In Spanien war das Buch von Félix J. Palma ein Beststeller - und auch in Deutschland war dieser vor inzwischen schon fast 10 Jahren veröffentlichte Roman ein Geheimtipp vieler Buchhändler. So wurde auch mir der Titel empfohlen. Nach fast zwei Jahren habe ich nicht nur den ersten Band, sondern auch die beiden Folgebände beendet - und bin begeistert und zugleich doch verhalten.
Keine Sorge, es hat keine zwei Jahre gedauert, alle drei Romane der Landkarten-Trilogie komplett zu lesen, weil sie so umfangreich oder so langschweifig wäre. Den ersten Band las ich als Taschenbuch, den zweiten gleich hinterher - doch den dritten Teil gab es nie als Taschenbuch und so bin ich erst jetzt bei Beam wieder darauf gestoßen - rund 900 Seiten lesen sich auf einem Smartphone einfach besser, als wenn man ein dickes, gedrucktes Buch in den Händen halten muss.
Genauso weitschweifig, wie meine Einleitung zur Landkarten-Trilogie im Allgemeinen und dem ersten Teil, Der Landkarte der Zeit, im Speziellen ist, so ist auch Palmas Erzählstil. Palma plaudert vor sich hin - nicht unbegabt, aber doch so, dass man zu Beginn gar nicht so recht weiß, worauf die Geschichte hinauswill. Hauptfigur ist H.G. Wells, ein Autor der viktorianischen England, der unter anderem den Roman Die Zeitmaschine verfasst hat. Kann er dem jungen Andrew helfen, der gerne in die Vergangenheit zurückreisen möchte, um seine von Jack the Ripper ermordete Verlobte zu retten? Oder ist dazu doch eher Gilliam Murray fähig, der die tatsächliche Formel für Zeitreisen entdeckt hat und nun Zeitreisen ins Jahr 2000 verkauft?
Das erstaunliche bei Palma ist: Man weiß am Anfang nicht, dass Wells eine der Hauptfiguren ist. Man weiß nicht, worauf die Geschichte hinausläuft und wird massiv vom Autor getäuscht. Dieses Aha-Erlebnis zu einem späteren Teil macht das Buch im Rückblick so lesenswert, denn dieser Stil ist nahezu einzigartig.
Lässt man sich auf Palmas zeitweiliges Geschwafel ein, dass er durchaus gezielt einsetzt, um seine Leser auf die Folter zu spannen, dann gibt es eigentlich keinen Grund, nicht auch noch die weiteren beiden Bände zu lesen. Ganz an die Genialität vom ersten Teil reichen sie nicht mehr heran, da man nicht zwei Mal auf dieselbe Falle herinfällt ... oder doch? Doch, Palma schafft es erneut, in beiden Teilen. Nur Die Landkarte des Chaos - der dritteTeil - wird schließlich zugegeben auch ein wenig übersichtlich. Ich glaube es passiert selten, dass ich beim Lesen beschließe, nicht mehr alles verstehen und nachvollziehen können zu müssen.
Ist Palmas Landkarten-Trilogie nun eine Leseempfehlung? Der erste Band definitiv, für die beiden weiteren braucht man Geduld und Begeisterung für das Thema und die Figuren. Ich habe bis zum Ende durchgehalten, aber ohne den hohen Bonus, den Palma sich mit die Landkarte der Zeit bei mir erarbeitet hätte. So wollte ich unbedingt wissen, was das Ende für mich bereithält. Ob sich dies auch für Sie lohnt? Das lieber Leser, müssen Sie selbst herausfinden - so würde es Palma zumindest formulieren.
Reihenfolge der Viktorianischen Trilogie von Felíx J. Palma:
- Die Landkarte der Zeit
- Die Landkarte des Himmels
- Die Landkarte des Chaos
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