Es ist noch gar nicht lange her, da waren uneheliche Kinder ein großes Problem für Frauen, die ungewollt schwanger geworden waren. Von der traurigen, aber nicht unüblichen Umgangsweise damit erzählt Emily Gunnis in ihrem Debütroman.
Emily Gunnis ist die Tochter von Penny Vincenci, die in Deutschland mit der Lytton-Saga bekannt wurde. Zwar ist ihr Debütroman Das Haus der Verlassenen keine Familiensaga wie die erfolgreiche Lytton-Saga ihrer Mutter, Gunnis bedient aber ebenfalls eine vorwiegend weibliche Lesegruppe, die es historisch, spannend und dynamisch mag.
Die Geschichte vom Haus der Verlassenen ist schnell erzählt: Es geht um das Schicksal einer jungen Frau, die in ein Schwesternheim gebracht wird, in dem sie ihr uneheliches Kind zur Welt bringen soll. Nach der Geburt wird sie gezwungen, ihr Kind zur Adoption freizugeben und ihre Schuld abzuarbeiten. Daneben wird auch die Geschichte eines Zwillingspaares erzählt, das in diesem Haus geboren worden ist. Die Geschichte, die in den 1950ern spielt, wird in der Gegenwart von der Journalistin Sam recherchiert und so Stück für Stück für den Leser freigedeckt.
Das alles klingt auf den ersten Blick nicht spektakulär, ist aber tatsächlich richtig gut erzählt. Es gibt keine Längen und immer wieder spannende neue Zusammenhänge, die man so am Anfang nicht vermutet hätte. Schließlich geht es nicht mehr nur noch um eine einfache Lebensgeschichte, sondern auch um einen kleinen Kriminalfall.
Unsympathisch bleibt dabei die Protagonistin Sam: Fragwürdig sind insbesondere ihre Recherchetechniken, mit denen sie die Beteiligten auf freundliche Art und Weise unter Druck setzt. Scheinheilig ist zudem die Begründung, sich Sam zu öffnen, um die dunklen Geheimnisse endlich ans Licht zu bringen. Für Sam ist es nämlich lediglich eine gut recherchierte Geschichte, letztlich nur ein Sprungbrett für ihre bisher nicht zündende Karriere. Für die Betroffenen dagegen geht es um ein trauriges und grausames Schicksal, das ihr Leben bis heute bestimmt.
So spannend Gunnis Buch sich auch liest, es bleibt immer ganz nah an der Grenze zum Übertriebenen, Absurden. Bei genauem Nachdenken scheinen einige Dinge doch ein wenig an den Haaren herbeigezogen, genauso wie auch das fulminante Ende. Hier wäre etwas weniger auf jeden Fall mehr gewesen, denn so bleibt das Buch - wenn auch unbestritten zwischenzeitlich hochspannend - nah an der Grenze zum Groschenroman. Aber muss das unbedingt ein Makel sein, wenn das Buch gut unterhält?
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