Rezension: Das Flüstern der Bäume

Auch wenn dieser Roman bereits vor zwei Jahren erschienen ist, muss ich ihn für Beam unbedingt vorstellen: Für alle, die Familiensagas mögen, ist er ein absoluter Lesetipp!

 

Das sagt der Klappentext: 

Cover Michael Christie: Das Flüstern der Bäume

Michael Christie: Das Flüstern der Bäume

Erscheinungsdatum: 05.10.2020 - Verlag: Penguin Verlag - Seitenzahl: 560 - Originaltitel: Greenwood

Jacinda Greenwood weiß nichts über ihre väterliche Familie, deren Namen sie trägt. Sie arbeitet als Naturführerin auf Greenwood Island, doch die Namensgleichheit, so glaubt sie, ist reiner Zufall. Bis eines Tages ihr Ex-Verlobter vor ihr steht. Im Gepäck hat er das Tagebuch ihrer Großmutter. Jahresring für Jahresring enthüllt sich für Jacinda endlich ihre Familiengeschichte. Seit Generationen verbindet alle Greenwoods eines: der Wald. Er bietet Auskommen, ist Zuflucht und Grund für Verbrechen und Wunder, Unfälle und Entscheidungen, Opfer und Fehler. Die Folgen all dessen bestimmen nicht nur Jacindas Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Wälder …

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Rezension zu "Das Flüstern der Bäume" von Michael Christie:

Aufmerksam geworden bin ich auf Das Flüstern der Bäume eigentlich nur durch eine Aktion des Verlags. Beim Durchlesen der Rezensionen stellte ich fest, dass die Meinungen zu diesem Roman durchaus kontrovers sind: So finden sich einige begeisterte Leser*innen, die die mehrschichtige, vier Generationen übergreifende kanadische Familiensaga loben, aber auch andere Leser*innen, die Das Flüstern der Bäume gerade für seine Komplexheit kritisieren. Diese kontroversen Ansichten haben mich wiederum neugierig gemacht.

Auf den ersten Blick hat der Roman Potenzial: Es geht um Bäume, es geht um vier Generationen - die alle beruflich irgendetwas mit Bäumen zu tun haben -, es geht um Kanada und es geht um ein großes Familiengeheimnis. Die Geschichte beginnt 2038 in einer dystopischen Welt, in der fast alle Bäume abgestorben sind. Jake lebt in einem der letzten Reservoires und arbeitet dort als eine Art Waldführerin. Das Reservoire ist nicht im staatlichen Besitz, sondern gehört einem privaten Unternehmen. Und so interessiert es das Unternehmen auch zunächst nicht, dass Jake bemerkt, dass auch hier die ersten Bäume von einer mysteriösen Krankheit befallen werden.

Die Familiengeschichte wird nun rückwärts erzählt über die Jahre 2008 (Jakes Vater), 1974 (Jakes Großmutter), 1934 und 1908 (beide Jakes Urgroßvater). Angekommen bei 1908 geht es mit dem Wissen, das man bis dahin gesammelt hat, wieder vorwärts bis in die Gegenwart. Schon alleine diese erzählerische Konstruktion, die trotz allem nicht unübersichtlich wird, ist eine brillante Leistung.

Zusätzlich hält die Geschichte viele spannende Wendungen bereit. Vom Holzmagnaten über die Hippiemutter bis hin zu Waisen, einer Mätresse und einem straffälligen Onkel, der ein Baby entführt und ermordet hat, ist alles dabei. Der Hintergrund bleibt dabei in fast jeder Epoche düster: 1934 beherrschen die Auswirkungen der Großen Depression die Gedanken der Protagonisten, 1974 der saure Regen und die Endlichkeit von Ressourcen - und 2038 scheint die Natur dem Untergang geweiht. Und trotz allem zeigt Das Flüstern der Bäume auch: Egal, wie aussichtslos die Lage erscheint, es geht immer weiter. Ob es allerdings nach 2038 weitergeht, bleibt offen.

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