Home-Office war wohl für viele Arbeitnehmer:innen das zentrale Thema im letzten Jahr und auch dieses Jahr kommen wir nicht drumherum. Selbstverständlich ist Home-Office nicht in allen Jobs möglich, aber gerade mit der aktuellen Lage denken immer mehr Unternehmen um und ermöglichen es ihren Angestellten, von Zuhause aus zu arbeiten.
Die Meinungen dazu sind gespalten: Nicht jeder möchte das, aber auch nicht jeder kann das. Manchmal lässt die Infrastruktur es einfach nicht zu: Wer aus dem Home-Office arbeiten möchte, braucht eine stabile Internetverbidnung und die nötigen Arbeitsmittel, außerdem Platz und eine nicht zu unterschätzende Portion Organisationstalent und Selbstdiziplin. Da wird die Arbeit in den eigenen vier Wänden schnell zur Herausforderung.
Andere wiederum sind sehr froh, für die Arbeit ihre Wohnung nicht mehr verlassen zu müssen und stürzen sich mit Begeisterung in die neue Situation. Für sie überwiegen die Vorteile: Kein Pendeln mehr, mehr Ruhe am Arbeitsplatz, kein Zwang zur Arbeitskleidung, mehr Selsbtbestimmung und flexiblere Arbeitseinteilung. Gerade durch den fehlenden Arbeitsweg bleibt mehr Freizeit übrig. Nicht wenige Arbeitnehmer:innen entschieden sich in der Vergangenheit schon freiwillig dafür und verschiedene Untersuchungen ergaben, dass Home-Office positive Auswirkungen auf Produktivität und Motivation hat.
Für mich persönlich ist Home-Office schon seit Sommer 2018 Alltag. Doch ich sehe in den letzten Monaten vermehrt, welche Probleme Freunde und Bekannte teilweise damit haben und denke daran zurück, wie die Anfangszeit für mich war. Das arbeiten von Zuhause ist auf jeden Fall eine Umstellung. Deshalb möchte ich Ihnen einige Tipps geben, die sich für mich bewährt haben:
- Fester Arbeitsplatz
Die Versuchung mag groß sein, mit dem Laptop durch die Wohnung zu wandern und mal im Wohnzimmer, mal vom Küchentisch aus zu arbeiten. Ein fester Arbeitsplatz trägt dagegen dazu bei, eine für das Home-Office wichtige Routine zu entwickeln. Im Idealfall hat man ein eigenes Arbeitszimmer, aber wenn das nicht möglich ist, sollte man sich dennoch für einen Platz entscheiden und dort alle benötigten Arbeitsmittel griffbereit haben. Der Gang zum gewählten Arbeitsplatz ersetzt damit den Weg ins Büro. Am besten dient dieser Arbeitsplatz auch nur für die Arbeit und wird nicht noch anderweitig genutzt.
Fehlt dazu die Möglichkeit, sollten Sie dafür sorgen, dass Arbeit und Nicht-Arbeit klar getrennt sind. Wenn Sie zum Beispiel den Küchentisch als Schreibtisch nutzen müssen, lassen Sie Ihren Laptop nicht den ganzen Tag dort herumstehen. Das signalisiert Ihrem Kopf jedes Mal, wenn Sie den Laptop sehen, dass noch Arbeit zu tun ist. "Aus den Augen, aus dem Sinn" ist hier die Devise: Damit auch ihr Kopf Feierabend hat, sollten Sie bei einer Mehrfachnutzung Ihres Arbeitsplatzes eine Art Ritual entwickeln, um den Start oder das Ende des Arbeitstages klar vom Rest des Tages abzugrenzen. Sie könnten zum Beispiel eine Box mit Deckel besorgen, in die ihre Arbeitsmittel wandern, wenn Sie für den Tag fertig sind. - Haltung bewahren und bewegen
Wer viel im Büro arbeitet, hat oftmals mit dem Rücken zu kämpfen. Für die Arbeit im Home-Office gibt es einiges zu beachten: Der Tisch, an dem Sie arbeiten, sollte eine passende Höhe haben und der Stuhl Ihrer Wahl zu einer möglichst geraden Haltung beitragen. Stehen Sie zwischendurch auch einmal auf, gehen ein paar Schritte und strecken Sie sich. Durch den wegfallenden Arbeitsweg und Bewegung im Büro (Gang zur Kollegin, in die Küche) fehlt uns jeden Tag mehr Bewegung, als wir denken. Wer einen Schrittzähler verwendet, hat das sicherlich auch schon gemerkt. Wie wäre es stattdessen mit einem kleinen Spaziergang in der Mittagspause oder nach Feierabend? - Pausen machen
Home-Office verleitet ein wenig dazu, durchzuarbeiten oder weniger Pausen zu machen. Schließlich ist vielleicht niemand da, mit dem man zu Mittag essen könnte und dann isst man einfach schnell am Platz, während man weiter seine Emails überprüft. Tun Sie das am Besten nicht! Pausen sind wichtig, nicht umsonst sind sie ja auch gesetzlich vorgeschrieben. Wenn Sie Pause machen, verlassen Sie Ihren ausgewählten Arbeitsplatz. selbst wenn Sie nur aufstehen und sich einen Meter weiter wieder hinsetzen. Wenn nötig, setzen Sie sich einen Timer und nutzen Sie die Zeit zum Durchatmen. Vielleicht können Sie ja sogar ein wenig länger Pause machen, als Sie es sonst tun würden und kochen sich etwas Leckeres? - Feste Arbeitszeiten
Halten Sie sich wenn möglich an feste Arbeitszeiten. Eine vordefinierte Struktur des Tages entlastet den Kopf mehr, als man meinen möchte. Mit festen Arbeitszeiten können Sie sich mental viel besser darauf einstellen und Arbeitszeit von Freizeit trennen. Ein schwammiges "Ich fange zwischen 7 und 9 an, je nachdem wann ich aus dem Bett komme" bringt auf Dauer nichts. Versuchen Sie, diszipliniert zu sein: Wenn Sie später anfangen, als Sie es im Büro tun würden, müssen Sie schließlich auch länger arbeiten als sonst. Das kann beim Blick auf die Uhr ganz schön deprimierend sein. - Jogginghose? Nein danke!
Natürlich können Sie im Homeoffe im Grunde genommen tragen, was Sie wollen. Manchmal gibt es vielleicht Videokonferenzen, bei denen Sie nicht unbedingt aussehen sollten, als wären Sie gerade aus dem Bett gekrochen, aber selbst dann sieht niemand, dass Sie noch Ihre Schlafanzughose tragen. Aber genau wie feste Arbeitszeiten kann auch entsprechende Kleidzung dazu beitragen, dass Arbeits- und Freizeit im Kopf besser voneinander getrennt werden können. Sich morgens so anzuziehen und im die Haare zu kümmern, als würde man gleich ins Büro fahren, hilft immens dabei, sich auf den anstehenden Arbeitstag einzustimmen und den Kopf auf "Arbeitsmodus" umzuschalten. - Ablenkungen reduzieren
Wenn man eh zuhause ist, kann man ja eigentlich auch eine Ladung Wäsche waschen. Oder den Abwasch machen, wenn man sich in der Küche eh gerade einen Kaffeee holt. Staubsaugen könnte man auch mal wieder ... Home-Office hat einen entscheidenden Nachteil: Die Ablenkungen sind viel größer und zahlreicher, als im Büro. Versuchen Sie, den Haushalt nicht während der Arbeitszeit zu erledigen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Erledigen Sie diese Dinge entweder vor oder nach der Arbeit. Falls Ihnen im Laufe des Tages der Gedanke kommt, etwas erledigen zu müssen, schreiben Sie es sich auf: So vergessen Sie es zumindest nicht. Selbes gilt für Ihren Arbeitsplatz: Am besten sollte dieser möglichst ablenkungsfrei gestaltet sein und nicht zu viele Dinge in Ihrem Blickfeld herumstehen, die nicht zur Arbeit gehören. Kontakte zu Familienmitgleidern lassen sich im Home-Office oftmals nicht komplett vermeiden, aber versuchen Sie hier, klare Grenzen zu ziehen: Während der Arbeitszeit sind Sie nicht ansprechbar. Wären Sie gerade im Büro, wäre das schließlich auch nicht möglich. Das gilt übrigens auch für Haustiere, selbst wenn die sich nicht wirklich etwas sagen lassen wollen. Die sind zwar glücklich, weil wir jetzt den ganzen Tag bei Ihnen sind, müssen aber genauso wie wir auch lernen, dass den ganzen Tag spielen und streicheln leider nicht möglich ist. - Kommunikation mit Kollegen
Ihnen fehlt das soziale Engagement mit Ihren Kolleg:innen? Vielleicht wäre ein Firmen-/Bürochat eine Überlegeung wert. Alternativ können Sie auch ein dauerhafte Konferenz starten: Jeder schaltet dabei das Video aus und sein Mikrofon stumm, außer es gibt gerade etwas zu bereden. So sind alle im selben "Raum" anwesend und man hat das Gefühl, trotz der Entfernung "miteinander" zu arbeiten. Fragen lassen sich außerdem so auch schneller klären.
Routinen schaffen ist die Lösung: Sobald sich eine Routine eingeschlichen hat, kostet es weniger bis keine Überwindung, eine Aufgabe in Angriff zu nehmen, Das gilt auch für Home-Office! Die ersten paar Wochen mögen ungewohnt sein, aber mit der Routine kommt der Flow. Wichtig ist aber vor allem, dass Sie eine klare Trennung schaffen zwischen der Arbeits- und Freizeit. Theoretisch kann man zuhause immer arbeiten, praktisch sollten Sie das zu Gunsten Ihrer Gesundheit allerdings lassen. "Keine Arbeit mit nach Hause nehmen" ist leider im Home.Office nicht möglich. Daher sind klare Grenzen wichtig. Wenn nötig, ziehen Sie am Ende der Arbeitszeit den Stecker vom Telefon und schalten den Router aus.
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