Die neue Saga von Jeffrey Archer: Schicksal und Gerechtigkeit

Noch nie wurde eine Neuerscheinung von Jeffrey Archer nahezu zeitgleich mit der englischen Originalausgabe veröffentlicht. Und auch sonst scheint 2019 das Archer-Jahr zu sein: Gleich sechs weitere Titel wurden inzwischen neu aufgelegt oder neu veröffentlicht, um der durch die Clifton-Saga entfachten Nachfrage nachzukommen. Wird es da nicht langsam etwas zu viel mit Jeffrey Archer? Wir schauen uns an, was der neueste Titel, der Auftakt zur neuen Warwick-Saga, zu bieten hat.

Schicksal und Gerechtigkeit das ist mal wieder ein Titel, der zu Jeffrey Archers monumentalem Erzählstil passt. Man könnte ihn sogar als bezeichnend für die meisten seiner Romane nehmen, in denen es fast immer um den Aufstieg eines Mannes beziehungsweise seine Familienimperiums geht. In einer Welt zwischen Banken, Börsen, Politik, Yachten und wertvollen Kunstgegenständen müssen sich Archers pfiffige Protagonisten behaupten und schaffen es im letzten Moment immer, über ihre Gegner zu triumphieren.

Doch Schicksal und Gerechtigkeit ist in gewisser Weise anders, denn dieses Mal ist der Protagonist kein Firmenvorstand oder Politiker, sondern ein einfacher Ermittler bei der Polizei. Die ungewöhnliche Verlagerung in dieses Setting lässt sich aber leicht erklären: In der Clifton-Saga, Archers siebenbändigem Familienepos, das zwischen 2015 und 2016 erschien, schreibt der Protagonist Harry erfolgreiche Romane über einen gewissen Kommissar William Warwick. Nach unzähligen positiven Leserzuschriften hat sich Jeffrey Archer nun entschlossen, diesen Roman aus seinem Roman Wirklichkeit werden zu lassen.

Für alle Fans von Archers monumentaler Erzählweise besteht kein Grund zur Sorge, dass diese neue Roman in irgendeiner Weise vom alten Erzählmuster abweichen würde. Auch wenn Schicksal und Gerechtigkeit in einem anderen Setting spielt, die typischen Zutaten eines Archer-Romans sind alle versammelt: Da wäre zum Einen William Warwick selbst, ein brillanter Kopf mit tadellosem Elternhaus - sein Vater ist ein berühmter Anwalt. Zum Anderen geht Warwick eben doch keinen ganz normalen Entwicklungen nach, sondern wird bei Scotland Yard in der Abteilung für Kunst und Antiquitäten eingesetzt. Es geht also nicht um blutrünstige Morde, sondern gestohlene Gemälde und gefälschte Erstausgaben berühmter Bücher.

William Warwick ermittelt an mehreren Fällen gleichzeitig, sodass es nie komplett langweilig wird. Auch hat Jeffrey Archer meist einen kleinen Kniff oder eine Überraschung eingebaut. Auch sind die Dialoge der Gerichtsprozesse, die einen bedeutenden Teil einnehmen, spitzfindig und spannend zu verfolgen.

Dennoch tritt bei all dem irgendwann ein gewisser Ermüdungseffekt ein. Nach so vielen Veröffentlichungen von Archer zeichnet sich einfach ein Muster ab, das man erkennt, auch ohne Literaturwissenschaft studiert zu haben. Auch wenn Warwicks Fälle an sich spannend sind, sind die Entwicklungen an sich also meist vorhersehbar. Anders als bei beispielsweise der Clifton-Saga, wo die Familiengeschichte mit der Handlung vorangebracht wird, fehlt es bei der Warwick-Saga ein wenig an einem durchgängigen Handlungsstrang neben den Fällen selbst.

Warwick eilt von Fall zu Fall und wird dies wahrscheinlich auch im zweiten Band genauso erwartbar wie im ersten tun. Ob dies Potenzial für eine längere Romanreihe bietet, ist nicht eindeutig. Abhängig wird dies wohl auch davon sein, ob Archer mit diesem Buch auch Krimi-Fans begeistern kann.


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