Filmrezension: Replicas (2018)

Titel: Replicas
Genre: Science Fiction
Besetzung: Keanu Reeves, Alice Eve, Thomas Middleditch, John Ortiz
Regie: Jeffrey Nachmanoff
Jahr: 2018
Dauer: 107 Minuten
Schauen auf: Netflix, Amazon Video

"Replicas" ist ein amerikanischer Science Fiction Film aus dem Jahr 2018. Der Trailer und das Wissen um die Starbesetzung und ein Budget von etwa 30 Millionen Dollar ließ auf richtig gute Unterhaltung hoffen. Leider ist aber bei der Umsetzung einiges schiefgelaufen und so sorgt der Film beim Anschauen für einige Fragezeichen und das Gefühl, sein Potential nicht erfüllt zu haben.

Die Idee an sich ist nämlich gut und wirft einige ethische Fragen in den Raum: Wenn wir die technischen Möglichkeiten von Bewusstseinstransfer und Klonen hätten, wäre es dann richtig, Verstorbene auf diesem Weg wieder zurückzuholen?

William Foster (Keanue Reaves) arbeitet für das Unternehmen Biodyne daran, das menschliche Bewusstsein auf Maschinen zu übertragen. Der Roboter an sich funktioniert, auch das Extrahieren des menschlichen Bewusstseins klappt, doch der Transfer dieses Bewusstseins auf die Maschine bleibt erfolglos: Objekt 345 zerstört sich selbst, voller Panik, immer wieder fragend: "Wer bin ich?". Foster und sein Team stehen vor einem Rätsel und das ganze Projekt steht auf dem Spiel. Wenn der Transfer nicht gelingt, werden keine weiteren Gelder für die Forschung bereitgestellt.

Foster arbeitet an einer Lösung, als ein Schicksalsschlag ihn vor eine schwere Entscheidung stellt. Das Speichern des Bewusstseins eines Toten klappt schließlich, also warum nicht diese Technik nutzen, um Verstorbene, die nicht nur unbekannte Versuchspersonen sind, zu "retten"? Weil es mit den Robotern aber nach wie vor Probleme gibt, entscheidet sich Foster dafür, dass ein Transfer in ein echtes, menschliches Gehirn erfolgen muss und überredet seine Kollegen, der an der Perfektionierung des Klonenes arbeitet, ihm zu helfen. Und hier beginnt der Film leider mit seinen zahlreichen Dei ex Machinae und wenig glaubhaften Antworten: Anstatt die gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, was an und für sich schon genügend interessanten Stoff für den Film mit sich bringen würde, wird wie aus dem Nichts eine andere Lösung hervorgezaubert, die aus irgendeinem Grund dann sogar funktioniert. Das Klonen von Menschen klappt und auch der Bewusstseinstransfer in den neuen Körper funktioniert. Natürlich gibt es aber auch diverse Probleme, zum Beispiel wenn der Klon nicht herausfinden soll, dass er ein Klon ist und dafür bestimmte Erinnerungen - nun ja, nennen wir es mal "modifiziert" werden müssen. Dafür kann das Gedächtnis der Klone sogar wie bei Google mit einem Suchalgorithmus nach bestimmten Schlagwörtern durchsucht werden, um dann ganz gezielt Erinnerungen zu löschen. Ich mach mir die Realität, wie sie mir gefällt ... oder so. Wenn die Technik schon so weit fortgeschritten ist, wundert es doch, dass das menschliche Bewusstsein noch nicht in eine Meschine übertragen werden kann. Aber schließlich findet Foster dafür doch noch eine Lösung, die sogar fast logisch erscheint. Der Film könnte mit dieser Entdeckung enden, aber was wäre ein solcher Film ohne einen Plottwist, den so mancher vielleicht von Beginn an hat kommen sehen? Für mich jedenfalls war es keine große Überraschung, als mehr Details über das ganze Forschungsprojekt ans Licht kamen.

Alles in allem fand ich die Idee zum Film großartig, aber leider wollte man zu viel. Selbst gute schauspielerische Leistungen können ein mäßiges Drehbuch nicht rausreißen und in diesem Fall erscheint selbst Keanu Reeves etwas farblos und halbherzig. Insgesamt wirken alle Figuren platt und leblos, was durch die Handlung, die wohl actionreich und gleichzeitig tiefgründig sein wollte, nicht gerade verbessert wurde. Immer wieder gibt es Punkte, an denen wirklich bedeutende Fragen gestellt werden, die aber leider ohne definitive Antwort bleiben. Haben Menschen eine Seele? Wie können wir entscheiden, wer weiterleben darf und wer nicht? Können wir das überhaupt entscheiden? Ist es moralisch nicht etwa verwerflich, in den Erinnerungen von anderen herumzupfuschen, weil man es für das Beste hält?

Manchmal erscheint der Film wie Science Fiction, manchmal wie ein Thriller, im nächsten Moment ist es ein Drama - und kein Genre ist so richtig zu Ende gedacht. Gerade was das Thema Science Fiction angeht, hätte ich mir gewünscht, dass die entsprechenden Elemente etwas ausgereifter und in sich logischer wären. Auch ohne einen Abschluss in Hirnforschung, Ingenieurswissenschaft und Medizin war klar, dass da einiges nicht passen kann. Stattdessen gibt es einen regelrechten Flickenteppich aus Ideen und Ansätzen, die bisweilen sogar aus anderen Filmen sehr bekannt sein dürften ("I, Robot" zum Beispiel oder "Die Insel"). Visuell wiederum fühlte ich mich stellenweise an Iron Man erinnert, denn die von Biodyne verwendete Technik wirkt wie etwas, das Tony Stark entworfen hat. Außerdem würde mich die Höhe der Stromrechnung interessieren, die Foster nach der Handlung des Films unweigerlich im Briefkasten vorfinden muss.

Alles in allem eher enttäuschend. "Replicas" ist ein Film, den man am Besten gemeinsam anschaut, um nebenbei die Implausibilität der Handlung zu diskutieren. Zeit genug ist dafür nämlich und es ist auch nicht schlimm, wenn man dadurch die Dialoge verpasst. Keanu Reeves wirkt ein bisschen, als hätte er über die Handlung intensiv nachgedacht und dann entschieden, dass das jetzt auch nichts mehr bringt und er jetzt halt einfach das Beste daraus macht. Schade! Das hätte richtig gut werden können. 2/5 Sternen, aber auch nur, weil ich sehen kann, was der Film eigentlich sein sollte. 


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