Die Marsfrau – Originalausgabe
Wissenschaftlich-phantastischer Roman
Sylvester Reim, jüngster Mitarbeiter am Institut für resistente Flora, ist einem Geheimnis auf der Spur. Es geht um die Faunella, jene Alge, die es Haustieren ermöglichen soll, durch in der Haut abgelagertes Chlorophyll die Energie des Sonnenlichts zu nutzen. Warum jedoch wurden die Versuche mit der Faunella-Alge vor einigen Jahren abrupt beendet? Hat dieser Abbruch der Experimente etwas mit dem Unfall der Biologin Anne Müller auf dem Mars zu tun? Und weshalb hat der Genoperateur Allan Nagy damals gekündigt? Am Institut erfährt Sylvester darüber nur wenig. Er sucht Allan Nagy auf, aber auch der schweigt sich aus. Sylvester ahnt nicht, dass er wenig später zusammen mit ihm zum Mars fliegen wird, als dort zwei Wissenschaftler eine sensationelle Entdeckung gemacht haben.
Eine spannende Handlung in einem Science Fiction-Roman in der Originalfassung von 1980 mit dem Hintergrund künftiger moralisch-ethischer Probleme, die unweigerlich auf die Menschheit zukommen.
Mac befand sich, nachdem er das eigentliche Tagespensum erledigt hatte, ein weiteres Mal auf dem Weg zum Roten Felsen, und immer wieder kreisten seine Gedanken um dieses Phänomen, und ihm fiel nichts anderes ein, als abzuwarten, als zu versuchen, sein eigenes Wissen über die Unbekannte zu vergrößern. Und dazu wurden in den letzten Tagen die Voraussetzungen immer besser.
War Mac lange Zeit auf zufällige Begegnungen mit dem Wesen angewiesen, die meist für ihn recht unersprießlich verliefen, weil die Frau, sooft er auf sie traf, sich sehr rasch, ohne dass es jedoch an eine Flucht erinnerte, entfernte. Jeder Versuch einer Kontaktaufnahme blieb so ohne Erfolg. Sie lachte, tänzelte, hüpfte hinweg, in den Canon hinein, und sie war so behänd und geschickt, dass Mac bei der Verfolgung stets den Kürzeren zog. Und auf keinen Fall wollte er dem Wesen in irgendeiner Weise Gewalt antun.
Aber seit vier Tagen zehrte Mac von einer Entdeckung. An der Bewässerungsmaschine vier hatte er bereits mehrmals frische Fußspuren vorgefunden, die ohne Zweifel von ihr stammten. Er hatte es dann so eingerichtet, dass er — und das war vor vier Tagen — den Ort mehrere Stunden hintereinander beobachten konnte. Und als sich Sunnyboy über den Horizont erhob, erschien sie. Plötzlich war sie da, sodass Mac, der auf dem Hang schräg über der Maschine, etwa dreißig Meter entfernt, hinter einem Felsbrocken lag, nur vermuten konnte, dass sie aus dem Canon gekommen war, wo sie vom Roten Felsen verdeckt gewesen sein musste.
Sie streckte dem Rieselstrahl die Arme entgegen, spielte mit den Fingern darin, gab sich wollüstig dem kühlenden Nass hin.
Sie ließ sich das Wasser in den Mund laufen, schluckte gierig. Dann ergötzte sie sich nur noch, drehte, bog den Körper, hielt minutenlang das Gesicht in das Geriesel, triefnass das lange, verfilzte Haar.
Aber — sie wusch sich nicht, wollte sich anscheinend nur abkühlen. Der wadenhoch an ihren Beinen klebende verkrustete Schlamm interessierte sie nicht.
Mac hatte Muße, sie zu beobachten, da sie ihrer Umgebung offensichtlich überhaupt keine Aufmerksamkeit schenkte. Langsam stieg er vom Hang und ging auf sie zu. Er hörte sie gurren und lachen vor Vergnügen, in die Hände und auf den Körper klatschen, hörte das Patschen ihrer Füße im rötlichen Schlamm.
In zehn Meter Entfernung blieb Mac stehen. Er traute sich nicht, noch näher aufzurücken, aus Angst, sie am Ende doch wieder zu verscheuchen. Es war die erste Gelegenheit, sie aus der Nähe zu betrachten.
Ihre wasserbenetzte Haut glänzte in einem ins Oliv gehenden Grün. Vielleicht wie Rasen, der ein wenig unter zu heißer Sonne litt. Zu dieser Farbe stand ihr helles Haar in einem frappierenden Kontrast, und Mac stellte sich vor, wie gut es aussähe, wenn dieses Haar weich und schimmernd in dichten Wogen über die dunklen Schultern flösse.
Arme und Beine, soweit diese unter der Schlammkruste sichtbar wurden, zeigten Kratzer und Risse, eine Bestätigung für Mac, dass sie gelegentlich an den Hängen, um schneller voranzukommen, auf allen Vieren lief.
Das Gesicht der Frau, jetzt verzückt, zwang Mac, es mit Blicken wieder und wieder abzutasten. Er konnte sich einfach nicht sattsehen. Und er war ihr dankbar, dass sie ihn überhaupt nicht beachtete.
Mac fand seinen ersten Eindruck aus der Begegnung im Regen bestätigt: ein ovales Gesicht mit weit voneinander entfernten Augen, die einen leicht mandelförmigen asiatischen Schnitt aufwiesen, ein effektvoller Gegensatz zu den blonden Haaren und der hellblaugrauen Farbe der Iris. Das Beeindruckendste des Gesichts waren diese Augen. Sie wirkten in dem olivenfarbenen Antlitz als Blickfang. Die halb vollen Lippen dagegen hoben sich als dunkles Relief kaum ab.
Obwohl auch der übrige Körper vereinzelt Kratz- und Schürfwunden aufwies, die — nach Macs Meinung — von harten Beanspruchungen zeugten, vermittelte er durchaus nicht den Eindruck, verbraucht zu sein. Im Gegenteil, er strahlte Kraft, Gesundheit und Wohlbefinden aus, war straff, muskulös, schien geschmeidig und war wohlproportioniert. Ein Körper auch, so empfand Mac, der das offenbar stets heitere Wesen dieser Frau, die beinahe ansteckende Fröhlichkeit und das Ausgeglichene unterstrich. Ein begehrenswerter Körper! Und Bruchteile von Sekunden spürte Mac eine heiße Welle des Verlangens. Aber das Gebaren dieser Frau dämpfte es sofort. Und jetzt, als Mac das Wesen aus dieser Nähe und zum ersten Mal mit einiger Ruhe beobachtete, mischte sich in seine Freude Trauer. Obwohl äußerlich — mit Ausnahme der Hautfarbe — völlig mit der Gattung übereinstimmend, war das dort offenbar kein Mensch!
Durch dieses Gehirn flossen Empfindungen, umgesetzt in Körperreaktionen, deren ein normaler Mensch nicht fähig wäre. In dem Gesicht wechselten schmelzende Hingabe mit wilder Wollust, die Glieder zuckten unter dem dünnen Wasserstrahl eigenartig verrenkt. Der Körper bog und wand sich und verharrte gleich darauf für Sekunden in höchster Angespanntheit, dann wieder sank er in sich zusammen. Die Augen sprangen unstet hin und her, rollten, ohne zu sehen ...
Das Ganze, so empfand Mac, war ein Bild intensivster Lebensäußerung, der Freude am Augenblick, und er konnte sich nicht denken, dass ein Mensch so völlig die Zwänge der Erziehung und Vernunft ablegen könnte, noch dazu bei einem derart simplen Anlass, dem Bad in einem unbedeutenden Wassergerinnsel.
Dr.-Ing. Helmut Routschek, geboren 1934 in Zarch (Tschechoslowakei), gestorben am 7. April 2016 in Heidenau, benutzte für seine literarischen Werke das Pseudonym „Alexander Kröger“. In Mühlhausen in Thüringen machte er sein Abitur und studierte an der Bergakademie Freiberg von 1954 bis 1959 Markscheidewesen und Bergschadenkunde. Als Markscheider arbeitete er im Tagebau Spreetal des VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe. Nach einem Zusatzstudium zum Ingenieur für Datenverarbeitung wurde er Experte für Automatisierung und Untergrundgasspeicherung und war mit Forschungs- und Produktionsaufgaben an der Universität, in der Energiewirtschaft und im Umweltschutz leitend tätig. Nach 1981 arbeitete er in der Gebäude- und Wohnungswirtschaft und nach 1990 in der Bauabteilung für Bundesbauten der Oberfinanzdirektion Brandenburg.
Seit 1969 entstanden 33 Romane (einschl. überarbeiteter Neuauflagen) und ein Kurzgeschichtenband, die in sechs Sprachen und in insgesamt 1,65 Millionen Exemplaren erschienen. Nach 1990 erschienen in dem Verlag KRÖGER-Vertrieb, den er gemeinsam mit seiner Frau Susanne gründete, weitere 9 Romane, 5 überarbeitete Neuauflagen und ein Geschichtenband in einer Gesamtauflage von 40 000 Exemplaren.
Bibliografie (Auszug)
Sieben fielen vom Himmel, 1969
Antarktis 2020, 1973
Expedition Mikro, 1976
Die Kristallwelt der Robina Crux, 1977 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Robina Crux, 2004)
Die Marsfrau, 1980
Das Kosmodrom im Krater Bond, 1981
Energie für Centaur, 1983
Der Geist des Nasreddin Effendi, 1984 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Der Geist des Nasreddin, 2001)
Souvenir vom Atair, 1985 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Andere unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)
Die Engel in den grünen Kugeln, 1986 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Falsche Brüder, 2000)
Der Untergang der Telesalt, 1989 (überarbeitete Neufassung unter dem Titel Die Telesaltmission, 2002)
Andere, 1990 (überarbeitete Neufassung zusammen mit Souvenir vom Atair unter dem Titel Fundsache Venus, 1998)
Vermißt am Rio Tefé, 1995
Das Sudelfaß - eine gewöhnliche Stasiakte, 1996
Die Mücke Julia, 1996
Mimikry, 1996
Das zweite Leben, 1998
Saat des Himmels, 2000
Der erste Versuch, 2001
Chimären, 2002
Begegnung im Schatten, 2003
Robinas Stunde null, 2004
Nimmerwiederkehr, 2009
Ego-Episoden des Alexander Kröger. Wahres, heiter und besinnlich, 2012
Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)
Als Sofort-Download verfügbar
- Artikel-Nr.: SW9783956557668.1
- Artikelnummer SW9783956557668.1
-
Autor
Alexander Kröger
- Wasserzeichen ja
- Verlag EDITION digital
- Seitenzahl 327
- Veröffentlichung 28.01.2017
- ISBN 9783956557668
- Wasserzeichen ja