Der neue Sylt-Roman: Die Strandvilla

Sylt ist die beliebteste deutsche Urlaubsinsel - was sollte es da Schöneres geben, als den passenden Urlaubsroman? Die Strandvilla erzählt die Geschichte der Seefahrerwitwe Moiken, die sich 1913 als Bäckerin auf der Insel beweist und zur Hoteliersgattin aufsteigt.

Anfangs ist es fast eine Geschichte wie aus dem Märchen: Moiken, 35 Jahre, mit einer Tochter im Teenageralter, steht nach dem Tod ihres Mannes mittellos dar. Sie sticht dem Hotelier Theodor von Lengenfeldt ins Auge, der ihr eine Übernachtung in seinem Hotel anbietet und sie als Bäckerin anstellt - und am nächsten Abend prompt zu einem Ball einlädt. Das Kleid dafür lässt er Moiken natürlich auch bringen. Während von Lengenfeldt um sie wirbt, kehrt auch Moikens Jugendliebe Boy auf die Insel zurück. Boy ist nicht nur Moikens große Liebe, sie ist sich zudem nicht ganz sicher, ob er nicht sogar der Vater ihrer Tochter ist.

Moikens teilweise etwas unglaubwürdiger, plötzlicher sozialer Aufstieg ist das eine, zudem wird die Handlung aber auch noch äußerst zäh vorangetrieben. Einige Passagen sind redundant: Nachdem von Lengenfeldt ihr sehr offensichtlich den Hof macht, müssen wir beim Lesen immer wieder an Moikens Gedanken teilhaben, warum der Hotelier so nett zu ihr ist. Dieser Erzählstil zeigt sich öfter: Immer wieder wird reflektiert und in Gedanken wiederholt, was durch die Handlung doch eigentlich offensichtlich ist.

Auch im Text lassen sich Redundanzen wie diese finden:

„Aber dieser Tag gehörte ihnen, und nichts sollte diese kostbaren Stunden mehr trüben. Im Gegenteil, dieser Tag sollte ihnen auf ewig in wunderschöner Erinnerung bleiben.“ (Auszug aus: Sina Beerwald. Die Strandvilla. Ein Sylt-Roman. E-Book-Ausgabe)

Manches wirkt zudem für die damalige Zeit ein wenig deplatziert. Moiken hat beispielsweise im Buchhändler der Insel einen guten Freund, mit dem sie über alles spricht. So gibt er ihr im Laden ganz lockere Ratschläge:

„Mit gerunzelter Stirn wiegte Julius den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Theodor dir wirklich zürnt. Dafür liebt er dich viel zu sehr.“ (Auszug aus: Sina Beerwald. Die Strandvilla. Ein Sylt-Roman. E-Book-Ausgabe)

Moiken wirkt ziemlich eigenständig und emanzipiert und befindet wenige Monate nach der Geburt ihres zweiten Kindes, es sei „nicht notwendig, dass ich mit einem kleinen Kind zu Hause hocke.“

Sie will endlich den leerstehenden Strandpavillon zu einem Café verwandeln, in dem sie ihre eigenen Kuchen verkaufen kann. Obwohl der Pavillon Theodor von Lengenfeldt gehört, hat der Buchhändler den Pavillon bereits unentgeltlich für sie renoviert.

Der Roman endet mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges und einer prophetischen Bemerkung von Moiken:

„Denn trotz allem bot ihnen die Einquartierung der deutschen Soldaten auch Schutz und die Gewissheit auf tägliche Nahrung, solange es nicht zu Bombenangriffen kam.“ (Auszug aus: Sina Beerwald. Die Strandvilla. Ein Sylt-Roman. E-Book-Ausgabe)

Von einer Frau, die ihre Insel noch nie verlassen hat, wird hier mit Bombenangriffen eine Kriegsführung erwähnt, die sich erst noch entwickeln sollte.

Der zweite Band, der 2021 erscheinen wird, stellt Moiken wahrscheinlich wieder vor größere Herausforderungen. Wer die Erzählweise und die Art der Figuren mag, kann im zweiten Teil erleben, wie Moiken das Hotel von Theodor von Lengenfeldt zu retten versucht.

 


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