kleiner Defekt ... Aus ist es dann mit uns!“
„Hör auf, Su-Su!“, sagte Tete Thysenow.
Aber der Japaner lieg sich nicht unterbrechen. „Wisst ihr, was dieser ,kleine' Defekt bedeuten kann?“, schrie er. Er gab gleich selbst die Antwort, jedes Wort extra betonend: „Wir - können - nicht - umkehren!“
„Wir werden die Steuerwendung machen, in ein paar Stunden, in ein paar Tagen, in ein paar Wochen“, sagte Tete Thysenow gleichmütig, bevor er sich wieder seinen Messgeräten zuwandte. „Was macht das bei diesen Entfernungen im Kosmos schon aus, ob wir noch eine Million Kilometer weiterfliegen oder nicht.“
Susako lächelte verkrampft und dachte: Gewiss, man stürzt hier im Kosmos, wenn das Triebwerk versagt, nicht gleich ab. Ein Aufprall auf harten Boden war natürlich nicht zu befürchten. Man konnte sich Tage und Wochen Zeit lassen, um das Triebwerk wieder in Gang zu setzen. Aber dafür war auch ein Versagen, ein Fehler, eine falsche Entscheidung endgültig, unwiderruflich, tödlich und brachte ein lang marterndes, qualvolleres Ende als bei einem Unglück auf der Erde. Dumpf sagte er: „Ich habe euch gewarnt. Ihr hättet früher umkehren sollen. Ihr hättet nicht so weit fliegen dürfen.“
No Lybia, die immer noch dicht neben ihm stand, rüttelte sacht an seinen Schultern und sagte sanft: „Mach keine Panik. Das Umkehrmanöver wird sich nur ein wenig verzögern. Höre jetzt mit deinen Vorwürfen auf.“
Was ist bloß mit ihm vorgegangen, dachte sie betrübt. Sie konnte sich noch gut erinnern, dass er auf der Erde in den Ausbildungslagern einer der mutigsten und unerschrockensten Männer gewesen war. Er hatte immer sehr schnell und entschlossen gehandelt, wenn die Simulatoren einen schwierigen Defekt demonstriert hatten.
„Aufhören, aufhören“, murmelte er, nun schon wesentlich ruhiger. „Ihr wollt es nur nicht wahrhaben, dass wir mit unserem Latein am Ende sind. Wir werden umkommen, aufhören zu leben, begreift es doch endlich!“, sagte er resigniert.
Dann verstummte er ganz. Der Kommandant sah ihn so merkwürdig an. Unter diesem Blick rieselte ihm ein unbehagliches Gefühl den Rücken hinunter. Schuldbewusst senkte er den Kopf. Es war falsch von mir, mich so unbeherrscht zu benehmen, dachte er.
„Was redest du für einen Unsinn“, sagte Arkadi Arsuk da auch schon. „Wir hatten doch gemeinsam beraten und auch gemeinsam beschlossen weiterzufliegen, nicht wahr? Auch du, Leutnant Suko Susako, hattest zugestimmt“, erinnerte er ihn.
Carlos Rasch wurde am 6. April 1932 in Curitiba unweit von Sao Paulo und dem Kaffeehafen Santos im brasilianischen Hochland von Parana geboren. Seine Eltern, aus Ostpreußen und der Magdeburger Börde stammend, kehrten 1938 nach Deutschland zurück. Nach seiner Schulzeit in Ostpreußen lernte Rasch in Köthen Dreher, arbeitete aber schon ab 1951 in Berlin ais Reporter und Redakteur in einer Nachrichtenagentur. Er lebte seit 1963 in Falkensee, einem Ort nahe Berlin, ehe er 2000 nach Brieselang bei Nauen zog. Er hat drei Kinder und fünf Enkel.
Seit 1960 ist er schriftstellerisch tätig. In Deutschland und dem angrenzendem Ausland veröffentlichte er mehrere utopische Bücher, darunter auch Kinderbuchtexte, zusammen etwa 50 Auflagen mit 1,5 Millionen Exemplaren. Er hielt über 1 200 Lesungen in Schulen, Kindergärten, Jugendklubs und Buchhandlungen sowie in Gewerkschafts- und Stadtbibliotheken. Nach 1990 war Carlos Rasch für die Märkische Allgemeine Potsdam, einem Imprint der Frankfurter Allgemeinen, als fest eingestellter Redakteur tätig. Er verfasste über 3 000 Artikel, Porträts und Gerichtsberichte zu den Anpassungswehen Ostdeutschlands an die Bundesrepublik. Seit 1997 ist er Ruheständler.
Raschs wichtigste Titel sind die Bücher "Asteroidenjäger" (1961) mit 148 000, "Der blaue Planet" (1963) mit 260 000, "Krakentang" (1968) mit 110 000 und "Magma am Himmel" (1975) mit 80 000 Exemplaren. Hinzu kommen noch 1967 die beiden Kinderbücher "Mobbi Weißbauch" und 1988 "Der verlorene Glühstein". Die "Asteroidenjäger" waren auch Vorlage zum DEFA-Film "Signale - Ein Weltraumabenteuer" (Regie Kolditz), der noch 2001 in Minnesota (USA), in Bradford (England) und in Berlin Sondervorführungen erlebte. Das Fernsehen der DDR übertrug dem Autor 1973 mehrere Folgen der Serie "Raumlotsen", die dann aber wegen des hohen Modellaufwandes nicht in Produktion ging. Rasch hat diese Szenarien in sein vierbändiges Werk „RAUMLOTSEN“ einfließen lassen.
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- Artikel-Nr.: SW9783956555145
- Artikelnummer SW9783956555145
-
Autor
Carlos Rasch
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 186
- Veröffentlichung 14.09.2015
- ISBN 9783956555145
- Wasserzeichen ja