Zwischen allen Bühnen

Die Jeckes und das hebräische Theater 1933–1948

Infolge des im April 1933 in Deutschland erlassenen Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurden ca. 8.000 Schauspieler, Musiker, Sänger, Regisseure, Bühnenarbeiter und Direktoren von Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen mit einem Mal arbeitslos. Viele von ihnen suchten sich neue Arbeitsplätze und Erwerbsquellen, zunächst in Europa und später an jedem Ort auf der Welt, der bereit war, sie aufzunehmen. Vor besonderen Schwierigkeiten standen jene Theaterschaffenden, die der Sprache, ihrem Ausdrucksmittel auf der Bühne, beraubt waren. Noch schwerer hatten es die Theaterschaffenden unter den 'Jeckes', den jüdischen... alles anzeigen expand_more

Infolge des im April 1933 in Deutschland erlassenen Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurden ca. 8.000 Schauspieler, Musiker, Sänger, Regisseure, Bühnenarbeiter und Direktoren von Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen mit einem Mal arbeitslos. Viele von ihnen suchten sich neue Arbeitsplätze und Erwerbsquellen, zunächst in Europa und später an jedem Ort auf der Welt, der bereit war, sie aufzunehmen. Vor besonderen Schwierigkeiten standen jene Theaterschaffenden, die der Sprache, ihrem Ausdrucksmittel auf der Bühne, beraubt waren. Noch schwerer hatten es die Theaterschaffenden unter den 'Jeckes', den jüdischen Einwanderern aus dem deutschen Sprach- und Kulturraum, die in den 1930er Jahren in das britische Mandatsgebiet Palästina einwanderten. Die dortige jüdische Gemeinschaft war von osteuropäischen Juden geprägt und das hebräische Theater war fest in der Tradition des russischen Theaters verankert – beides erschien den Neueinwanderern fremd. Da ihnen die Türen der existierenden hebräischen Theater verschlossen waren, blieb den Jeckes nichts anderes übrig, als eigene Theater zu gründen, die jedoch – aus Mangel an Publikum – nie lange überlebten.

Zwischen allen Bühnen untersucht zum ersten Mal den Werdegang von ca. 60 deutschsprachigen jüdischen Theaterschaffenden, die ins britische Mandats gebiet Palästina einwanderten. Anhand von Archivmaterialien, Artikeln aus der zeitgenössischen Presse und autobiografischen Aufzeichnungen werden die Dimensionen der kulturellen Auseinandersetzung zwischen ost- und westeuropäischen Traditionen deutlich. Sie finden in den Bemühungen der Jeckes, auch in der neuen Heimat die Traditionen und künstlerischen Werte des modernen deutschen Theaters zu bewahren, ihren Ausdruck.



Thomas Lewy, 1935 in Berlin geboren, lehrte als Professor an der Universität Tel Aviv und war dort Direktor des Instituts für Theaterwissenschaften. Zudem arbeitete er als Regisseur und Dramaturg und übersetzte und inszenierte zahlreiche deutschsprachige Dramen am hebräischen Theater. Er leitete das Theater Beit Lessin in Tel Aviv und das Theaterfestival in Akko. Seit seiner Emeritierung forscht er intensiv zur Geschichte deutschsprachiger Einwanderer im hebräischen Theater in Israel und dem britischen Mandatsgebiet Palästina.

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