Seriensationell: "Die Nebelgeborenen" von Brandon Sanderson

In der Rubrik "Seriensationell" möchten wir Ihnen einige interessante Buchreihen und -serien vorstellen, die uns in ihren Bann gezogen haben.

Brandon Sanderson wurde 1975 in den USA geboren und hat als Kind gar nicht mal so gerne gelesen. Das änderte sich aber, als eine Lehrkraft ihm eines Tages einen Roman von Barbara Hambly in die Hand drückte. Danach versuchte sich Sanderson am Verfassen eigener Geschichten. 1994 begann er Biochemie zu studieren, wechselte aber einige Jahre später dann zu Literatur. Im Jahr 2000 machte er dann seinen Abschluss. Bis 2003 beendete Sanderson ganze 12 Romane, an denen aber zunächst kein Verlag Interesse zeigte. Dann meldete sich Tor Books und 2005 wurde Elantris als sein erster Roman veröffentlicht. Danach folgte "Kinder des Nebels", der erste Teil der Nebelgeborenen-Trilogie. Seitdem hat er nicht aufgehört, weitere Romane zu schreiben. Selbst als seine Verleger ihn zu einem Urlaub überredeten, schrieb er in der Zeit, in der er eigentlich Pause machen sollte, einen weiteren Roman. Seit 2005 ist jedes Jahr mindestens ein neuer Roman, eine Kurzgeschichte oder eine Graphic Novel von Sanderson erschienen.

2007 bat die Eherfrau und Verlegerin von Robert Jordan, Harriet McDougal, Herr Sanderson darum, das Werk ihres verstorbenen Ehemanns zu beenden. Die letzten drei Romane aus der Reihe "Rad der Zeit" stammen deshalb von ihm.

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Sandersons Gesetze der Magie

Brandon Sanderson legt wert auf durchdachte Magiesysteme. Dazu hat er drei Regeln aufgestellt:

  1. Die Fähigkeit eines Autors, Konflikte mithilfe von Magie zu lösen, ist direkt proportional dazu, wie gut die Leser diese Magie verstehen.
  2. Schwächen, Grenzen und Kosten von Magie sind interessanter als deren Kräfte.
  3. Der Autor sollte immer erst das bereits Vorhandene vertiefen und erweitern, bevor ein komplett neues Element im Magiesystem eingeführt wird; ansonsten verändert sich womöglich die Art und Weise, wie das Magiesystem in die fiktionale Welt passt.

An diese Regeln hält er sich auch. Tatsächlich merkt man in den Romanen, dass ihm viel daran liegt, dass wir die Magie hinter der Allomantie verstehen. Die Erklärungen dazu ziehen sich manchmal ein wenig und die Beschreibungen sind sehr genau und wiederholen sich auch teilweise. Aber lieber so, als ein halbgares System serviert zu bekommen und dann nur Bahnhof zu verstehen.

 

Die Nebelgeborenen (Mistborn) - Ära 1

Da ich erst im September diesen Jahres mit der Reihe angefangen habe, kann ich bisher nur einige Worte zur ersten Trilogie verlieren.

Insgesamt umfasst die Reihe bisher sieben Romane - die erste Trilogie der ersten Ära und vier Romane der zweiten Ära. Eine dritte und vierte Ära mit jeweils einer Trilogie sind in Planung. Grundsätzlich ist der Gedanke dieser Reihe, die Entwicklung einer Fantasywelt durch verschiedene Zeitalter zu begleiten und deren Entwicklung aufzuzeichnen.

 

Die Handlung

Sanderson selbst beschreibt Kinder des Nebels als "Raubüberfall-Geschichte einer jungen Frau, die von einer Bande Diebe rekrutiert und in Magie trainiert wird, um eine adelige Frau zu imitieren und dann gemeinsam den unterblichen Herrscher der Welt auszurauben (und hoffentlich zu stürzen). Zum Teil Ocean's Eleven, zum Teil Herr der Ringe (...)" (siehe hier)

Das fasst den ersten Band tatsächlich sehr gut zusammen. Die Trilogie ist eine epische High Fantasy Geschichte über Rebellion, Macht, Opfer und die Bedeutung des Glaubens in einer sehr düsteren Welt.

Die Welt von Scadriel, in der die Handlung spielt, ist von unnatürlichen Nebeln, die nachts plötzlich auftauchen, und einem stetigen Ascheregen geprägt. Die Sonne ist rot, die spärlich wachsenden Pflanzen braun. Die Nahrung ist knapp und die Gesellschaft gespalten: Der Adel gebietet über die Skaa, eine versklavte Unterschicht, während die Inquisitoren als übermächtige Handlanger den unsterblichen Herrscher unterstützen. Dieser regiert nun schon seit 1000 Jahren und nur noch wenige erinnern sich an die alten Geschichten von früher, als die Sonne noch gelb, die Pflanzen grün und die Welt frei von Asche war.

Vin wächst als gemeine Straßendiebin in dieser Welt auf. Als Kelsier sie findet, hat sie sich jahrelang als Mitglied von Diebesbanden herumgeschlagen. Vin scheint über eine gewisse Art von "Glück" zu verfügen, sodass Verhandlungen in ihrer Anwesenheit besser laufen. Sie selbst hat diese Fähigkeit nie vollends verstanden, aber Kelsier kann Antworten liefern und erklärt sich bereit dazu, sie in der Magie der Metalle zu unterweisen, wenn sie ihm im Austausch dazu bei seinem Plan hilft. So landet Vin in der handverlesenen Crew von Kelsier und die Gruppe macht sich daran, den größten Coup der Geschichte zu planen: Den Herrscher ausrauben und seinen kompletten Atium-Vorrat zu plündern. Atium ist ein besonderes Metall von immensem Wert, mit dem der Herrscher die Wirtschaft kontrolliert. Allerdings ist der Plan sehr gefährlich und viele Faktoren können zu einem Scheitern beitragen.

Vin soll im Zuge dessen eine Adelsfrau mimen, um die feine Gesellschaft der Hauptstadt zu infiltrieren und so hoffentlich an Insider-Informationen zu kommen. Dabei trifft sie auf Elant Venture, den Sohn eines mächtigen Nobelmannes, der die Ansichten seines Vaters und des Herrschers nicht teilt und von einer besseren Welt träumt.

Wie der Roman ausgeht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten: Nur so viel: Manchmal kann man das Beste im Sinn haben, aber über manche Faktoren hat man einfach keine Kontrolle. Besonders dann nicht, wenn Götter mit im Spiel sind.

 

Extrem gut durchdachte Fantasyreihe mit vielen überraschenen Twists

Zugegebenermaßen hat es eine Weile gedauert, bis ich wirklich drin war in dieser Welt, die Sanderson hier beschreibt. Das Thema von Raubüberfällen im Ocean's Eleven Stil ist nicht unbedingt eines, das mich interessiert. Aber in dieser Reihe geht es um so viel mehr als das. Zum einen handeln die Bücher vom Umgang mit Macht und welche Korruptionsgefahr diese birgt. Wie regiert man eine Welt, die immer am Rand des Untergangs entlangtanzt, wie ernährt man hundertausende Menschen, wenn sich wegen der Asche und den Nebeln immer weniger Nahrung anbauen lässt? Was tut man, wenn Leute ein neues Regime nicht akzeptieren? Während die Skaa um ihre Freiheit kämpfen, erforscht Sanderson die moralischen Kompromisse, die mit dem Streben nach Macht einhergehen. Er stellt die wichtige Frage, ob Macht zwangsläufig korrumpiert oder ob sie erfolgreich für das Wohl aller eingesetzt werden kann, wenn nur die richtige Person sie hat.

Da Sanderson selbst auch religiös ist, spielt aber auch der Glaube eine Rolle in diesen Romanen. Die Geschichte um Kelsier zeigt gut, welchen Einfluss religiöse Überlieferungen und Prohezeiungen haben, aber auch, wie sehr sich diese im Laufe der Zeit durch zahllose Überlieferungen verändern. Aber es wird auch deutlich, welche Macht eine Person erlangen kann, wenn sie als religiöse Gallionsfigur angesehen wird, auch wenn sie nicht über Geld, Land oder politischen Einfluss verfügt. An vielen Stellen müssen die Charaktere ihre eigenen Überzeugungen hinterfragen und ihre Sicht der Welt überdenken.

Jeder Roman hatte für mich einige Längen, bei denen ich nicht den Drang verspürte, unbedingt jetzt sofort weiterlesen zu müssen. Aber an jedem der drei Romane kam dieser Punkt unweigerlich und die konnte die Bücher nicht mehr weglegen. Die Art, wie Sanderson subtiles Foreshadowing betreibt und wie es einem dann plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt und man vergangene Passagen als Hinweise erkennt und plötzlich in anderem Licht sieht, ist wirklich meisterhaft. Ganz oft saß ich ungläubig da, weil Sachen passieren, mit denen ich wirklich nicht gerechnet habe. Ich kann die Bücher nur von Herzen weiterempfehlen und Brandon Sanderson hat in mir einen weiteren treuen Fan gefunden. 

Mit etwa 2880 Seiten Gesamtumfang ist die erste Trilogie der Reihe nicht gerade kurz. Allerdings kommt einem das beim Lesen gar nicht so lang vor, besonders wenn man die Bücher digital liest.


Reihenfolge der Mistborn-Reihe von Brandon Sanderson:

Wenn man neu in die Serie startet, bietet es sich an, mit der ersten Trilogie zu beginnen. Die Nebelgeborenen-Bücher gehören zu einem größeren Universum, dem sogenannten Cosmere, und hängen alle ein bisschen zusammen. Allerdings ist es laut dem Autor egal, mit welcher seiner Reihen man startet. Kinder des Nebels sei jedoch ein guter Einstiegspunkt für alle, die gerne Fantasy lesen.

Ära 1

  1. Kinder des Nebels (orig. The Final Empire)
  2. Krieger des Feuers (orig. The Well of Ascension)
  3. Held aller Zeiten (orig. The Hero of Ages)

Wer danach weiterlesen möchte, kann sich an Ära 2 machen, die aus vier Romanen besteht.

Die drei Romane der ersten Trilogie gibt es auch im Beam-Paket: Mistborn Trilogie

 


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